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Gemeinde Seegräben wirft Wohnungsmieter raus – für Flüchtlingsfamilie

Gemeinde Seegräben wirft Wohnungsmieter raus – für Flüchtlingsfamilie

Die Gemeinde Seegräben im Zürcher Oberland hat einem langjährigen Mieter gekündigt. Dieser muss aus seiner Wohnung raus, damit eine Flüchtlingsfamilie dort einziehen kann. Für den Mieter ein riesiger  ...
Die Gemeinde Seegräben im Zürcher Oberland hat einem langjährigen Mieter gekündigt. Dieser muss aus seiner Wohnung raus, damit eine Flüchtlingsfamilie dort einziehen kann. Für den Mieter ein riesiger Schock.
Ein Kündigungsbrief der Gemeinde Seegräben an einen ihrer Mieter macht derzeit im Internet die Runde. In der Wohnung sollen Asylsuchende einziehen. Die Gemeinde bestätigt den Sachverhalt.
24.02.2023, 11:1324.02.2023, 18:21
Nina Burri / ch media

Ein Brief der 1419-Seelen-Gemeinde Seegräben im Bezirk Hinwil, verfasst am 22. Februar, macht derzeit im Netz die Runde. User verschiedenster Social-Media-Plattformen fragen sich, ob das ein Fake sei oder echt? Denn der Inhalt lässt einen aufhorchen: Eine 5.5-Zimmer-Wohnung von Mieter L.W.* ist per 31. Mai 2023 gekündigt worden mit der Begründung, dass die Gemeinde verpflichtet sei, Flüchtlinge und Asylsuchende aufzunehmen.

Aufgrund der hohen Migrationszahlen wurden die Gemeinden durch den Kanton angewiesen, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, um zusätzliche Schutzsuchende aufnehmen zu können. Trotz intensiver Suche in den vergangenen Wochen, liessen sich aktuell keine Wohnungen über den freien Markt finden, schreibt die Gemeinde.

Das sagt die Gemeinde zum Brief

Auf Anfrage von ZüriToday bestätigt die Gemeinde Seegräben die Echtheit des Briefes. Man wolle in der gekündigten Wohnung eine Flüchtlingsfamilie unterbringen, heisst es. Unter besagter Wohnung befindet sich ein Kindergarten. Dieser ist von der Kündigung nicht betroffen.

Laut ZüriToday-Informationen lebt Mieter L.W. bereits seit 15 Jahren in der Wohnung in Seegräben. Er äusserte sich bisher nicht zum Fall. Die Gemeinde Seegräben schreibt dem Mieter jedoch: «Wir bedauern, dass wir keine andere Lösung finden konnten und hoffen, dass Sie schnell eine neue Wohnung finden.»

«Wo sind wir angekommen?»

Auf Social Media kursieren zahlreiche kritische Kommentare. So schreibt ein User beispielsweise: «Unglaublich, wo sind wir angekommen?!! Mit einem Schweizerbürger ‹kann› man so umgehen.» Ein anderer Kommentar lautet: «Ich habe absolut nichts dagegen, dass man hilfesuchenden Unterstützung bietet, aber dies ginge für mich eindeutig in die falsche Richtung.»

70 Prozent der Asylsuchenden untergebracht

Schon im Januar liess Seegräben in einem offenen Brief verlauten, dass man aufgrund der Tatsache, dass die Flüchtlingsströme nicht abreissen, verpflichtet sei, Flüchtlinge nach einem Verteilschlüssel aufzunehmen. Für Seegräben wären das aktuell etwa 13 Flüchtlinge.

Man habe die Verpflichtung nur zu 70 Prozent erfüllt. «Das heisst, dass der Kanton unserer Gemeinde jederzeit und kurzfristig vier Flüchtlinge zuweisen könnte.»

Mettmenstetten geht anderen Weg

Nicht nur Seegräben ist mit fehlendem Wohnraum für Geflüchtete konfrontiert. Die Gemeinde Mettmenstetten im Säuliamt will für rund eine Million Franken eine 5.5-Zimmer-Wohnung kaufen, um Asylbewerbende unterzubringen. Dagegen regt sich Widerstand. Laut dem «Affoltern-Anzeiger» sind über 50 Rekurse beim Bezirksrat eingegangen.

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