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Tiefe Strompreise: Warum Zürcherinnen 2024 trotzdem mehr zahlen müssen

Tiefe Strompreise: Warum Zürcherinnen 2024 trotzdem mehr zahlen müssen

Auch im Jahr 2024 soll der Strom in der Schweiz wieder teurer werden. Die Strompreise steigen um durchschnittlich 18 Prozent.
Auch im Jahr 2024 soll der Strom in der Schweiz wieder teurer werden. Die Strompreise steigen um durchschnittlich 18 Prozent.
Strom ist an der Börse derzeit spottbillig. Dennoch müssen Zürcherinnen und Zürcher ab dem 1. Januar 2024 deutlich mehr für Strom zahlen als 2022. Warum ist das so?
31.12.2023, 10:0302.01.2024, 06:55
Gioia Niessner / ch media

Im Jahr 2024 kostet der Strom an der Börse 9,5 Rappen pro Kilowattstunde. Das sind 40 Prozent weniger als im vergangenen Sommer. Die Marktpreise sind derzeit so tief wie seit Februar 2022 nicht mehr – als der Krieg in der Ukraine ausgebrochen war. Trotzdem zahlen private Haushalte ab Neujahr 20 Prozent mehr für Elektrizität – im Kanton Zürich sogar noch mehr.

Zürcher Haushalte zahlen für Strom doppelt so viel wie 2022

Denn noch teurer als im Schweizer Durchschnitt wird es für Zürcherinnen und Zürcher, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Im Versorgungsgebiet des Elektrizitätswerks Zürich (EKZ) kostet der Strom im neuen Jahr 19 Rappen pro Kilowattstunde. Das entspricht einer Erhöhung um 60 Prozent. Zusammen mit Abgaben und Nutzungsgebühren müssen Zürcher Haushalte neu 31 Rappen pro Kilowattstunde zahlen – das ist fast doppelt so viel als vor zwei Jahren. Im ganzen Kanton Zürich steigt der Strom, ausser in drei Gemeinden.

Zwei Personen, die in einer 3-Zimmer-Wohnung leben, zahlen neu ungefähr 350 Franken mehr pro Jahr, rechnet die Zeitung vor. Familien, die in Einfamilienhäusern mit Wärmepumpe wohnen, müssen 2024 sogar über tausend Franken mehr zahlen als noch im Jahr 2022. Was steckt hinter diesem Anstieg trotz tiefen Strompreisen und keinem Strommangel?

Axpo erzielte 2022/23 ausserordentlich gutes Ergebnis

Haushalte müssen Strom bei lokalen Stromversorgern beziehen. Diese legen die Tarife fürs neue Jahr bereits im August fest, dies ist gesetzlich so vorgeschrieben. Im vergangenen August rechneten die Stromversorger mit höheren Strompreisen, als dies jetzt tatsächlich der Fall ist.

EKZ-Sprecherin Sophia Siegentahler begründet die Differenz damit, dass der Strom für das neue Jahr im Voraus beschafft worden sei. Konkret: zwischen Mai 2021 und April 2023. Damals seien "die Preise am Markt zwischenzeitlich auf nie dagewesene Rekordwerte gestiegen».

Obwohl die EKZ-Sprecherin betont, dass man keinen Gewinn mache mit Privatkunden, entspricht das nicht der ganzen Wahrheit. Denn das EKZ besitzt zusammen mit dem Kanton Zürich 37 Prozent der Axpo, dem grössten Stromanbieter der Schweiz. Die Axpo erzielt mit den hohen Strompreisen hohe Gewinne – im Herbst sogar ein «ausserordentlich gutes Ergebnis» mit Milliardenüberschuss.

Diese grossen Gewinne stammen laut Axpo-Sprecher Martin Stucki jedoch grösstenteils von internationalen Kunden. Mit Schweizer Kundschaft habe man nur «marginal» zum Gewinn beigetragen. Konkrete Zahlen weist der Stromkonzern jedoch nicht aus.

Vom guten Geschäft profitieren auch die Kantonsregierungen. Als Miteigentümerinnen der Axpo erhalten die Kantone Zürch, Aargau, Schaffhausen, Zug und Glarus jeweils einen Teil des Gewinnes. So viel zahlst du künftig in deiner Gemeinde.

(gin)

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