SVP-Politikerin ist nach Blaufahrt ihr Billet los. Das Durchgreifen der Polizei ärgert sie. Doch das war nicht immer so
Die frisch gewählte Wiler Stadtparlamentarierin Sarah Bösch wird so schnell nicht wieder am Lenkrad sitzen. Am Sonntagabend um 22.15 Uhr geriet die SVP-Frau auf der Gartenstrasse in St.Gallen in eine Verkehrskontrolle. Ein Atemlufttest ergab einen Wert von über 0,8 Promille. «Der Führerausweis wurde der Lenkerin auf der Stelle abgenommen», steht in einer Polizeimeldung vom Montag. Das Mindeststrafmass: Drei Monate.
Am Montagmorgen wollte Bösch gegenüber watson ihre Promillezahl und die Konsequenzen der Verkehrskontrolle noch für sich behalten. Dies, obwohl sie sich am Abend zuvor während der Blutabnahme im Spital auf Facebook «unglaublich geschockt» über die «krasse Bürokratie» während der Kontrolle zeigte. Sie postete ein Foto des Polizisten, der sie begleitete und veröffentlichte sogar ihre hohe Promillezahl. Die korrigierte sie allerdings im Posting kurz darauf auf «0,++ (wahrscheinlich über 0,5) Promille»:
Auch ausgenüchtert blieb Bösch am Montag dabei: «Wenn keine Drittperson zu Schaden kam und die kontrollierte Person die Gleichgewichtsübungen ohne Mühe besteht, könnte man eine solche Angelegenheit mit einer Busse erledigen, ohne grosse Bürokratie», sagte sie. Der Sicherheitswahn im Strassenverkehr sei ihr ein grosses Anliegen.
Stefan Krähenbühl, Mediensprecher der Verkehrssicherheitsstiftung Road Cross Schweiz, beurteilte das Verhalten der Polizisten indes als absolut korrekt: «Polizisten sind von Amtes wegen verpflichtet, den Promillewert beweissicher zu machen, wenn aufgrund des Atemtests der Verdacht besteht, dass der Promillewert von 0,8 überschritten wurde», sagte er.
Bösch fordert auf Facebook härteres Durchgreifen der Polizei
Wie ein Blick ihre Facebook-Timeline zeigt, war SVP-Politikerin Bösch früher kaum je verlegen, ein härteres Durchgreifen seitens der Polizei und mehr Sicherheit zu fordern. Erst letzte Woche, als ein Foto von sieben Schweizer Soldaten mit einer Albanischen Flagge im Zug posierend die Runde machte, schrieb sie auf Facebook:
Auch 2013, als sich drei Tessiner Polizeikommandanten über das zu lasche Strafgesetz und Gewalt gegen die Polizei beschwerten, hatte Bösch eine klare Meinung:
Im Winter 2014 forderte sie zudem eine härtere Gangart gegenüber Dealern:
Bösch hätte aber auch noch ein paar Ideen für neue Sanktionen:
Und sie möchte die armen Grenzpolizisten unterstützen – für mehr Sicherheit:
Im September 2013 hatte Bösch aber ein ganz anderes Problem mit der Polizei:
Auch das Schlusswort sei Bösch und ihrem Facebook-Eintrag mit dem Titel «Mein Wegweiser eine schlechte/gute Politikerin zu werden» überlassen:
Dieses Zitat hat sich Bösch übrigens aus einem Welt-Artikel von 2009 abgekupfert.