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Zürcher Bauunternehmer warnt Velofahrer vor brenzligen Situationen

Der tödliche Velounfall in Wiedikon passiert beim Abbiegen eines Lastwagens. Die Gefahr steckt dabei im Toten Winkel.
Der tödliche Velounfall in Wiedikon passiert beim Abbiegen eines Lastwagens. Die Gefahr steckt dabei im Toten Winkel.

Zürcher Bauunternehmer warnt Velofahrer vor brenzligen Situationen

Erneut ist eine Velofahrerin in Zürich nach einem Crash mit einem Lastwagen gestorben. Silvan Eberhard des Bauunternehmens Eberhard weiss, wie flink sich Radler durch den Verkehr schlängeln können. Er wünscht sich mehr Vorsicht.
21.06.2024, 16:4721.06.2024, 17:55
Bettina Zanni / ch media
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Für eine 24-jährige Velofahrerin kam jede Hilfe zu spät. Am Donnerstag kollidierte sie in Wiedikon mit einem Lastwagen, der in die Talwiesenstrasse einbog. Bereits 2022 kam es in Wiedikon zu einem tödlichen Unfall zwischen einer Velofahrerin und einem Lastwagenfahrer. Auf der Badenerstrasse erfasste ein Betonmischer eine 25-jährige Velofahrerin.

Silvan Eberhard, Leiter Logistik und Mitglied der Geschäftsleitung des Zürcher Bauunternehmens Eberhard, gehen solche Ereignisse besonders nah. Auch er verfügt über den LKW-Führerausweis. «Kein Chauffeur will einen Menschen töten. Zusammenstösse mit Velofahrern gehören zu den Horrorvorstellungen unseres Berufsalltags», sagt Eberhard. Im März wurde genau dies für einen seiner Chauffeure Realität: Ein 81-jähriger Velofahrer stiess mit dessen Lastwagen zusammen und verstarb noch auf der Unfallstelle.

«Höchstens einen psychischen Schaden»

Die Situation sei für den Chauffeur sehr belastend gewesen, sagt Eberhard. Inzwischen arbeite dieser wieder. Die noch laufenden Ermittlungen machten die Situation für ihn nicht einfacher. «Dennoch tragen Chauffeure von solchen Unfällen im Gegensatz zu den Opfern höchstens einen psychischen Schaden – gegen die extreme Masse eines Lastwagens hat kein Velofahrer eine Chance.»

Die meisten Unternehmen legen laut Eberhard grossen Wert auf die Sicherheit und die Technik in den Fahrzeugen. «Auch wir investieren bei unseren Lastwagen viel Geld in zusätzliche Kameras und Sensoren.» Trotzdem könne ein toter Winkel nicht ausgeschlossen werden. «Eine der brenzligsten Situationen im Strassenverkehr für jeden Chauffeur ist, wenn ein Velofahrer neben dem Lastwagen herfährt», sagt Eberhard. Um Schulkinder für den Toten Winkel zu sensibilisieren, machten sie regelmässig Totwinkelschulungen an den Volksschulen.

Velofahrende sollten zweimal überlegen

Wie es zum tödlichen Zusammenstoss auf der Birmensdorferstrasse am Donnerstag kam, ist zurzeit noch unklar. Die Polizei ermittelt.

Der Bauunternehmer ist selbst leidenschaftlicher E-Bike-Fahrer. Er weiss, wie flink sich Velofahrende durch den Verkehr schlängeln können, aber auch, wie schnell sie sich selbst in Gefahr bringen können.

Wünschenswert wäre für Eberhard aus Chauffeursicht, dass sich Velofahrende zweimal überlegen, ob es sich lohnt, das Risiko eines Zusammenstosses mit einem LKW einzugehen, um vielleicht fünf Sekunden schneller zu sein. Entschärft würde die Situation seiner Meinung nach auch, wenn es in der Stadt zu einer Entflechtung von Velowegen und Strassen käme.

Tatsächlich entsteht in der Stadt Zürich in den nächsten Jahren ein langes Netz mit durchgehenden und sicheren Velorouten. Der Fokus liegt dabei auf den Velovorzugsrouten. Kürzlich informierte das Sicherheitsdepartement über den Plan einer solchen auf der Thurgauerstrasse, was auf Widerstand stiess.

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