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Lehrpersonen ohne Diplom weiter zugelassen – Lehrerverband ist wütend

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Bild: KEYSTONE/DPA/JULIAN STRATENSCHULTE

Lehrpersonen ohne Diplom weiter zugelassen – Lehrerverband ist wütend

Der Lehrermangel besteht im Kanton Zürich weiterhin. Der Zürcher Lehrerverband kritisiert, dass die Regierung das Problem nicht an der Wurzel packe.
14.03.2023, 09:3914.03.2023, 10:02
Bettina Zanni / ch media
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Die Schulen im Kanton Zürich kämpfen weiterhin mit einem Mangel an Lehrkräften. Bei der Stellenbesetzung für das Schuljahr 2023/24 zeichne sich eine ähnliche Situation wie im Vorjahr ab, teilte die Bildungsdirektion des Kantons Zürich am Dienstag mit. Verschärft hat sich die Situation in den Sekundarschulen. In der Sekundarschule verzeichnet sie eine Zunahme der ausgeschriebenen Stellen.

Die Bildungsdirektion sieht die seit Jahren steigenden Zahlen der Schülerinnen und Schüler und der allgemeine Arbeitskräftemangel als Grund für die weiterhin angespannte Stellensituation. Die Zahl an Geflüchteten verschärfe die Stellensituation in der Volksschule zusätzlich. Mittelfristig rechnet die Bildungsdirektion mit einer leichten Entspannung auf dem Stellenmarkt der Lehrpersonen.

Zeitliche Überlastung sei Hauptursache

Der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) übt scharfe Kritik an der Regierung. «Das war absehbar, weil der Kanton das Problem weiterhin nicht bei den Wurzeln angeht», schrieb der ZLV in einer Medienmitteilung. Diese verschickte der Verband unter dem Titel «Notstand Lehrpersonenmangel: Wann geht die Regierung das Problem endlich bei den Wurzeln an?»

Der ZLV bezeichnet es als beschwichtigend und verharmlosend, dass die Bildungsdirektion mittelfristig mit einer «leichten Entspannung» der Situation rechne. «Die Hauptursachen des Lehrpersonenmangels im Kanton Zürich sind die permanente zeitliche Überlastung und das Schülerwachstum», wird ZLV-Präsident Christian Hugi zitiert. Zürich habe schon heute landesweit die grössten Klassen und Zürcher Lehrpersonen leisteten im Schnitt rund acht Wochen Überzeit. «Viele reduzieren ihre Pensen, um nicht auszubrennen.»

Der ZLV fordert den Regierungsrat dazu auf, sofort mit konkreten Massnahmen gegen die Überlastungssituation vorzugehen. Etwa verlangt der Verband höhere Zeitanrechnungen für die wichtige Funktion als Klassenlehrperson.

Gelockerte Bedingungen

Seit einem Jahr springen Lehrpersonen ohne Lehrerdiplom in die Lücken. Aktuell sind neben rund 18’000 ausgebildeten Lehrpersonen rund 500 Personen ohne Lehrdiplom in den Schulen angestellt. Rund 70 Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger ohne Lehrdiplom wurden zum neu geschaffenen Aufnahmeverfahren «sur dossier» zugelassen. Sie können neben der Ausbildung weiter in Teilzeit an einer Schule arbeiten.

Damit auch künftig keine Schulklassen ohne Lehrpersonen in den Zimmern sitzen, gelten weiterhin gelockerte Bedingungen. Auch im Jahr 2023/2024 erhielten die Gemeinden die Möglichkeit, Personen ohne Zulassung zum Schuldienst als Lehrperson einzusetzen, schreibt die Bildungsdirektion. «Die Massnahme entspricht einem ausdrücklichen Wunsch der Gemeinden.»

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