Er malt über Dinge, für die es kaum Worte gibt. Der 22-jährige Zürcher Noah Di Bettschen ist Vollzeitkünstler und will in seiner Kunst die Verwirrtheit der Gesellschaft festhalten. Die Gesellschaft befinde sich zwischen dem Drang der ständigen Selbstoptimierung und der Suche nach Frieden – zwischen Selbstliebe und Egoismus.
Der Vater von Noah Di Bettschen war der Hauptgrund für eines seiner bekanntesten Projekte. Vor 17 Jahren starb Noah Di Bettschens Vater. Dieser litt unter einer Heroin-, Kokain- und Alkoholsucht. «Mein Vater war aber mehr als nur ein Junkie. Er war ein hypersensibler Mensch», hält der Künstler fest. Vom Wort «Junkie» hält Di Bettschen generell nicht viel: «Das heisst sozusagen Müllmensch. Das zeigt wie zynisch wir Menschen sind.»
Der 22-Jährige hatte deswegen in einem seiner Projekte Drogenabhängige in der Schweiz porträtiert. Die gemalten Portraits von den Suchtbetroffenen hat Di Bettschen den Portraitierten selbst geschenkt. Doch neben den verschenkten Portraits ist auch eine siebenteilige Dokumentation zu den Süchtigen entstanden.
Dieses Projekt ermöglichte es ihm, eine Seite zu zeigen, welche die Gesellschaft nicht sehen will. Das seien alles Menschen, die Stärke und Talente in sich tragen, so wie wir alle. «Aber auch Wahnsinn und Zerbrechlichkeit steckt in uns allen. Drogenabhängige haben einfach noch keinen Umgang damit gefunden», erklärt Di Bettschen.
Er selbst habe seinen Umgang mit dem eigenen Wahnsinn und Zerbrechlichkeit in der Kunst gefunden. «Ich halte es nicht mal mehr aus, eine Zigarette zu rauchen. Ich will diesen Dreck nicht in meine Seele lassen», erklärt er seine Ambivalenz zu Substanzen-Konsum. Der Zürcher kämpfte mit 16 Jahren selbst gegen Depressionen und Alkoholmissbrauch, bevor er die Kunst als Ventil fand.
Er litt unter dem Verlust seines heroinabhängigen Vaters. So begann er seine Gefühle aufzuschreiben, bis ihm die Worte fehlten und er seine Emotionen in Bilder wandelte. Mittlerweile kombiniert der Zürcher das Geschriebene mit dem Gemalten. So gehören einzeln geschriebene Sätze auf den Kunstwerken mittlerweile fast schon zu Noah Di Bettschens Handschrift.
Wie er mit der eigenen Verletzlichkeit umgeht, zeigt der Zürcher auch in seinen neuen Kunstwerken. In diesen behandelt der 22-Jährige zwar ein neues aber gleichwohl kritisches Thema. «Es zeigt die Naturverbundenheit im Kontrast zum gesellschaftlichen Überkonsum. Unser System ist zu verschwenderisch», hält Di Bettschen fest. Die Ausstellung macht er gemeinsam mit seiner Frau Anais Decan.
«Ich male mich selbst in Situationen, in denen ich mich schäme», beschreibt der 22-Jährige die neuen Selbstportraits von sich und seiner Frau. In diesen setzt er sich mit Naturkatastrophen und dem generellen Konsumverhalten auseinander.
Wer die neuste Kunst von Noah Di Bettschen begutachten will, kann das vom 7. November bis 17. November in der Kunstwerkstube in Baden.