Internationale Politik hat den Ruf abgehoben und formell zu sein – und deshalb auch nicht besonders lustig. Hier 12 Beweisstücke dafür, dass Staatsoberhäupter keine Übermenschen sind, und dass auch sie nur mit Wasser kochen.
06.12.2016, 06:5307.12.2016, 07:46
Das legendäre ägyptische Staatsorchester
Die meisten Staatsoberhäupter denken bei Ägypten nicht an romantische Kamelritte im Sand und Buffets à discretion in pompösen Hotelkomplexen, sondern an das wunderbare, unvergessliche ägyptische Staatsorchester.
Russland erlebte 2010 in Syrien schon Ähnliches:
Stillstehen war bei schwierig für den armen Dmitry Medvedev.Video: YouTube/gorf1 Bush überrascht Merkel von hinten
George W. Bush lässt am G8-Treffen alle warten… taucht dann aber mit einer Überraschung für Angela Merkel auf:
«Wänn chunt de Schorsch äntli, José?» – «Käi anig, Angela!»
George W. Bush wird oft eher mit dem Guantanamo-Gefängnis und mühsamen Kontrollen am Flughafen als mit spontanen Massagen assoziiert.Video: YouTube/AP Archive Der «Bad Sushi»-Vorfall
Und jetzt zu George H. W. Bush (dem Vater von George W. Bush, welch kreative Namenwahl!). Bei einem Staatsbesuch in Japan in 1992 wurde er nämlich zum allerersten US-Präsidenten, der es schaffte, seinen Magen öffentlich auf einen ausländischen Amtsträger zu entleeren.
Bei dem Staatsdinner in Tokyo, an dem 135 Diplomaten und politische Amtsträger teilnahmen wurde er zunächst ohnmächtig, bevor er sich dann auf den Schoss seines Gastgebers übergab.
Roher Fisch, auch wenn dieser noch so frisch ist, war in diesem Fall wohl nicht das beste auf einen sowieso schon empfindlichen Magen; Bush begab sich trotz seiner schwachen Gesundheit gegen den Rat seiner medizinischen Ratgebenden an diesem Tag an das Dinner.
Hier der Bericht von CBS News:
Bush hat sich mittlerweile übrigens wieder vollständig erholt.Video: YouTube/MarcoEsc Jean-Claude Juncker: Küsse und Ohrfeigen
Jean-Claude Juncker ist der EU-Kommissionspräsident, also der Chef der Exekutive der Europäischen Union.
Er hat unter anderem die Aufgabe, den 28 Staatsoberhäuptern der Mitgliedsstaaten die Politikvorschläge der Kommission schmackhaft zu machen. Und dabei den eigenen Sinn für Humor nicht zu verlieren.

Creepy Statuen vor dem EU-Kommissionsgebäude in Brüssel.bild: balthasar sager
Das ist zugegebenermassen nicht ganz einfach. Deshalb dreht er den Swag Charme auf 200 hinauf.
Damit sind nicht die 25 viertägigen Wochenenden, die er sich seit Amtsbeginn gegönnt hat, gemeint, sondern seine Kussoffensive:
Das wissen Bundesrätin Simonetta Sommaruga, …

Schmatz!Bild: FRANCOIS LENOIR/REUTERS
… dieser luxemburgische Richter, …

Bild: JULIEN WARNAND/EPA/KEYSTONE
… UKIP-Farage, …

Nigel Farage war massgeblich beteiligt an der Kampagne für den Brexit.Bild: ERIC VIDAL/REUTERS
… dieses Mädchen, …

Vor dem G7-Gipfel in Garmisch-Partenkirchen im Juni 2015.Bild: Kerstin Joensson/AP/KEYSTONE … und dieser Junge nur zu gut!

Bild: Kerstin Joensson/AP/KEYSTONE
Diese Statue hat es auch gesehen.

Die Statue will auch keinen Kuss!bild: balthasar sager
Juncker so:
«Ich küsse nicht die ganze Welt.»
EU-Kommissionssprecher Margaritis Schinas so:
«Der Präsident ist bekannt für seinen informellen und coolen Stil»
Danke Margaritis. Und wie geht der unbeirrbare Luxemburger mit dem autoritären ungarischen Staatschef Viktor Orbán um, der gerade daran ist, Ungarn in seine Vision einer illiberalen Demokratie zu verwandeln?
Mehr Küsse von JCJ? Hier gleich nochmals 26:
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26 Küsse, die nichts gebracht haben – die EU steckt in der Krise
Die offensive Küsserei des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker hat nichts genützt, der EU geht es schlecht: Brexit, Flüchtlingskrise, Schuldenkrise. Hier küsst er gerade Dora Bakoyannis von der griechischen Oppositionspartei Nea Dimokratia.
quelle: x01164 / francois lenoir
Das fast ewige Feuer der Yad Vashem Gedenkstätte
Wenn sich ausländische Staatsoberhaupte nach Israel begeben, steht eigentlich ausnahmslos ein Besuch der Yad Vashem Holocaust Gedenkstätte in Jerusalem auf dem Programm. In einer ernsten Zeremonie lassen sie das ewige Feuer, das normalerweise auf Sparflamme geht, wieder aufflammen.

