Der Strom wird teurer, Diesel auch, das Gas sowieso – kein Tag vergeht, an dem nicht intensiv über die drohende, durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise diskutiert wird. Wie arg wird uns eine Knappheit treffen? Diese Frage haben sich auch schon viele Zürcherinnen und Zürcher gestellt – und mit Blick auf den Winter schon mal vorgesorgt: Wer ein Cheminée oder einen Kachelofen in den eigenen vier Wänden hat, wird dann wohl auf Brennholz umsteigen.
Entsprechend verzeichnen Brennholz-Lieferanten aktuell rekordverdächtige Verkaufszahlen. Jürg Hofmann aus Mönchaltdorf beliefert Kunden aus allen ländlichen Regionen des Kantons, darunter das Zürcher Oberland oder die Goldküste. Gegenüber ZüriToday schildert er, wie der Verkauf in den letzten zwei Monaten im Vergleich zur Vorjahresperiode um 50 Prozent gestiegen ist: «Sehr viele Haushalte bestellen bereits für den Winter. Wir kommen mit den Lieferungen langsam aber sicher an unsere Grenzen.»
Regionale Unterschiede erkennt Hofmann dabei keine: «Es sitzen alle mehr oder weniger im gleichen Boot.» Grössere Neukunden müsse er wegen der Nachfrage allerdings bereits vertrösten oder ihnen das leicht minderwertige Eschenholz anstelle von Buchenholz anbieten. Denn: «Meine Stammkunden geniessen natürlich Priorität.» Dass Brennholz jetzt im Sommer schon derart gefragt ist, erklärt sich Hofmann durch den steigenden Rohholzpreis. Dieser sei um zirka 20 Prozent hochgegangen – «Tendenz steigend.»
Weil auch die Öl- und Gaspreise nach oben klettern, würden diejenigen, die mit Holz heizen können, einen Wechsel vollziehen. Im Kontrast zum drohenden Gasmangel seien die Holzbestände aber noch lange nicht ausgeschöpft, so Hofmann: «Es ist ein nachwachsender Rohstoff, von dem wir in der Schweiz genug haben. Während der letzten Jahre wurde Holz sogar eher untergenutzt.»
Daniel Kläui von «Brennholz Zürcher Oberland» bestätigt Hofmanns Beobachtungen. Auch er hat bemerkt, wie sich seit rund drei Wochen ein wahrer Brennholz-Trend entwickelt hat: «Die Nachfrage hat sich im Vergleich zur Vorjahresperiode verdoppelt. Viel mehr Leute bestellen nun bei uns, oder die bisherigen Kunden bestellen nun mehr Holz.» Sie würden den drohenden Gasmangel fürchten und nun auf diese Alternative umsteigen.
In der Stadt Zürich hingegen wir dieser Trend nicht bestätigt. Es gebe derzeit keine aussergewöhnliche stärkere Nachfrage, sagt Tanja Huber von Grün Stadt Zürich auf Anfrage. «Die Bestellungen und Lieferungen sind im üblichen Rahmen.» Diese Aussage überrascht nicht: Mit Holz heizen können hier vergleichsweise wenige – laut «Watson» sind 50 Prozent aller Stadtzürcher Haushalte von Gas abhängig. Im ganzen Kanton toppt nur Uster, die drittgrösste Stadt, diesen Wert, und zwar mit 60 Prozent.