Vor 100 Jahren
28.07.2014, 10:5729.07.2014, 08:15
Vor 100 Jahren hat die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts ihren Lauf genommen. Kriegerisch war die neutrale Schweiz nicht in den Ersten Weltkrieg involviert, doch verschont blieb sie dennoch nicht: Zu bedeutend waren die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umwälzungen während und nach dem Konflikt.
Tausende Aufnahmen aus dem Bundesarchiv in Bern vermitteln einen lebendigen Eindruck der Schweiz in den Kriegsjahren. Die meisten sind undatiert, entstanden aber zwischen 1914 und 1918. watson hat das gesamte Archiv durchforstet und präsentiert hier eine Auswahl von 40 faszinierenden Bildern aus jener Zeitenwende.
Hygiene und Gesundheit der Truppe
Aufstehen an einem Grenzwachtposten

250'000 Mann zählte die Schweizer Armee nach der Mobilmachung vom 3. August 1914. Hinzu kamen 200'000 Mann im Hilfsdienst. Die Bevölkerungszahl betrug 3,9 Millionen.Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Waschen im Fluss

Die Hygiene der Truppe war im Ersten Weltkrieg im Vergleich mit früheren Konflikten stark verbessert worden. Erstmals starben weltweit mehr Soldaten durch Kampfhandlungen als an Krankheiten.Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Duschraum im Armeebadezug

Dazu trug auch die Mechanisierung bei: Armeebadezüge boten Duschen und Umkleidekabinen. Das heisse Wasser kam aus einem angehängten Kesselwagen.Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Bettentrakt im Sanitätszug

Die letzten Sanitätszüge wurden 2003 ausser Dienst gestellt.Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Impfen

Ebenfalls positiven Einfluss auf die Gesundheit der Truppe hatten Impfungen gegen Typhus und Tetanus, die Soldaten im grossen Stil verabreicht wurden.Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Kahlscheren gegen Läuse

Auch an althergebrachten Hausmitteln wurde festgehalten. Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Kegeln im Keller des Grippeerholungszentrums

Gegen die rasante Ausbreitung der Spanischen Grippe im letzten Kriegsjahr konnten verbesserte Hygiene- und Gesundheitsversorgung aber wenig ausrichten. Weltweit starben Millionen, die meisten von ihnen Zivilisten. In der Schweiz raffte die Epidemie 28'000 Personen dahin, darunter über 1000 Soldaten. Antibiotika wurden erst im Zweiten Weltkrieg entwickelt.Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Prothesenanpassung

In einer Anstalt in der Schweiz passt ein Arzt einem französischen Kriegsgefangenen eine Beinprothese an. Über 12'000 ausländische Armeeangehörige, darunter Franzosen, Engländer, Belgier und Deutsche, waren in der Schweiz während des Ersten Weltkriegs interniert.Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Bewaffnung und Ausrüstung
Der erste in der Schweiz hergestellte Fesselballon

Bis zum Ersten Weltkrieg besass die Schweizer Luftwaffe keine Flugzeuge, sondern lediglich Fesselballone zur Aufklärung. Bild: Schweizerisches Bundesarchiv

Mit Spenden aus der Bevölkerung kaufte das Militärdepartement 1916 insgesamt 17 Flugzeuge und 14 Reservemotoren. In Dübendorf wurde zudem ein Hangar gebaut.Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Brieftaube bereit zum Abfliegen

«Selbstreproduzierende Kleinflugkörper auf biologischer Basis mit fest programmierter automatischer Rückkehr aus allen beliebigen Richtungen und Distanzen»: So hiessen die bis 1996 in der Schweizer Armee eingesetzten Brieftauben laut Reglement.Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Schiessübung mit dem Maschinengewehr

Auf dem Gebiet der Kriegstechnik kamen im Ersten Weltkrieg einige besonders todbringende Neuerungen zum Einsatz: das Maschinengewehr ...Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Gasmaskenfilter werden feldgrau gespritzt

