Als der FC Zürich im September letzten Jahres Antonio Marchesano für die Saison 2016/17 verpflichtete, war dieser beim FC Biel gerade zu grosser Form aufgelaufen und unterschrieb mit Freude einen Vierjahresvertrag: endlich Super League! Der Tessiner hätte sich nicht vorstellen können, dass der FCZ absteigen könnte und er weiter in der Challenge League spielen muss. 153-mal hat er dies bisher getan, für Locarno, Bellinzona, Winterthur und Biel. Für den 25-Jährigen war die Zeit überreif, sein Können auch in der Super League zu zeigen. Es hat (noch) nicht sollen sein. «Nun bin ich beim FCZ eben der Mann mit der grössten Challenge-League-Erfahrung und kann meinen Teamkollegen sagen, worauf es ankommt», sagt Marchesano. «Ob wir aufsteigen, ist allein Kopfsache.»
Kennst du den amerikanischen Spielfilm «… denn sie wissen nicht, was sie tun»? Den Streifen aus dem Jahre 1955 mit dem legendären Schauspieler James Dean? «… denn sie wissen nicht, was sie tun» passt durchaus auch zum FC Wil. Der Klub aus der Ostschweiz mit den türkischen Investoren hat ein Budget von rund 12 Millionen. Das ist dreimal so viel wie der Etat des FC Aarau. Wil-Sportchef Abdullah Cila lockt Spieler wie Nganga, Deana und Bühler mit langfristigen Verträgen und für Challenge-League-Verhältnisse völlig überrissenen Löhnen. Man spricht von Monatsgehältern von mindestens 20'000 Franken. Das ist ein Wahnsinn! Dass der FC Wil finanziell auf Wolke sieben schwebt, ist schön. Trotzdem zwei Fragen: Wie lange fliesst die Kohle? Und: Kann man den sportlichen Erfolg kaufen?
Heisse Geschichten rund um den FC Aarau? Sportlich ist alles in Butter. Der FC Aarau ist voll im Saft, dank den Offensivkräften Alessandro Ciarrocchi, Patrick Rossini und Zoran Josipovic ist den Aargauern eine Menge zuzutrauen. Eine Sache ist da allerdings noch: Der FC Aarau hat für die Saison 2016/17 noch keinen Hauptsponsor. Das kann, das dürfte nicht sein!
Der Neuenburger Traditionsverein blickt auf eine erfolgreiche letztjährige Spielzeit zurück. Nach dreieinhalb Jahren ohne Profifussball beendete Xamax die Saison 15/16 auf dem hervorragenden zweiten Platz, was seit der Gründung der Challenge League im Jahr 2003 noch keinem Aufsteiger gelang. Die vielversprechenden Resultate sind nicht unbemerkt geblieben. Mit dem ehemaligen Super-League-Spieler Raphaël Nuzzolo (33) konnte ein bekannter Name von einer Rückkehr in die Maladière überzeugt werden. Denn mit Xamax verbindet Nuzzolo (175 Partien, 24 Tore für Xamax) eine «alte Liebe». Daneben verfügt das Trainergespann um Michel Decastel (60) und Stéphane Henchoz (41) über ein ausgeglichenes Kader mit talentierten jungen sowie routinierten Spielern.
Am Montag hat der FC Schaffhausen seine neue Mannschaft präsentiert. Neue Gesichter mit einem gewissen Bekanntheitsgrad gab es allerdings nicht zu sehen. So war eindeutig der Ort, wo die Vorstellung stattfand, der Star des Abends: das neue Stadion. Dieses, im Nordosten der Stadt gelegen und für 8'000 Zuschauer konzipiert, ist schon so weit gediehen, dass FCS-Trainer Axel Thoma im künftigen VIP-Raum bekannt geben konnte, was er von dieser Saison erwartet. Beim Blick in die Arena mit den steilen Rampen konnte man sich gut vorstellen, wie toll es sein wird, wenn hier ab Februar 2017 der Ball rollt. «Wir haben nicht so grosse Namen, aber junge und hungrige Spieler, die sich beweisen wollen», sagte Thoma. Die neue Nummer 10 kommt aus Portugal und heisst João Vilela.
