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Auch wenn für den Magier der Circus Maximus lockt: Zlatan Ibrahimovic darf auf keinen Fall in die Premier League wechseln!

Die ersten drei Ligaspiele hat er nicht bestritten: Spielt Zlatan Ibrahimovic nie mehr im PSG-Dress? 
Die ersten drei Ligaspiele hat er nicht bestritten: Spielt Zlatan Ibrahimovic nie mehr im PSG-Dress? Bild: Jeff Haynes/REUTERS

Auch wenn für den Magier der Circus Maximus lockt: Zlatan Ibrahimovic darf auf keinen Fall in die Premier League wechseln!

Wechselt Zlatan Ibrahimovic gegen Ende seiner Karriere zum ersten Mal in die Premier League? Manchester United und Arsenal sollen ein Thema sein. So aufregend diese Vorstellung ist, ein Verbleib in der Ligue 1 oder die Rückkehr zur AC Milan wäre die bessere Option. 
22.08.2015, 10:4922.08.2015, 11:12
Corsin Manser
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Wusstest du schon, dass ... 

  • ... Zlatan Ibrahimovic im FIFA-Ranking vor Deutschland liegt?
  • ... er einmal mit Schweden die Copa America gewann? 
  • ... die PSG-Spieler nach dem Spiel versuchen, mit Zlatan Ibrahimovic das Trikot zu tauschen?

Die Liste der sogenannten «Ibrahimovic-Facts» könnte man noch lange weiterführen, denn Zlatan Ibrahimovic ist im Verlaufe seiner Karriere zum Chuck Norris der Fussball-Welt avanciert. Fans rund um den Globus denken sich reihenweise Witze aus, die dem Schweden übernatürliche Kräfte attestieren. Zlatan Ibrahimovic hat sich in seiner Karriere den Status eines Superhelden erspielt.

Und welche Show-Bühne würde einem Superstar wie Zlatan Ibrahimovic am ehesten gerecht werden? Natürlich, die am besten vermarktete Liga der Welt: Die englische Premier League. Für viele Fussball-Liebhaber wäre ein Wechsel Ibrahimovics auf die Insel das Nonplusultra. Eine betörende Gedankenspielerei: Der Magier im Circus Maximus. Noch nie hat der 33-Jährige in seiner langen Karriere für einen englischen Verein gespielt.

Gerüchte um Arsenal und Manchester

Spekulationen in diese Richtung wurden diese Woche neu entfacht, als bekannt wurde, dass Paris Saint-Germain Zlatan Ibrahimovic bei einem ansprechenden Angebot würde ziehen lassen. Zudem hat Ibrahimovic wegen einer angeblichen Knieverletzung in der laufenden Saison noch kein Ligaspiel für PSG absolviert – auch gestern gegen Montpellier fehlte er. Die Zeichen stehen momentan auf Abschied, was laut «The Guardian» Arsenal und Manchester United auf den Plan gerufen hat. 

ManU braucht im Sturm Verstärkung. Nach den Abgängen von Robin van Persie und Radamel Falcao ist Wayne Rooney neben Wundertüte Javier Hernandez die einzig echte Spitze im Team von Louis van Gaal. Deswegen bemühten sich die Red Devils vergangene Woche auch um Pedro Rodriguez, doch das Rennen um den Spanier ging an Liga-Konkurrent Chelsea. 

Wayne Rooney könnte einen produktiven Sturmpartner durchaus brauchen. 
Wayne Rooney könnte einen produktiven Sturmpartner durchaus brauchen. Bild: PETER POWELL/EPA/KEYSTONE

Angesichts des kollektiven Wettrüstens in der Premier League sieht sich auch Arsenal quasi dazu gezwungen, eine weitere Waffe für den Angriff einzukaufen. Deshalb liebäugeln die englischen Medien bereits mit einem Dreizack um Giroud, Sanchez und Ibrahimovic.

Doch ein Wechsel in die Premier League wäre ein Fehler. Zlatan Ibrahimovic könnte in der beliebtesten Liga der Welt nicht mehr der Zlatan Ibrahimovic sein, der ihn zu Chuck Norris machte. 

