Ernst Suter besitzt ein grosses Haus, ein Stück Land und verdient 60'000 Franken im Jahr. Trotzdem steht er vor dem Ruin.
Wie «BeobachterTV» berichtet, hat Suter, der als Hilfsarbeiter in einem Schlachthof arbeitet, noch nie eine Steuererklärung ausgefüllt. Legasthenie und eine Schreib- und Leseschwäche verunmöglichen ihm das.
Die Gemeinde und das kantonale Steueramt haben Suter deshalb jedes Jahr eingeschätzt. Weil Suter die Einschätzungen immer akzeptiert und die in der Folge geforderten Steuern immer bezahlt hat, sind Gemeinde und Steueramt davon ausgegangen, dass die Einschätzung jeweils zu tief war und erhöhten die Einschätzungen von Jahr zu Jahr. Das fatale Resultat: Für 2012 eröffnete der kantonale Steuerkommissär Suter eine Einschätzung über 480'000 Franken Einkommen. Im Jahr 2000 waren es noch 36'000 Franken.
Diese zu hohen Einschätzungen empfahl die Gemeinde dem Steueramt auch dann noch, als Suter wegen Steuerschulden betrieben wurde. Weil er sich seiner Lese- und Schreibschwäche schämte, bezahlte er die geforderten Steuern solange anstandslos, bis er nicht mehr konnte. Nun stehen für das Jahr 2011 Ratenzahlungen von 9000 Franken pro Monat an. Vier Monate kann er die noch zahlen, dann muss er auch seine Liegenschaft auf die eine oder andere Weise zu Geld machen.
Mittlerweile hat sich Suter bei Treuhänderin Barbara Schnyder Hilfe geholt. Diese konnte die jüngste Einschätzung korrigieren. Statt rund 100'000 Franken muss Suter nur noch 3'200 Franken zahlen. Die früheren Einschätzungen sind jedoch rechtskräftig, da Suter die Rekursfristen jeweils ungenutzt verstreichen liess.
«BeobachterTV» hat Suter nun Hilfe von einem auf Steuerrecht spezialisierten Anwalt geholt. Die Chancen, die zu hohen Einschätzungen rückwirkend zu korrigieren, sind jedoch klein. Das Steuerrecht stellt diejenigen, die keine Steuererklärung ausfüllen, massiv schlechter, als diejenigen, die ihre Steuern korrekt zahlen. So dürfen die Steuerkommissäre die Einschätzung jeweils jedes Jahr ohne weitere Prüfung um 20 Prozent erhöhen, um so die betreffenden Steuerzahler zu zwingen, ihre finanziellen Verhältnisse offen zu legen.
Der letzte Ausweg ist eine Goodwill-Lösung mit der Gemeinde. Diese kommuniziert derweil zum Fall nur spärlich. Obwohl die 7000-Seelen-Gemeinde Suter im Jahr 2007 Land im Wert von 720'000 Franken abgekauft hat und der Gemeindepräsident bei der Vertragsunterzeichnung zugegen gewesen sein soll, bestreitet dieser, von Suters Problemen gewusst zu haben. Wie Gemeindepräsident Hubert Rüegg «BeobachterTV» mitteilte, habe man «keine Kenntnisse über die persönlichen und finanziellen Verhältnisse von Ernst Suter». Gegenüber watson wollte Rüegg nichts mehr sagen. Sein Telefon ist ausser Betrieb.
Nun beginnt die Dürntner Bevölkerung sich mit Suter zu solidarisieren. Gemäss Barbara Schnyder haben sich Dutzende von Dürntner Bürgern bei ihr erkundigt, wie sie helfen könnten, wo man für Suter spenden könne.
Für den 3. Dezember haben Suter, Barbara Schnyder und ihr Steueranwalt einen Termin mit der Gemeinde vereinbart, um eine existenzsichernde Lösung für Ernst Suter zu finden. (thi)