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Zürich und Schaffhausen wollen mit dem Rheinfall Strom erzeugen

Naturspektakel und potentieller Stromlieferant: der Rheinfall.
Naturspektakel und potentieller Stromlieferant: der Rheinfall.Bild: KEYSTONE/MELANIE DUCHENE

Zürich und Schaffhausen wollen mit dem Rheinfall Strom erzeugen

Der Rheinfall ist eine der grössten touristischen Attraktionen der Region. Die Kantone Zürich und Schaffhausen wollen seine Wassermassen für die Stromgewinnung nutzen. Streit ist vorprogrammiert.
11.07.2024, 11:3611.07.2024, 11:40
Oliver Schneider / ch media
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Wenn es so oft regnet wie im Sommer 2024, rauschen fast eine Million Liter Wasser pro Sekunde den Rheinfall herunter. Seit langem wird diskutiert, ob und wie man diese Wassermassen für die Stromerzeugung nutzen könnte. Nun nimmt ein Projekt der Kantone Zürich und Schaffhausen einen neuen Anlauf – und trifft prompt auf Widerstand.

Geplant ist ein unterirdisches Laufkraftwerk auf der Zürcher Seite des Rheins, wie die «NZZ» schreibt. Das Wasser, maximal 125'000 Liter pro Sekunde, soll noch vor dem Rheinfall aus dem Fluss abgezweigt werden. Durch einen 330 Meter langen Druckstollen geleitet würde es dann nach dem Rheinfall bei Dachsen wieder in den Rhein fliessen.

Kraftwerk kann fünf Windturbinen ersetzen

So gebaut, könne das Kraftwerk jährlich 70 Gigawattstunden Strom produzieren. Das entspreche der Leistung von fünf grossen Windturbinen. Für die Kantone Zürich und Schaffhausen sei der Rheinfall die einzige Möglichkeit, die Wasserkraft in der Region auszubauen.

Das Projekt ist bereits Ziel von Kritik, tangiert es doch ein touristisches Wahrzeichen und ein Wunder der Natur gleichermassen. Martina Munz, Schaffhauser SP-Nationalrätin und Präsidentin der Gewässerschutzorganisation Aqua Viva, sieht das Projekt bereits zum Scheitern verurteilt. Sie befürchtet unter anderem, dass ein Kraftwerk den Rheinfall schwer beeinträchtigen könnte. Bis zu ein Fünftel des Wassers würde ihm dadurch entzogen.

«Als würde man Solarpanels am Matterhorn installieren»

Munz hat wenig Verständnis für die Argumente der Kraftwerks-Befürworter. Jede andere Region würde das Naturdenkmal schützen und in Szene setzen, anstatt es zu schmälern, lässt sie sich in der NZZ zitieren. «Das ist, als würde man Solarpanels am Matterhorn installieren.» Zumal bereits an zwei Orten um den Rheinfall Strom erzeugt wird, im Kraftwerk Rheinau wenige Kilometer flussabwärts und in einem kleinen Laufkraftwerk am rechten Ufer.

Völlig anders beurteilt der Schaffhauser FDP-Regierungsrat Martin Kessler das Projekt. Er ist im Kanton für die Energie-, Verkehrs-, Bau- und Umweltpolitik zuständig. Er begrüsst den Schritt des Kantons Zürich, das Kraftwerk am Rheinfall in den Richtplan aufzunehmen.

Wahrnehmen würde man das fehlende Wasser vor allem bei mittleren Abflussmengen. Fliesst besonders wenig oder viel Wasser den Rhein hinab, sei der Unterschied kaum zu bemerken. «Das Kraftwerk wird dem Naturschauspiel Rheinfall nicht schaden», sagt Kessler.

Ob das neue Kraftswerksprojekt am Rheinfall Realität wird, entscheidet am Ende die Schaffhauser Stimmbevölkerung.

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