Zürich
ZüriToday

Hat die Stadtpolizei Zürich ein Personalproblem?

Hat die Stadtpolizei Zürich ein Personalproblem?

Kaputte Autos und Billett-Automaten, eingeschlagene und verschmierte Scheiben: Die Schäden nach den Krawallen vom Wochenende sind gross und die Vorwürfe an die Stadtpolizei happig. Einer der Gründe da ...
Kaputte Autos und Billett-Automaten, eingeschlagene und verschmierte Scheiben: Die Schäden nach den Krawallen vom Wochenende sind gross und die Vorwürfe an die Stadtpolizei happig. Einer der Gründe dafür, dass die Polizei nicht härter durchgriff, sei der Mangel an Personal gewesen. Dies befeuert die längst bekannte bürgerliche Forderung nach mehr Stellen bei der Stadtpolizei.
Die Grossdemo vom Samstag lief aus dem Ruder, weil die Stadtpolizei unter anderem die Doppelbelastung aus Demonstration und Hockeyspiel nicht stemmen konnte. Kein Einzelfall – die Personalsituation sei tatsächlich angespannt, wie Sicherheitsvorsteherin Rykart sagt.
21.02.2023, 13:2421.02.2023, 19:05
Maarit Hapuoja, Maurus Held / ch media

Nach der Räumung des Koch-Areals letzte Woche in Zürcher Kreis 4 demonstrierten am Samstagabend bis zu 1000 Menschen für mehr Wohnraum in der Stadt. Bei einem friedlichen Umzug blieb es nicht. Demonstrierende demolierten Autos, bewarfen Gebäude mit Steinen, beschädigten Tramhaltestellen und versprayten Schaufenster. Die Situation eskalierte – die Stadtpolizei Zürich liess die Demonstrierenden gewähren, was auf grosse Kritik stiess.

Es war aber nicht das einzige Ereignis, dass die Stadtpolizei am Wochenende beschäftigte. In Zürich Altstetten duellierten sich am selben Abend die ZSC Lions mit den Rapperswil-Jona Lakers. Etwa 200 Rapperswil-Fans zündeten während eines Marsches zum ZSC-Stadion Petarden und Feuerwerk. Die Polizei schritt mit Tränengas ein, daraufhin warfen Fans Steine gegen die Beamten.

Kein Einsatzfahrzeug stand zur Verfügung

Zudem stand am Sonntag das Fussball-Stadtderby auf dem Programm. Der FC Zürich und die Grasshoppers trafen im Letzigrund aufeinander. In der Vergangenheit blieb ein Zürcher Derby selten ohne Ausschreitungen, und so musste die Stadtpolizei auch da mit einem Grossaufgebot Präsenz markieren. Das war zu einem gewissen Teil Personal, das im Kreis 4 schliesslich fehlen sollte, wie die Stadtpolizei am Sonntag gegenüber TeleZüri durchblicken liess.

Schon in den Wochen zuvor hatte die Polizei viel zu tun. Am ersten Februarwochenende wurden drei Personen am Hauptbahnhof, darunter eine Dragqueen, tätlich angegriffen. Von der Polizei habe man sich allein gelassen gefühlt, sagt einer der betroffenen Personen. Die Begründung der Stapo, weshalb man nicht zur Unterstützung herbeieilte, hiess unter anderem: Es sei in unmittelbarer Nähe kein Einsatzfahrzeug zur Verfügung gestanden.

Fehlt der Stadtpolizei also genügend Personal? «Die Personalsituation ist tatsächlich angespannt», sagt Sicherheitsvorteherin Karin Rykart (Grüne) gegenüber ZüriToday. «Mit Sicherheit braucht es mehr Polizistinnen und Polizisten.»

Polizisten leisten mehr Überstunden

Die Aufstockung des Personals soll einerseits dazu dienen, die Sicherheit der Stadtzürcher Bevölkerung weiterhin garantieren zu können – diese ist über die letzten zehn Jahre hinweg um 11,5 Prozent angestiegen, die Anzahl Mitarbeitender der Stadtpolizei hingegen bloss um 2 Prozent auf aktuell zirka 2100 Angestellte. Kurz gesagt: Straftaten mehren sich – immer mehr auch im digitalen Raum–, doch die Polizei kommt immer weniger damit nach.

Sicherheitsvosteherin Rykart hat im vergangenen Herbst im Gemeinderat aber auch einen zweiten Aspekt beleuchtet: Die Belastung der einzelnen Polizisten habe mittlerweile derart zugenommen, dass volle freie Wochenenden kaum noch beziehbar seien; immer mehr Überstunden würden geleistet, deren Kompensation gestalte sich immer schwieriger. Um dem entgegenzuwirken, brauche es mehr Angestellte.

Auch Winterthur hat ähnliche Probleme

Aus diesem Grund hat der Stadtrat beim Gemeinderat bereits letztes Jahr 152 zusätzliche Vollzeitstellen bis im Jahr 2030 beantragt. Ein Teil davon – 43 Stellen – ist im vergangenen September, erst nach langem Hin und her zwischen den Linken und Bürgerlichen, schliesslich gutgeheissen worden.

Übrigens hat auch die Stadtpolizei Winterthur mit Personalknappheit zu beissen gehabt. Deshalb lancierte sie im vergangenen Herbst eine unkonventionelle Werbekampagne – mit Erfolg. Ende November wurden 15 neue Polizistinnen und Polizisten vereidigt. Die Personalsituation sei aber nach wie vor angespannt, sagte Mediensprecher Michael Wirz damals gegenüber ZüriToday.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!