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Lohnt sich Teslas Super-Batterie für Schweizer Hausbesitzer? Das sagen die Experten

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Tesla enthüllt Super-Batterie
Tesla-Gründer Elon Musk hat Energiespeicher für Haushalte und Unternehmen vorgestellt.
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Lohnt sich Teslas Super-Batterie 
für Schweizer Hausbesitzer? Das sagen die Experten

Elon Musk macht Strom sexy. Der Chef der Firma Tesla präsentierte diese Woche eine Batterie für zu Hause. Das ist eine Kampfansage an die Elektrizitätswerke.  
04.05.2015, 09:5605.02.2016, 14:26
Raffael Schuppisser 
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Ein Artikel von Schweiz am Sonntag
Schweiz am Sonntag

An Visionen fehlt es dem Mann nicht. Elon Musk will auf den Mars. Und das am liebsten, noch bevor die Nasa oder eine andere staatliche Raumfahrtagentur da ist. Möglich werden soll dieser Traum dank seines privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX.  

Doch auch die Fortbewegung auf unserem Planeten will er verändern, mit einem System namens Hyperloop. Menschen sollen dereinst in Kapseln mit 1200 Kilometer pro Stunde durch Röhren geschossen werden – und so deutlich schneller als mit dem Flugzeug und gleichzeitig billiger als mit der Bahn reisen. Noch ist das Zukunftsmusik.  

Diese Woche stellte Musk im Hauptsitz seiner zweiten Firma, dem Elektroauto-Hersteller Tesla, ein neues Projekt vor. Eines, das nicht bloss visionär, sondern – wie er sagt – «durchführbar» ist: «Die komplette Transformation der gesamten Energieinfrastruktur unserer Welt.»  

Der Steve Jobs der Batterien 

Elon Musk präsentiert seine Mega-Batterie für private Haushalte und Firmen. 
Elon Musk präsentiert seine Mega-Batterie für private Haushalte und Firmen. Bild: PATRICK T. FALLON/REUTERS

Viel bescheidener als Hyperloop und die Reise zum Mars klingt das nicht. Doch Musk meint es ernst. Erreichen will er das mit einer neuen Super-Batterie für Privathaushalte und Unternehmen. Für ihn ist es das fehlende Stück, das «missing piece», das es braucht, um die Energiewende zu schaffen.  

Denn all die Solarzellen auf den Dächern produzieren zwar bei Sonnenschein Strom, können jedoch elektrische Geräte nachts und bei wolkenreichem Wetter nicht mit Energie versorgen. Es braucht einen Speicher, in den tagsüber Energie gespeist werden kann, um nachts davon zu zehren.  

«Powerwall» heisst der Speicher, den Musk diese Woche in Kalifornien präsentiert hat. Ein Stück Technik, das 100 Kilogramm wiegt, die Masse eines kleinen Tresors hat und mit den eleganten Rundungen dennoch aussieht wie von Steve Jobs designt. 

So sexy kann eine Batterie sein

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Bild: PATRICK T. FALLON/REUTERS

Unter der Haube reihen sich Lithium-Ionen-Akkus aneinander. Dieselben, mit denen die Luxuselektrokarre Tesla S angetrieben wird. Die Speicherkapazität beträgt je nach Version 7 oder 10 Kilowattstunden. Wobei bereits die kleine Version den Tagesbedarf eines Einfamilienhauses decken dürfte.  

Mit den nötigen Solarzellen auf dem Dach kann man sich damit also autonom mit Strom versorgen. In der Schweiz gilt das zumindest für die Sommermonate, in südlichen Regionen der Erde, wie etwa in Kalifornien, fürs ganze Jahr.  

«Tesla bietet dieselbe Kapazität wie herkömmliche Batterien für einen Drittel des Preises an. Das ist fantastisch.» 
ETH-Professor Anton Gunzinger  

«Elon Musk zeigt uns den Weg, den wir gehen müssen, um die Energiewende zu schaffen», sagt Energieexperte Anton Gunzinger, der eben das Buch «Kraftwerk Schweiz» herausgegeben hat.  

Der ETH-Professor fährt selber einen Tesla und hat auf seinem Dach 133 Quadratmeter Solarzellen installieren lassen. Der grösste Knackpunkt bei der Solarenergie sei derzeit die Batterie als Zwischenspeicher. Während der Konkurrenzkampf im Bereich der Fotovoltaik dazu führte, dass der Preis von Solarzellen gesunken ist, kosten Batterien noch immer sehr viel. Für eine 10-Kilowattstunden-Batterie zahlt man in der Schweiz rund 10 000 Franken. «Tesla bietet dieselbe Kapazität für einen Drittel des Preises an. Das ist fantastisch», kommentiert Gunzinger.  

