Am 1. August schockte US-Präsident Donald Trump die Schweiz mit seinem Zollhammer, der für die hiesige Wirtschaft eine massive Einschränkung bedeutet. Dabei ging eine weitere Ankündigung des Weissen Hauses am gleichen Tag unter: Trump unterzeichnete eine Durchführungsverordnung, um den präsidialen Fitnesstest wiederzubeleben und einen präsidialen Rat für Sport, Fitness und Ernährung einzuführen. Dieser besteht neben Trump aus diversen prominenten Sportlern und Ex-Sportlern, auf die wir später noch zu sprechen kommen.
Der präsidiale Fitnesstest wurde 1966 von Präsident Lyndon B. Johnson eingeführt. Darin massen sich Schülerinnen und Schüler in Rennen, Rumpfbeugen, Liegestützen und Klimmzügen. 2012 stoppte der damalige Präsident Barack Obama diesen Test zugunsten eines besser individualisierten Trainingsprogramms zur Gesundheitsförderung von Schülerinnen und Schülern. Diese Initiative macht Trump nun also wieder rückgängig.
Der neu geschaffene präsidiale Rat für Sport, Fitness und Ernährung soll unter anderem bei der Erschaffung von Sportprogrammen für Schulen helfen. Geführt wird der Council von der früheren Lacrosse-Spielerin Catherine Granito, die schon länger Teil der Trump-Administration ist, und vom Profigolfer Bryson DeChambeau, der als enger Vertrauter des 47. US-Präsidenten gilt. Daneben werden auch die NFL-Spieler Saquon Barkley, Tua Tagovailoa, Harrison Butker und Nick Bosa, Golferin Nelly Korda, NHL-Star Matthew Tkachuk, die Funktionäre Roger Goodell (NFL), Gary Bettman (NHL) und Paul «Triple H» Levesque (WWE) sowie ehemalige Sportgrössen wie Wayne Gretzky, Mariano Rivera oder Annika Sörenstam als Teil des Rats genannt.
Doch die Sache hat einen Haken. NFL-Spieler Saquon Barkley sagte gegenüber ESPN beispielsweise: «Ich war geschockt, als ich sah, dass ich auf dieser Liste bin.» Sein Team sei vor einigen Monaten wegen des Trump-Councils kontaktiert worden. Doch in Absprache mit seiner Familie hätten sie beschlossen, dass es in ihrem besten Interesse sei, das Angebot abzulehnen. Hat es Trump mit der Wahrheit, wer tatsächlich im Council sitzen möchte, nicht so genau genommen? Abgesehen von Barkley blieben entsprechende Dementis bislang jedenfalls aus.
Mal abgesehen davon, wer am Ende tatsächlich in diesem bis zu 30-köpfigen Rat sitzt oder nicht – worum kümmert sich dieses Gremium neben der Wiedereinführung eines veralteten Schulsporttests noch? Unter anderem steht eine Beratung zu kommenden Sportanlässen in den USA im Raum. Die wahre Antwort findet sich in einem Nebensatz der Mitteilung des Weissen Hauses: «Der Council wird eine wichtige Rolle bei der Wiederherstellung der Tradition im College-Sport spielen […] und der Unterbindung der Teilnahme von Männern an Frauensportarten.»
Aha. Bereits im Februar hatte Trump eine Durchführungsverordnung unterzeichnet, die am Ende dafür sorgte, dass trans Athleten keinen Zugang zu den College-Sportligen und -Turnieren (NCAA) mehr hatten. Der US-Präsident betitelt die Massnahme als «Schutz für Frauen im Sport».
Die Realität sieht anders aus: Im Jahr 2022 umfasste die NCAA bereits über 520'000 Athletinnen und Athleten. Derweil sind weniger als 10 Sportlerinnen in der NCAA trans – also weniger als 0,01 Prozent der Teilnehmer in den College-Ligen. Und keine dieser Athletinnen ist übermässig erfolgreich. Trump bekämpft hier ein Problem, das statistisch erwiesen gar keines ist.
Wenn es Trump und seiner Administration tatsächlich darum ginge, Frauen zu schützen, dann hätte er kaum Lawrence Taylor in diesen Rat berufen. Der frühere NFL-Linebacker ist ein verurteilter Sexualstraftäter. 2011 wurde er in New York wegen sexueller Handlungen mit einer Minderjährigen verurteilt. Ein anderer kontroverser Name ist – neben Trump selbst – Harrison Butker. Der NFL-Kicker machte vergangenes Jahr Schlagzeilen mit einer Rede an einer Universität. In dieser sprach er davon, dass Frauen nur erfüllt sein können, wenn sie eine Familie gründen und Kinder haben. Zudem bezeichnete er den Pride-Monat Juni als «tödliche Sünde».
Der Schutz von Frauen – insbesondere in Bereichen, wo er tatsächlich nötig wäre, wie beispielsweise bei Abtreibungen – ist Trump sichtlich egal. Dieser Fokus auf trans Sportlerinnen ist ein Ablenkungsmanöver, ein einfaches Ziel, um seine Wähler gegen eine marginalisierte Gruppe zu vereinigen, die sie kaum verstehen.
Trump versucht von der Tatsache abzulenken, dass ihm die Epstein-Akten immer noch um die Ohren fliegen könnten. Oder davon, dass seine Beliebtheit in Umfragewerten immer noch historisch tief ist. Oder davon, dass der US-Präsident die Inflation in den USA noch immer nicht hat stoppen können.
Da kommt etwas Ablenkung in Form von wenig sinnvollen neuen Gremien und Verordnungen und natürlich den diversen anstehenden Sport-Grossanlässen gerade recht. Im September 2025 findet der Ryder Cup der Golfer in New York statt, 2026 tragen die USA die Fussball-WM gemeinsam mit Kanada und Mexiko aus. Und 2028 ist Los Angeles Gastgeber der Olympischen Sommerspiele. Der US-Präsident wird versuchen, diese sportliche Welle zu reiten, solange es geht.
Das sind nicht einmal US-Amerikaner.
Ein Wunder das Pelé und Maradona nicht auch noch auf der Liste gelandet sind…
Dass es mit diesem "Rat" um eine Ablenkung handelt, ist ebenso sicher, aber nur ein Aspekt.
Trumps Angriff auf die Transmenschen, neben den Migranten, ist aus dem Playbook der Faschisten: biete der Bevölkerung einen Feind, den sie hassen können und lenke davon ab, dass seine Rechte immer mehr beschnitten werden.
Ich glaube, es wäre viel besser, wenn man in den USA mit dem Unterbinden von vielen Männern starten würde... 😲🤭