Titel um Titel um Titel

Zuerst einmal muss die Frage beantwortet werden, weshalb der Schwede überhaupt so unantastbar geworden ist. Zum einen ist da sicher seine draufgängerische Art, die durchaus überheblich wirkt, dabei dennoch irgendwie sympathisch. Ibrahimovic ist immer für eine Überraschung gut, im Gegensatz zu fast all seinen Berufskollegen sind Interviews mit ihm nie langweilig.

Aussagen wie «Eine WM ohne mich lohnt sich gar nicht anzuschauen» oder «wir suchen eine Wohnung in Paris, wenn wir nichts finden, kaufen wir einfach ein Hotel» gehören schon fast zur Tagesordnung. Kurz gesagt, Zlatan Ibrahimovic ist für einen Sportler extrem lustig. Dies kommt in der Unterhaltungs-Industrie Fussball sehr gut an und hat viel zu seinem gegenwärtigen Renommee beigetragen.

Doch in erster Linie ist Zlatan zu dem geworden, der er ist, weil er unfassbar gut Fussballspielen kann und ein ausserordentlicher Winnertyp ist. 

2001 wechselte er zu Ajax Amsterdam und wurde umgehend Meister.

2004 wechselte er zu Juventus Turin und wurde umgehend Meister.

2006 wechselte er zu Inter Mailand und wurde umgehend Meister.

2009 wechselte er zu Barcelona und wurde umgehend Meister.

2010 wechselte er zur AC Milan und wurde umgehend Meister.

2012 wechselte er zu Paris St-Germain und wurde umgehend Meister.

Zudem wurde er in Italien und Frankreich je zwei Mal Torschützenkönig. Zlatan Ibrahimovic war während seiner gesamten Karriere ein Garant für Titel. Ein Heilsbringer für jedes Team, der unbestrittene Starspieler – mal abgesehen von Barcelona, doch dazu später. 

Ein gewohntes Bild: Zlatan Ibrahimovic hatte nicht nur bei Inter den Status eines Halbgotts. 
Ein gewohntes Bild: Zlatan Ibrahimovic hatte nicht nur bei Inter den Status eines Halbgotts. Bild: AP

Das Ferrari-Fiat-Problem

Die Wahrscheinlichkeit, dass diese schier unglaubliche Serie in der Premier League eine Fortsetzung finden würde, ist klein. Die grösste Chance Meister zu werden hätte er wohl mit Manchester City. Aber in Anbetracht der Konkurrenz wäre auch das alles andere als ein Selbstläufer. Zudem wäre er im Sturm neben Sergio Agüero, Raheem Sterling und Wilfried Bony auch nicht die unbestrittene Nummer 1 – eine Rolle, die so ganz und gar nicht zum Chuck-Norris-Image passen würde. 

Bei Arsenal und Manchester United würde dies etwas anders aussehen. Zlatan Ibrahimovic wäre dort wohl unbestrittener Stammspieler. Was aber noch lange nicht heissen würde, dass sich das ganze Team auf ihn ausrichtet. Arsenal-Coach Arsène Wenger ist nicht der Typ für eine solche Strategie, Louis van Gaal wohl auch nicht. Zumal sich der Schwede und der Holländer bei ihrer gemeinsamen Zeit bei Ajax Amsterdam gegen Ende überhaupt nicht mehr verstanden. 

Arsène Wenger würde sein Spiel wohl kaum auf Zlatan Ibrahimovic ausrichten.
Arsène Wenger würde sein Spiel wohl kaum auf Zlatan Ibrahimovic ausrichten.Bild: ANDY RAIN/EPA/KEYSTONE

Was passiert, wenn sich in einer Mannschaft nicht alles um Zlatan Ibrahimovic dreht, hat man beim FC Barcelona gesehen. Neben Lionel Messi und den anderen Weltstars konnte sich «Ibra» nie richtig entfalten. «Man kauft keinen Ferrari, um ihn wie einen Fiat zu fahren», lautete das Fazit des Schweden über seine Zeit beim FC Barcelona. 