«Mit der Batterie können zwar Energieschwankungen zwischen Tag und Nacht ausgeglichen werden, aber nicht zwischen Sommer- und Wintermonaten.»
Professor Nicola Schulz 

Kritischer äussert sich Nicola Schulz, Professor für elektrische Energietechnik an der Fachhochschule Nordwestschweiz: «Mit der Batterie können zwar Energieschwankungen zwischen Tag und Nacht ausgeglichen werden, aber nicht zwischen Sommer- und Wintermonaten.» Ein Allerweltsmittel, um die Energiewende zu schaffen, sei das nicht, jedoch eine Ergänzung im Zusammenspiel mit anderen Methoden.  

Einer, der die Powerwall bereits getestet hat, ist Sean Ness vom Institute for the Future in Kalifornien. Er gehört zu jenen Personen, welche die Heimbatterie von Tesla in einer früheren Version während mehrerer Wochen nutzen konnten. «Für diese Batterie gibt es bestimmt einen Massenmarkt», ist Ness überzeugt. Der ist auch nötig, um die Batterie billig herzustellen. Denn technisch unterscheiden sich die Batterien von Tesla nicht grundlegend von jenen anderer Hersteller, die für Elektrofahrzeuge, Laptops oder Smartphones Akkus produzieren.  

Der Unterschied: Musk perfektioniert die Herstellung und denkt in grösseren Dimensionen. In der Wüste von Nevada baut Tesla zusammen mit Panasonic die sogenannte Gigafactory. Ein 5-Milliarden-Dollar-Projekt. In der Fabrik sollen ab 2020 jährlich so viele Lithium-Ionen-Batterien hergestellt werden, wie 2014 auf der ganzen Welt produziert werden.  

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Durch die neue Fabrik wird sich also das Volumen an Batterien verdoppeln. Dafür braucht es neben Elektroautos einen weiteren Absatzmarkt: die Heimbatterie. Wird sie kein Erfolg, könnte die Gigafactory für Tesla zum Fiasko werden.  

Doch Musk liebt das Risiko. Und kalkuliert eng. Das war schon bei PayPal so, dem Internetbezahldienst, den er im Jahr 2002 für 1½ Milliarden Dollar an eBay verkaufte.  

Und so ist das auch bei Tesla. Letzte Woche wurde bekannt, dass Tesla vor zwei Jahren fast vor der Pleite stand und schon ein Übernahmedeal mit Google ausgehandelt worden war. Doch kurze Zeit darauf nahm der Absatz der Elektroflitzer Fahrt auf, und der Aktienkurs der Firma schoss in die Höhe.  

Musk war gerettet.  

Beim Verkauf der Powerwall setzte Tesla nicht nur auf die Privathaushalte, sondern auch auf Firmen. Die Firmen und Unternehmen können die Batterie gleich in 500-Kilowattstunden-Blöcken erstehen. Doch weder Firmen noch Privathaushalte dürften bloss der Umwelt zuliebe im grossen Stil in Tesla-Batterien und Solarzellen investieren. Der entscheidende Punkt wird sein, ob man damit sparen kann.  

Gemäss dem Energie-Experten Gunzinger kann man. Und zwar nicht nur im sonnigen Kalifornien, sondern wohl auch im Schweizer Mittelland. 

Nutzt man eine Tesla-Batterie für 3000 Franken und eine Solaranlage für 8000 Franken (damit kann etwa der Strombedarf eines Einfamilienhauses gedeckt werden) über 20 Jahre und kauft während der Wintermonate noch den benötigten Strom hinzu, den auch die Batterie nicht ausgleichen kann, so fährt man damit immer noch billiger, als wenn man den ganzen Strom beim Elektrizitätswerk bezieht. Zu diesem Schluss kommt Gunzinger in einer Berechnung für die «Schweiz am Sonntag».  

«Wir haben nun den Punkt erreicht, an dem Solarstrom über das ganze Jahr gesehen und nicht nur während der Sonnenstunden in der Schweiz gleich teuer oder sogar billiger ist als der Strom vom Elektrizitätswerk», erklärt der Energieexperte.  

Jetzt auf

Teslas Powerwall ist nicht nur ein Schritt in eine grüne Zukunft. Langfristig ist das auch eine Kampfansage an die Elektrizitätswerke.  

Wie Elon Musk mit Tesla durchstartete

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Wie Elon Musk mit Tesla durchstartete
Tesla Motors, oder kurz Tesla, wurde 2003 von Silicon-Valley-Ingenieuren gegründet. Sie wollten beweisen, dass Elektrofahrzeuge herkömmlichen Autos überlegen sind.
quelle: getty images north america / joe raedle
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