30.03.2015, 14:0607.04.2015, 11:18
Nach einer Explosion sind in New York vier Häuser eingestürzt – zwei Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben. Neben der Betroffenheit macht sich auch Wut breit. Wut auf Touristen, die sich vor dem Unglück in Szene setzen.
Dieses Bild von einer Gruppe von Touristinnen, die sich mit einem Selfie-Stick vor der Explosion fotografieren, brachte die Einheimischen in Rage: «Village Idiots» (Dorftrottel) nennt sie die New York Post in Anspielung auf den Stadtteil East Village, und unter dem Hashtag #villageidiots braut sich auf Twitter ein Shitstorm zusammen.
Höchste Zeit, dass wir uns bewusst werden, wann und wo man am besten keine Selfies macht. So lässt sich auch der Internet-Pranger vermeiden.
1. Brände
Dieser Typ ist Feuerwehrmann – der offenbar nichts besseres zu tun hat, als sich bei einem Einsatz selbst zu fotografieren.
Die Regel: Bei Bränden verlieren Menschen ihr Leben oder ihre Existenz. Kein guter Hintergrund, um sich in Szene zu setzen.
2. Geiselnahmen
Bei der Geiselnahme in einem Café im Sydney im letzten Dezember wurden zwei Geiseln und der Terrorist getötet. Die Selfie-Touristen vor Ort lösten einen Aufschrei in Australien aus.
Die Regel: Wir raten davon ab.
3. Autounfälle
Junge, möglicherweise wurden da Menschen verletzt. Das ist kein Grund zur Freude.
Die Regel: Geschmacklos. Just don't.
4. Velo-Unfälle
Man fragt sich unweigerlich, ob die Instagram-Kultur die Sinne gewisser Menschen vernebelt oder ob sie einfach hoffnungslos unsensibel sind.
Die Regel: Steht man vor der Wahl, ein Selfie zu machen oder einem verunfallten Menschen zu helfen, hilft man gefälligst!
5. Velo-Rennen
Am der Tour de France in England im vergangenen Sommer kollidierten mehrere Fahrer mit Zuschauern, die sich für Fotos viel zu weit auf die Rennstrecke begaben.
Die Regel: Selfies an der Tour der France sind okay, aber bitte so, dass die Rennfahrer nicht gefährdet werden.
6. Flugzeug-Pannen
Auch wenn der Fotografierende selber ein Opfer der Panne ist: Muss das wirklich sein?
Die Regel: Bei einem Unglück hast du besseres zu tun, als ein Foto zu schnappen. Überleben zum Beispiel.
7. Fakes aus dem Krisengebiet
Das Bild des arabischen Rappers Tamer Naffar, der von zwei israelischen Polizisten verfolgt wird, verbreitete sich rasend schnell. Später stellte sich heraus, dass das Bild gestellt ist.
Die Regel: Auch ein gefälschtes Foto kann auf ein Problem aufmerksam machen. Unter dem Strich handelt es sich dabei aber um Manipulation und Propaganda – also eher nein.
8. Beerdigungen
Selfies an Beerdigungen erhielten wegen des gleichnamigen Tumblr-Blogs eine grössere Internet-Aufmerksamkeit. Mit einem Funeral-Selfie von Barack Obama (an Nelson Mandelas Trauerfeier) stellte der Blog schliesslich seine Aktivität ein.
Die Regel: Solche Selfies sind nicht grundsätzlich schlimm. Wir lassen die Welt über die Sozialen Medien an unserem Leben teilhaben – dazu gehört auch der Verlust eines Familienmitglieds.
Bitte achtet aber darauf, dass die verstorbene Person nicht auf das Foto kommt: Das geht zu weit.
9. Operationssaal
Das OP-Selfie ist aus mehreren Gründen problematisch: Erstens hat der Bildschirm eines Smartphones in der Regel mehr Bakterien als eine WC-Brille.
Und dann kämpft da eine Person um ihr Leben.
Die Regel: Lass mal stecken.
10. Gedenkstätten
Diesem Mädchen wirbelte in den USA nach ihrem Auschwitz-Selfie ein heftiger Shitstorm um die Ohren. Das Bild wurde gar die Vorlage eines Memes.
Die Regel: Fotos von solchen Gedenkstätten sind okay, vielleicht auch Selfies. Aber um Gottes Willen: kein Grinsen, keine Duckfaces, keine Daumen-Hoch-Gesten.
11. Strassenschlachten
In Barcelona brennen Container, Demonstranten prügeln sich mit der Polizei – und diese beiden Touristinnen sehen einen perfekten Hintergrund für ein Selfie.
Die Regel: Es gibt definitiv grössere Sünden – aber das Internet regt sich gerne genüsslich über Krawalltouristen auf. Wenn es um Shitstorm-Prävention geht, sei von Riot-Selfies also abgeraten.
12. Hilflose Menschen
Diesem Mann am Boden geht es offensichtlich mies; es ist entwürdigend, ihn so zu fotografieren, erst recht, wenn man in Justin-Bieber-Manier vor ihm posiert.
Die Regel: Ein solches Selfie ist der beste Weg, sich als Arschloch zu outen.
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