Würde eigentlich nur noch Chelsea übrig bleiben. Das Duo Mourinho-Ibrahimovic würde aller Voraussicht nach bestens harmonieren, das hat die gemeinsame Zeit bei Inter Mailand gezeigt. Doch hätte der mittlerweile 33-jährige Stürmer überhaupt noch die Qualität, um neben Stürmern wie Diego Costa, Radamel Falcao und Pedro Rodriguez zu bestehen? 

So stark ist Ibrahimovic gar nicht mehr

19 Tore hat Ibrahimovic letzte Saison für PSG in der Liga geschossen und wurde damit zum ersten Mal nicht Torschützenkönig der Ligue 1. Acht Treffer erzielte er mittels Elfmeter, bleiben noch elf Tore aus dem Spiel heraus.

Überragend ist dieser Wert nicht, erzielte er doch mehr als die Hälfte seiner Treffer gegen Stade Reims, EA Guingamp, FC Lorient, RC Lens und den FC Nantes. Gegner, die Paris St-Germain normalerweise so lässig vernascht wie Philosophie-Studenten Schnecken mit Knoblauchsauce im Pariser Quartier Latin.  

Beinahe die Hälfte seiner Treffer erzielte Zlatan Ibrahimovic letzte Saison vom Elfmeterpunkt. 
Beinahe die Hälfte seiner Treffer erzielte Zlatan Ibrahimovic letzte Saison vom Elfmeterpunkt. Bild: Claude Paris/AP/KEYSTONE

Attraktiv wäre Ibrahimovic für die allermeisten Premier-League-Vereine dennoch. Allein schon, wenn man an das Trikot-Merchandising denkt. Die Ablösesumme dürfte sich im Vergleich zum Otamendi-Sterling-Wahnsinn auch auf einem moderaten Niveau befinden. 

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Doch auf der Premier-League-Bühne müsste der Zauberer das Publikum trotz vieler Vorschusslorbeeren noch einmal von neuem in seinen Bann ziehen. Ob Ibrahimovic dies nochmals schaffen könnte, ist angesichts seines Alters und den immer häufiger auftretenden Verletzungen mehr als fraglich.

Heisser Flirt mit Berlusconi

Anders sieht dies in Frankreich aus. Dort muss Ibrahimovic niemanden mehr von sich überzeugen. Auch wenn er in den kommenden Jahren sportlich etwas nachlassen wird, der Schwede wird die Hauptattraktion der Liga bleiben. 

Dasselbe gilt für die Serie A: Dort hat der Mann aus Malmö bei Juve, Inter und der AC sein Ibrakadabra schon so oft gezeigt, dass er sowieso bis zu seinem Karriereende vergöttert werden würde. Egal, wie gut er spielt. Die AC Milan macht denn auch keinen Hehl daraus, dass sie ihren verlorenen Sohn gerne wieder zurückhaben würde.

Die AC Milan wäre mit Ibrahimovic vielleicht sogar gut genug, um die Meisterschaft zu gewinnen.  
Die AC Milan wäre mit Ibrahimovic vielleicht sogar gut genug, um die Meisterschaft zu gewinnen.  Bild: EPA

Für AC-Präsident Silvio Berlusconi scheint die Verpflichtung von Ibrahimovic eine Herzensangelegenheit zu sein. Siegessicher frohlockt der Cavaliere bereits: «Wenn Zlatan und PSG sich trennen, dann gibt es für ihn nur uns, das hat er uns versprochen.» Milans neuer 30-Millionen-Mann Carlos Bacca kündigte derweil schon mal an: «Wir könnten alle drei zusammen spielen. Luiz Adriano und Ich ganz vorne und Ibrahimovic gleich dahinter. Das wäre ein grossartiger Sturm.» Tatsächlich ein schlagkräftiges Trio für die Serie A. Im Idealfall vielleicht sogar gut genug, um mit Juventus Turin um den Scudetto zu spielen.

Und käme Zlatan Ibrahimovic bei der Milan einmal zu spät ins Training, dann würde Silvio Berlusconi alle anderen Spieler bestrafen, weil sie zu früh erschienen sind. 

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