Papst Franziskus mit der ewigen Flamme.Bild: ABIR SULTAN/EPA/KEYSTONE
Deutschland stattet Israel gelegentlich mal einen Besuch ab. So etwa im Jahr 2000 unter dem damaligen Kanzler Gerhard Schröder. Auch er sollte das ewige Feuer zeremoniell wieder aufflammen lassen.
Das geht nämlich folgendermassen: Man dreht den Hebel in die korrekte Richtung, um die Gaszufuhr zu erhöhen. Das Feuer, das normalerweise auf Sparflamme läuft, steigt in der Folge empor.
Der Ex-Bundeskanzler tat fast genau das. Aber unseligerweise nur fast. Er drehte den Hebel nämlich langsam in die falsche Richtung und setzte dem ewigen Feuer ein Ende.
«Was?»

Merkel weiss nicht, ob sie recht hört.Bild: AP
Ja, ihr habt richtig gelesen. Er löschte die ewige Flamme für die Holocaustopfer aus.
Erst das Feuerzeug eines Angestellten der Gedenkstätte erlöste ihn dann letztendlich aus dieser ultrapeinlichen Situation, die partout nicht einer gewissen Ironie entbehrt.
Der Patzer führte erfreulicherweise zu keinen nennenswerten Konsequenzen für die Beziehungen der beiden Länder.
So sah Gerhard Schröder übrigens in diesem Jahr aus:

Mitte: Schröder am Europatag 2000. Rechts und links: Die «Eurohexen».Bild: EPA DPA
Die Lästermäuler Nick und Barack
Eine goldene Regel, wenn du dich politisch betätigst: Vergewissere dich, dass die Mikrophone nicht mehr an sind, wenn es zum privaten Teil übergeht. Speziell wenn du über andere herziehst.
Barack Obama (bald ehemaliger US-Präsident, 1.85m gross) und Nicolas Sarkozy (ehemaliger französischer Staatspräsident, 1.65m gross) taten das nicht und einige Journalisten hörten nach der Pressekonferenz immer noch mit.
Netterweise haben wir diese Konversation auf Schweizerdeutsch übersetzt:
Dä Nick Sarkozy so:
«He Barack, dä Netanyahu chani gar nöd ha, er isch [im fall voll] än lügnär!»

Nicolas Sarkozy, gestikulierend.Bild: AP
Und dä Barack so:
«Wäisch du MEINSCH du häsches satt, aber [glaub mier im fall, du häsch käi anig] ich has JEDÄ tag mit ihm z tuä.»

Mit Obama ist nicht gut Kirschen essen.Bild: EPA/GETTY IMAGES POOL
Und dä Netanjahu vermuetli so:
«Öh voll fies und so, abär wenigschtäns giz vodä USA bald jedäs Jahr
$3.8 Milliardä für neui Wäffä, dän musi halt ab und zuä idä sur Öpfäl biissä.»

Ab und zu muss halt auch Netanjahu in den sauren Apfel beissen, denn man kann halt nicht alles haben (Milliarden in Entwicklungshilfe von den Vereinigten Staaten UND mehr Platz für den eigenen Staat UND internationale Partner, die keine Lästerschwestern sind). Bild: ANDREW KELLY/REUTERS
So wegen nie genug Platz:
Sarkozy ist übrigens kein einfacher Interviewpartner:
À propos Mikro noch an:
Jacques Chirac über die Briten
«Grossbritannien hat der europäischen Agrikultur nur den Rinderwahn gebracht.»
Ein Moment zwischen Jacques Chirac (ehemaliger Premierminister Frankreichs), Vladimir Putin, Gerhard Schröder und der ganzen Welt.zitat: daily mail 
Chirac (Mitte), ein Chefkoch und diverse G7-Teilnehmer in Lyon 1996. Ja, dazu gehörte auch der britische Premier.Bild: AP
Und dann weiter:
«Man kann Leuten, die eine so schlechte Küche haben, einfach nicht vertrauen.»
Damit meinte er die Briten.zitat: daily mail In Grossbritannien hingegen passiert das übrigens ab und an auch vor laufender Kamera. Wie etwa durch die Queen, die eigentlich eher für ihre zurückhaltende bis verschwiegene Art bekannt ist:
Die Queen über die Chinesen
Queen Elizabeth lästert über chinesische Beamte nach deren Staatsbesuch:
«Sehr unhöflich.»
Prinz Philipp über fast alle Länder, die er mit der Queen besucht
Prinz Philip zum traditionell gekleideten nigerianischen Präsidenten:
«Sie sehen bettfertig aus.»
Ihr Mann Prince Philip leistet sich häufiger mal einen Patzer. Für die Fans des blauen Bluts hat der britische Mirror hier nämlich 96 davon gesammelt. So vertrat er unter unter anderem die Meinung, äthiopische Kunst würde grosse Ähnlichkeiten mit den Zeichnungen seiner kleinen Tochter aufweisen.

