Am selben Tag tötete Hündin Nala zwei Katzen. Der Fall aus Ossingen sorgte für grosse Betroffenheit. Zudem kursierte im Quartier schnell das Gerücht, dass es sich beim Halter der Hündin um einen Obdachlosen mit sechs Hunden handle. Dies hat sich inzwischen jedoch als unwahr herausgestellt. Dies bestätigt nicht nur der Halter selbst. Auch ein Kunde von ihm und die Besitzerin einer der beiden getöteten Katzen sagten gegenüber ZüriToday, dass es sich um keinen Obdachlosen handle.
Der Halter G.R.* ist 92-jährig und wohnt im Quartier, in dem die Tragödie am 6. April passierte. Dort besitzt er eine grössere Liegenschaft. «Ausdrücklich betonen möchte ich, dass weder ich noch meine Mieter, die bei der Suche nach dem Hund geholfen haben, obdachlos sind. Auch ist keiner im Besitz von sechs Hunden», sagt R.
Neben seinem Haus betreibt er eine Werkstatt und vermietet zwei weitere Werkstätten für Gewerbebetriebe. «Ich verliess am Samstag das Haus kurz, um in der Werkstatt etwas zu erledigen und schloss die Tür ausnahmsweise nicht ab», sagt er zu ZüriToday. Etwa eine Viertelstunde sei er in der Werkstatt gewesen. «Als ich zurückkam, war die Tür offen und Nala nicht mehr da.»
R. vermutet, dass eventuell ein Kurier einem der Mieter etwas habe abliefern wollen. «Sie stellen die Ware dann oft in den Eingang meines Hauses.» Es tue ihm leid, dass seine Hündin zwei Katzen getötet habe. «Menschen gegenüber ist es der bravste Hund, den es gibt.» Beiden Besitzerinnen habe er Blumen gebracht, um sich zu entschuldigen. Er sei sehr betroffen gewesen. «Denn mir ist bewusst, wie schwer es ist, ein Haustier zu verlieren, da Haustiere oft als Familienmitglieder gelten.» Er habe zudem angeboten, die Geschädigten finanziell zu entschädigen. «Mir ist jedoch klar, dass dies die Katzen nicht ersetzt.»
Die Hündin ist laut R. fünf Jahre alt. Sie sei ein Mischling, sagt er. Aus welchen Rassen sein Haustier besteht, wusste er nicht. Seine Frau sei dement und im Altersheim. «Der Hund ist ihr sehr wichtig, eine Art Therapiehund.» Dennoch kündigt der Halter an: «Man wird den Hund abtun, ich will das nicht nochmals. Ich werde zum Tierarzt gehen.» Auch erwähnt er, dass der Hund vor den beiden Fällen «schon einmal» eine Katze getötet habe. Auch nach diesem Vorfall sei er bei einer Tierärztin gewesen. Diese habe damals jedoch keine Gefahr durch den Hund erkennen können.
T.S.* verlor ihre Katze Minka bei der Hunde-Attacke. Sie erstattete deshalb Anzeige. «Der Halter brachte mir Blumen. Diese entsorgte ich aber sofort», sagt sie. R. habe gesagt, dass ihm der Tod ihres Büsis von Herzen leid tue. «Zugleich wollte er mein Verständnis und bat mich etwa dreimal, die Anzeige zurückzuziehen.» Auch habe er Geld geboten. «Damit ich mir eine neue Katze kaufen könne – was uns Minka aber niemals zurückbringt.»
S. kann nicht verstehen, warum der Mann einen solchen Hund halten kann. «Er ist 92-jährig, geht an einem Stock und hat einen Hund, der viel Beschäftigung und Auslauf braucht.» Unverständlich sei für sie auch, wie das Veterinäramt zum Schluss gekommen sei, dass der Hund bei ihm an einem guten Ort sei, nachdem er schon einmal eine Katze getötet habe. «Auch hätte der Halter freiwillig darauf kommen können, den Hund abzugeben.»
Welche Erklärung auch immer das Herrchen für das Entwischen des Hundes habe, sie habe kein Verständnis für die Tragödie, sagt S. «So etwas darf nicht passieren. Der emotionale Schaden ist enorm gross. Seit Minkas Tod ist es für mich jeden Tag schwierig.» Besonders bitter ist für S. und ihre Familie, dass Minka bereits 17 Jahre alte war und noch heute fit und munter die Frühlingssonne im Garten geniessen würde, wäre der Hund nicht auf sie losgegangen.
Die Kantonspolizei Zürich gibt auf Anfrage keine weiteren Auskünfte. «Die Ermittlungen laufen», sagt ein Mediensprecher.
*Name der Redaktion bekannt