«Dort oben gehen sie rein», zeigt Sabine Drenowatz auf die Dachuntersicht über dem Eingang zu ihrem Einfamilienhaus an der Luegetenstrasse in Dottikon. «Dann gehen wir mal schauen, ob wir das Nest finden», sagt Raphael Lüthi und steigt die steile Treppe zum Estrich hinauf.
Raphael Lüthi arbeitet bei der Industriefeuerwehr Regio Basel und investiert einen beträchtlichen Teil seiner Freizeit in die Feuerwehr Wohlen. Dort ist er Ausbildungschef und einer der drei Spezialisten für die Wespenbekämpfung. «Die Wespenbekämpfung war Teil meiner Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann, meine zwei Kollegen bei der Feuerwehr Wohlen haben einen speziellen Kurs dafür besucht», erklärt Lüthi.
Die Dienste der drei Wespenspezialisten sind gefragt: «Im Moment rücken wir zwei- bis dreimal pro Woche aus. Das ist in dieser Jahreszeit üblich», erklärt Lüthi. Die ungewöhnliche Hitze hat nach seiner Einschätzung bisher nicht zu einer generellen Wespenplage geführt.
Im Estrich der Familie Drenowatz in Dottikon allerdings haben die Kaltblüter gleich zwei grosse Nester gebaut. Raphael Lüthi geht überlegt und mit der nötigen Vorsicht ans Werk. Seine Ausrüstung hat er bereits vor der Abfahrt im Magazin überprüft: «Das mache ich immer so. Ich kontrolliere den Schutzanzug auf seine Dichtigkeit, die Maske auf ihre Funktion und das übrige Material auf Vollständigkeit», erklärt er. Im Estrich in Dottikon braucht er neben dem Anzug auch die Schutzmaske: «Der Spray, mit dem wir den Wespen zu Leibe rücken, ist giftig und in geschlossenen Räumen auch für Menschen nicht ungefährlich», sagt er und richtet den Chemiestrahl auf das erste Nest.
Nach einigen Minuten öffnet er das Nest vorsichtig mit einem Spachtel, sprüht noch etwas nach und lässt das Gift erneut etwas wirken. Schliesslich löst er das ganze Nest vom Dachbalken und stopft es in einen Abfallsack.
Beim zweiten Nest wiederholt Lüthi das Prozedere, und nach rund einer halben Stunde ist der Estrich wespenfrei. Zumindest fast: «In den nächsten zwei bis drei Tagen können noch ein paar Wespen umherschwirren, dann haben Sie endgültig Ruhe», erklärt er Sabine und Bernhard Drenowatz, die über den erfolgreichen Einsatz des Spezialisten sehr froh sind.
Im Gegensatz zum AZ-Reporter, den eine herumschwirrende Wespe in Dottikon am Hals erwischt hat, ist Raphael Lüthi bei seinen Einsätzen noch nie gestochen worden: «Ich bin entsprechend vorsichtig und arbeite nie ohne Schutzkleider», sagt er. Ein Anti-Allergikum gehöre aber dennoch fix zur Ausrüstung der Wespentruppe der Wohler Feuerwehr.
Letztere rückt im Übrigen nicht nur bei Wespennestern aus, sondern auch bei Hornissen und Bienen. «Bei Bienenschwärmen ziehen wir einen Imker hinzu und helfen ihm bei Bedarf, die Bienen einzufangen», erklärt Lüthi. (aargauerzeitung.ch)