Wenn Captain Mathias Seger in der kommenden Saison die Mannschaftskabine der ZSC Lions betritt, wird er sich vorkommen wie Gandalf der Weise bei seinem Besuch im Auenland. Nur wird der alte Mann mit Jahrgang 1977 nicht in die grossen Augen von Frodo, Sam, Merry und Pippin starren, sondern in jene von Denis Malgin, Roger Karrer, Jonas Siegenthaler und Auston Matthews.
Sie alle haben zwar nur Jahrgang 1997, mindestens drei von ihnen könnten das Machtgefüge in Mittelerde der NLA aber bereits gehörig durcheinander wirbeln. Malgin und Siegenthaler wurden bereits gedraftet, Matthews gilt als grösstes Sturmtalent seiner Generation.
In der letzten Saison kam Denis Malgin in der Regular Season zu 23 Einsätzen und erzielte dabei zwei Tore und sechs Assists. Kein schlechter Wert für einen, der Mitte Saison erst 18 Jahre alt geworden ist. Jonas Siegenthaler konnte letzte Saison zwar «nur» drei Assists verbuchen, durfte sich in seinem zarten Alter aber bereits ganze 41 Mal das Trikot der 1. Mannschaft überziehen. Als Verteidiger ist er in erster Linie auch gar nicht für die Torproduktion zuständig.
In den Playoffs konnten die beiden Youngsters dann nochmals eine Schippe drauflegen. Sowohl Siegenthaler als auch Malgin kamen bei allen 18 Partien der ZSC Lions zum Einsatz. Letzterer bewies dabei, dass er auch in den wichtigen Spielen Akzente zu setzen vermag. Vier Tore und zwei Assists standen am Ende der Playoffs beim schweizerisch-russischen Doppelbürger zu Buche. Der lediglich 1,75 Meter grosse Flügel besticht vor allem durch seine feine Technik und seine elegante Art Schlittschuh zu laufen. Seine Muter war Eiskunstläuferin, sein Vater Eishockeyspieler; schon früh feilten sie mit ihrem Sohn an seiner Lauftechnik.
Wurzeln im Ausland hat auch Jonas Siegenthaler, seine Mutter ist Thailänderin. Auch wenn das Land in Südostasien mit Eishockey rein gar nichts am Hut hat, das Talent wurde dem Zürcher offensichtlich in die Wiege gelegt. Woche für Woche reisten vergangene Saison reihenweise NHL-Scouts ins Hallenstadion und bestaunten die unglaubliche Abgeklärtheit, mit der Siegenthaler in der ZSC-Defensive auftrat.
Deshalb war es denn auch wenig erstaunlich, dass die beiden Ende Juni von den Washington Capitals (Jonas Siegenthaler als Nr. 57) und den Florida Panthers (Denis Malgin als Nr. 102) gedraftet wurden. Spielen werden die beiden Talente aber vorerst weiterhin bei den ZSC Lions, wo auf sie gemäss ZSC-Sportchef Edgar Salis noch «viel Arbeit und viele Stunden im Kraftraum» wartet.
Nicht dabei beim ganzen Draft-Zirkus war Auston Matthews. Der Neuzuzug der ZSC Lions ist dafür zwei Tage zu spät auf die Welt gekommen. Wäre er bereits am 15. und nicht erst am 17. September 1997 geboren, hätte er die Alterslimite für einen Draft bereits erfüllt. Doch so muss er sich noch ein Jahr gedulden, bis er den Schritt in die NHL machen kann. Bibbern muss er während dieser Zeit allerdings nicht: Die Experten sind sich sicher, nächstes Jahr wird er als Nummer 1 gezogen.
167 Punkte (79 Tore und 88 Assists) in 104 Spielen skorte Matthews für das amerikanische Junioren-Nationalteam. Letzten April führte er die US-Auswahl an der U18-WM in Zug zum Titelgewinn, wurde als bester Stürmer des Turniers und als MVP (wertvollster Spieler) ausgezeichnet. In den USA spricht man bereits davon, dass Matthews zum Pendant des Kanadiers Sidney Crosby avancieren wird.
Mit diesem Leistungsnachweis war sich der Teenie sicher, dass er in den Juniorenligen Nordamerikas keine entscheidenden Schritte mehr nach vorne hätte machen können. Als dann während der Junioren-WM dieses Jahres der Kontakt zu den ZSC Lions zustande kam, war das Wunderkind sofort Feuer und Flamme für ein Engagement in der NLA.
Nach einem langen juristischen Hickhack erhielt er gestern nun endlich die Arbeitsbewilligung. Gültig ist diese allerdings erst ab dem 17. September, wenn Auston Matthews volljährig wird – die ersten vier Saisonspiele darf er noch nicht mittun.
Und man ist sicher, auf dieses Teenie-Trio freut sich nicht nur der ZSC-Anhang und die ganze Hockeyschweiz, sondern auch Gandalf der Weise.