Donald Trump hatte im Wahlkampf einen Trumpf in der Hand: Elon Musk. «Ein neuer Star ist geboren – es ist Elon», schwärmte er in seiner ersten öffentlichen Rede nach seiner Wahl zum Präsidenten. Er sei ein toller Typ. «Er hat zwei Wochen für mich Wahlkampf gemacht.» Auch lobte er Musks gelungenen Testflug des Raketensystems Starship in den höchsten Tönen, der kürzlich für Aufsehen sorgte. Musk sei ein «besonderer Typ, ein Super-Genie». Mit seinem Sieg leitet Trump allerdings einen Exodus auf der Plattform des Tech-Milliardärs ein.
Das Profil von Mattea Meyer, Co-Präsidentin der SP, ist auf X seit Mittwoch verschwunden. «Ich habe X am Mittwochmorgen verlassen. Die Wahl von Donald Trump hat mir den Rest gegeben», sagt die Zürcher Nationalrätin auf Anfrage. Elon Musk sei der reichste Mann der Welt und habe nach seiner Übernahme von Twitter daraus eine «ultrarechte Plattform» geschaffen, wo Hass geschürt werde. «Aktuell bin ich mit Instagram gut bedient.»
Auch die Zürcher SP-Nationalrätin Min Li Marti hat die Nase voll. «Ich verabschiede mich schrittweise von der Plattform», sagt Marti zu ZüriToday. Sie habe die X-App bereits auf ihrem Smartphone gelöscht. «Ich war viel auf Twitter, aber seit Elon Musk die Plattform übernommen hat, wurde die Diskussionskultur immer schlechter.» Sie befürchtet, dass sich dies mit der erneuten Präsidentschaft von Trump verschärft.
Sie habe die App schon um den Jahreswechsel herum nicht mehr nutzen wollen, sagt Marti. «Wegen der Wahlen in den USA war ich aber trotzdem häufiger drauf.» Künftig will sie stattdessen eher auf die Karriereplattform LinkedIn setzen. «Hier ist es möglicher, seine Gedanken etwas ausführlicher darzulegen und der Austausch und die Diskussion ist zivilisierter.»
Im April 2022 übernahm Elon Musk Twitter für rund 44 Milliarden Dollar. Er kündigte an, Twitter zu einer «globalen Plattform für Redefreiheit» zu machen. Die Plattform hat inzwischen Millionen von Usern verloren. Seit August 2023 haben sechs Prozent der Nutzenden in der EU X den Rücken gekehrt, wie «Social Media Today» berichtet. Trotzdem will Musk weite Neuerungen einführen, die Usern nicht passen, zum Beispiel die Einschränkung der Blockierfunktion.
Auch Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider (SP) machte kürzlich einen Abgang mit der Begründung, dass sich X stark verändert habe und nicht mehr einer Debattenkultur entspreche, an der sie teilnehmen möchte. Die Zürcher Grünen-Nationalrätin Meret Schneider kündigte im September an, X zu verlassen. Wie ein Blick auf ihren Account zeigt, konnte sie auf den einen oder anderen Post trotzdem nicht verzichten.