Prinz Philip auf Bootstour während einem Staatsbesuch in Deutschland. Bild: Ferdinand Ostrop/AP/KEYSTONE
David Cameron zur Queen
«Die Staatsoberhäupter von fantastisch korrupten Länder kommen zu uns... Nigeria und Afghanistan, möglicherweise die korruptesten Länder der Welt.»
Cameron kurz vor einer internationale Anti-Korruptionskonferenz, für die er Gastgeber war.zitat: cnn 
David Cameron (Grossbritanniens ehemaliger Premier) in nachdenklicher Stimmung.Bild: AP
Berlusconi …
Der 80-jährige Bunga-Bunga-Milliardär, der fortwährend Einfluss auf die italienische Politik oder auch etwa die Gerichte nimmt, sorgte im Laufe seiner Karriere für viele lustige Momente. In der Folge wurde er auch von seinen internationalen Partner äusserst ernst genommen:
Merkel und Sarkozy reagieren auf die Frage, ob Berlusconi ihre Ratschläge denn ernst nehme:
Er zeigte dem spanischen Premier und seiner Partnerin auch schon die in Spanien verpönte «Mano Cornuta» (gehörnte Hand) oder verabschiedet sich vorzeitig aus gemeinsamen Pressekonferenzen mit internationalen Partnern.
Man könnte Bücher füllen mit seinen Patzern:
Berlusconi über Obama:
«Er ist jung, attraktiv und sogar gebräunt. Das wird zur guten Kooperation beitragen.»
Berlusconi zum Präsidenten des EU-Parlaments Martin Schulz:
«In Italien dreht ein Regisseur gerade einen Film über Nazi-Konzentrationslager, ich schlage Sie für die Rolle des Aufsehers vor!»
Oder er versteckt sich hinter der Statue vor Merkel:
Oder er sagt dem spanischen Staatsgast einfach mal Tschüs während der gemeinsamen Pressekonferenz:
Diese sexy Gilets…

Jacob Zuma (Südafrika), Xi Jinping (China), Narendra Modi (Indien), Vladimir Putin (Russland) und Michel Temer (Brasilien).Bild: EPA/SPUTNIK POOL
…die kürzlich von den Staatsoberhäuptern der BRICS-Staaten an einem Gipfeltreffen getragen wurden. Es ist niemandem klar, warum. BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) erinnert übrigens an den Bandnamen ABBA.
Ja, DER Putin.

Bild: EPA/SPUTNIK POOL
Auch bemerkenswert: Narendra Modis Swag-Rock.

Bild: EPA/SPUTNIK POOL
Das erinnert doch an *NSYNC!

Bild: Ron Galella, Ltd./WireImage
Und zum Schluss noch eine lustige Beerdigung
Beerdigungen machen doch wirklich Spass. Hier bei Nelson Mandelas Begräbnis:

Barack wurde von Michelle umplatziert, nachdem ihr Ehemann und Helle Thorning-Schmidt, die ehemalige dänische Ministerpräsidentin, es wohl etwas zu lustig zusammen hatten.Bild: imgur/iclosedmyeyesijustcantsleep Da war Gemählin Michelle Obama nicht so happy… Das war aber auch schon anders, wie etwa in bei diesem Staatsbesuch in Argentinien.
So sehen erzürnte Bauern aus!
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So sehen erzürnte Bauern aus!
Sie bringen Heu und ihre Fäuste! Aber erst mal von vorne …
quelle: epa/epa / laurent dubrule
Er sieht die Ukraine im Krieg im Vorteil und warnt vor einem russischen Angriff aufs Baltikum. Ben Hodges, der ehemalige Oberbefehlshaber der NATO-Landstreitkräfte in Europa, sagt im Interview auch, warum die Schweiz trotz Trump am Kauf der US-Kampfjets festhalten sollte.
Ben Hodges gehört zu den gefragtesten Personen am St.Gallen Symposium. Wenn es um die Sicherheit Europas oder um eine Einschätzung zur Trump-Regierung geht, ist er selten um eine pointierte Aussage verlegen.