... und Giftgase wie Chlor- und Senfgas.Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Bajonettfechten

Der traditionelle Nahkampf wurde weiter geübt. Im Ersten Weltkrieg erreichten Bajonette noch eine Länge bis zu 50 cm, was regelrechtes Fechten erlaubte.Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Neuer Stahlhelm mit Splitterschutz

Immerhin wurden auch Fortschritte in der Schutzausrüstung ...Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Das neue Mützenmodell und seine Tragarten

... und generell in der Bekleidung erzielt.Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Verpflegung und Vorräte
Punkto Lebensmittelversorgung war die Schweiz schlecht auf den Ersten Weltkrieg vorbereitet. Obwohl die Importe aus den Nachbarländern einbrachen, wurden erst 1917 Rationierungsmassnahmen eingeführt. In der Bevölkerung resultierte ein Ernährungsnotstand, der nicht zuletzt auch der Ausbreitung der Spanischen Grippe Vorschub leistete.
Armeekäsekeller

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Brotvorrat einer Bäckerkompanie

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Gedörrte Apfelschnitze

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Anfeuern in der Feldküche

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Strohlager in der Luftschiffhalle von Luzern

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Paketberg für internierte Kriegsgefangene

Rätsel: Finden Sie alle neun Soldaten in diesem Bild.Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Der Dienst der Frauen
Der freiwillige Armeedienst stand ihnen zwar noch nicht offen, dafür leisteten Schweizer Frauen an der Heimatfront Enormes: Sie führten die Soldatenstuben, pflegten verletzte Kriegsgefangene und schufteten in Armeebetrieben. Während die Männer Aktivdienst leisteten, oblag es ihnen, die Familien durchzubringen.
Rotkreuzhelferinnen und Nonnen vor Sanitätszug

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Armeeschneiderei in Bern

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Arbeiten zur inneren Ausrüstung der Gasmasken

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Zivilbevölkerung
Der Schweizer Zivilbevölkerung wurde im Ersten Weltkrieg viel zugemutet. Erwerbsausfallersatz gab es noch nicht, was viele Familien verarmen liess, hinzu kam Inflation. Daraus resultierten soziale Spannungen, die nach Kriegsende im Landesstreik kulminierten. Dieser wurde vom Ordnungsdienst der Armee niedergeschlagen.
Alter Mann mit Soldaten

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Junge vor 42-cm-Mörser

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Kleinkinderschule ist gleichzeitig Soldatenstube

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Menschenmenge füllt Strasse nach Defilee in Bern

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Irrtümlicher Bombenabwurf auf jurassische Gemeinde

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Kriegsbergwerk Bassersdorf

Kriegsbergwerk Bassersdorf 1918: Einwohner der Zürcher Gemeinde durchsuchen den Schlackenhaufen beim Bahnhof nach brennbarem Material.Bild: Wikimedia Commons Bewaffnete Bahnbeamte

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Die Armee in den Städten
Infanteristen auf dem Bundesplatz

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Wache am Zürcher Hauptbahnhof

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Rekrutenschule in der Kaserne Zürich

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Barrikade vor deutschem Zollhaus bei Basel

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Barrikade auf der Basler Johanniterbrücke

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
In den Bergen
Patrouille vor dem Matterhorn

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Beobachtungsposten an der Südgrenze

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Abstieg vom Theodulpass mit Verwundetentransport

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Im Innern einer Grenzwachthütte

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
So entstanden die Bilder übrigens

Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Wer sich alle 5107 Aufnahmen aus dem Bundesarchiv zur Schweiz im Ersten Weltkrieg ansehen will, kann das hier tun.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Ab 2026 rechnen Ärztinnen und Ärzte sowie weitere Leistungserbringer ambulant erbrachte Leistungen mit neuen Tarifen und Pauschalen ab. Das bedeutet das Ende des 20 Jahre alten Modells Tarmed. Für Patientinnen und Prämienzahlende soll sich nicht viel ändern.