Du bist glatt, lieber watson-Leser, Secondo, Vollblut-Jugo! Mein Listicle vom letzten Mal, in dem ich erzählte, was mir als Jugo-Kind alles in die Wiege gelegt wurde, hast du rege gelesen. Mehr noch: du hast aktiv mitdiskutiert, bist selber in Erinnerungen geschwelgt und hast mich auf weitere Dinge aufmerksam gemacht, die ich als Jugo-Kind eingetrichtert bekommen hab.
Und weil wir gemeinsam stark sind und weil wir ja nie aufhören sollen, wenn's am schönsten ist, präsentiere ich hier die Fortsetzung von Dingen, um die du als Jugo-Kind nicht herum kommst.
watson-Leser «Kunibert der fiese» wollte wissen, wann die Altersgrenze erreicht ist, wo ein Jugo von Marlboro Gold (light) auf Marlboro rot wechselt. Ich tippe auf plusminus 16. Sofern er nicht schon mit Marlboro rot angefangen hat zu rauchen. Noch bevor er die Töffliprüfung absolvieren oder sein erstes Barthaar rasieren konnte. Marlboro rot gehört zum Jugo wie sein Auto-Schlüssel, sein schwarzer Kaffee, sein Gläschen Rakija und sein Gold-Chetteli.
Wer sich jetzt darüber aufregen will, dass ich nur in der männlichen Form schreibe, möge sich beruhigen: Natürlich rauchen Damen auch. Und genau weil sie Ladies sind, überlassen sie den harten Tabak den harten Jungs und ziehen vorzugsweise an Slim-Zigaretten mit Menthol-Geschmack. Auch als Nichtraucher haben wir sowohl Slims als auch Marlboros daheim. Für den Besuch. Gehört zum fixen Repertoire, über das du als Jugo-Gastgeber verfügen musst.
Nichts spaltet den Balkan so sehr in zwei Fraktionen wie dieser Brotaufstrich, der dir einen Zuckerschock verpasst, wenn du nur schon einen Löffeli davon naschst. Auf der einen Seite Schoko- und Haselnuss-, auf der anderen Vanillie-Crème. Beides geil. Und doch kann es nur einen Sieger geben. Hier scheiden sich die Geister, hier geht es um mehr, das hier ist wahre Politik.
Liebe Vanillie-Fraktion. Wollte ihr meine BFFs sein?
Sorry, liebe Haselnüssler, ihr habt keine Ahnung!
Leserin «Die verwirrte Dame» will wissen, was mit Sarma ist. Userin «lily.mcbean» trifft mit ihrer Erläuterung den Nagel auf den Kopf. Sie nennt die Krautwickel, die mit Hackfleisch, Tomaten und Reis gefüllt sind, «Jugo-Capuns». Und die haben es in sich. Wer sich nicht überfrisst, ist kein richtiger Jugo. Und wer keine hausgemachte Sarma zubereiten kann, bleibt ledig.
Ich kann keine Sarma machen. Wir werden aber sicher einen Kompromiss finden, lieber Zukünftiger!
Man nehme Naturejoghurt, kippe Wasser und Salz rein und werde glücklich. Was merkwürdig klingt, schmeckt so, wie ich mir das Schlaraffenland vorstelle. Vor allem im Sommer gibt es nichts besseres als «Kiselo Mleko» (saure Milch). Ok, vielleicht noch ein kaltes Bier. Wobei nein, das Joghurt-Wasser-Salz-Gemisch gewinnt. Als Türke willst du jetzt «Ayran» schreien. Und mir erzählen, dass ihr das Erfrischungsgetränk erfunden habt. Mir egal. Ihr habt es, wir haben es, preisen wir es! Ziveli! Oder wie ihr Türken sagt: Serefe! Zum Wohl!
Zu den schönsten Dingen in meiner Kindheit gehören die drei TVs, die wir hatten. Einen in der Stube, einen in der Küche und den dritten schenkte mir meine Schwester zu meinem 15. Geburi für mein Zimmer. Das Beste: Mindestens ein Fernseher lief immer. Und meist schauten wir den gleichen Film. Auf VHS. In «Hajde da se volimo» («Komm, wir lieben uns»), spielt die narzisstische Balkan-Pop-Diva Lepa Brena sich selber. Der Plot rundherum: Scheiche, die sie entführen wollen, viel Alkohol, Partys, Sex und Musik, die vor allem meine Mutter, meine Schwester und mich durch die Wohnung hüpfen liess.
Und nun entschuldige mich bitte, ich muss rasch rausfinden, ob ich die Performance nach fast 30 Jahren immer noch kann.
Du kennst Petit Beurre. Die Butterkekse mit viel Butter und wenig Geschmack. Jetzt subtrahiere den wenigen Gout komplett, und du erhältst Plazma-Kekse. Jedem armen Jugo-Kind werden die schrecklichen Guetzli als die besten ever angepriesen. So wie Schweizer Kindern Darvida. Oder Mini-Reiswaffeln. Ätzend. Ich hab die Verarsche übrigens schon früh durchschaut. Und meine Plazma Kekse in alles getunkt, das sich in Reichweite befand. In Mamas Kaffee, Papas Kafi Luz und in die heisse Schoggi meiner Schwester. Später in ihren Cappuccino.
Ich bin heute kaffeesüchtig.
Dafür rauche ich nicht mehr.
Fair enough!
Und jetzt gehe ich «Hajde da se volimo» schauen. Danke, dass es dich gibt, YouTube. <3
Eure Ludmila