Alexandre Alphonse, der einst für den FC Zürich in 166 Spielen 55 Tore schoss und sich dreifacher Schweizer Meister nennen darf, ist zurück. Für den 34-jährigen Stürmer, dessen Karriere vor 13 Jahren bei Etoile Carouge in Genf so richtig lanciert wurde, schliesst sich mit dem Wechsel der Kreis. Zu seinem «Herzensklub» zurückgekehrt ist auch Patrik Baumann. Servettes Barrage-Held von 2011 – gegen Bellinzona gelang dem Innenverteidiger ein Doppelpack – kam nach Jahren des Verletzungspechs und zeitweiser Arbeitslosigkeit bereits im Winter wieder an den Genfersee. Anthony Braziat, der mit 38 Jahren jüngste Trainer im gesamten Schweizer Profifussball, kann auf eine punktuell verstärkte Aufstiegsmannschaft zurückgreifen, weshalb Servette den Blick schon wieder nach oben richtet.
Beim FC Winterthur stand die Sommerpause ganz im Zeichen des Umbruchs. Trainer Sven Christ, der in der vergangenen Winterpause als Nachfolger von Jürgen Seeberger verpflichtet wurde, mistete an der Schützenwiese kräftig aus. 14 Abgängen stehen 14 Neuzuzüge gegenüber. «Die Qualität haben wir bereits gehabt. Das Augenmerk beim Umbau lag auf der Mentalität. Wir haben jetzt sicher ein viel hungrigeres Team als noch in der vergangenen Saison», sagt der ehemalige FCA-Trainer. Mit den Verpflichtungen von Luca Radice und Daniele Russo in diesen Tagen holten die Winterthurer zudem kräftig Erfahrung ins Team. Vom nicht ganz einfachen Startprogramm gegen den FCZ und den FCA lässt sich Christ nicht gross beeindrucken: «Der Druck liegt in diesen Partien beim Gegner.»
Die fussballfreien Wochen im Freiamt waren vor allem eines: turbulent. Neben dem erwarteten Spieler-Exodus aus der Wohler Garderobe, stellte der Klub mit Monquez al-Yousef auch noch einen neuen Investor respektive Freund vor. So nennen ihn die Verantwortlichen gerne, weil sie wissen, dass der Begriff des Mäzens im familiären Umfeld zusätzliche Vorbehalte schürt. Al-Yousef will sich nicht ins operative Geschäft einmischen, benötigen die Freiämter aber zusätzliche Mittel, um kostenintensivere Transfers zu tätigen, so hat er ein offenes Ohr. Bereits in diesem Sommer ist der Saudi-Araber mit ein Grund, warum sich der FC Wohlen letztlich mit Spielern wie Florian Stahel oder Sead Hajrovic einig werden konnte. Es sind Investitionen, die al-Yousefs Glaubwürdigkeit steigern.
Der FC Le Mont bleibt sich treu: Der Waadtländer Klub verpflichtete auch diesen Sommer bei der Konkurrenz aussortierte Spieler. War im Sommer 2015 noch Daniel Gygax der alles überstrahlende Name gewesen, ist es nun Patrick Bengondo. Klar, der 34-jährige Kameruner versprüht einen gewissen Glamourfaktor. Er war sowohl beim FC Aarau als auch zuletzt beim FC Winterthur der Publikumsliebling. Aber genau wie vor Jahresfrist im Fall von Gygax stellt sich auch bei Bengondo die Frage, wie viel er der Mannschaft auf dem Platz noch helfen kann. Eines ist auf jeden Fall klar: Bei Le Mont wurde auch auf diese Saison hin wieder heftig ausgemistet; 18 Abgängen stehen 12 Zuzüge gegenüber – entsprechend schwer wird es der neu verpflichtete Trainer John Dragani haben, ein Team zu bilden.
Der FC Chiasso ist zusammen mit Le Mont der meistgenannte Abstiegskandidat. Zu Recht! Das Kader der ersten Mannschaft liest sich wie eine Restposten-Abteilung der Challenge League. Für Unruhe sorgte zudem die Entlassung von Generaldirektor und Sportchef Carlo Cavalleri kurz vor dem Saisonauftakt. Cavalleri soll italienischen Spielern wie Marco Perini, Marco Gaeta und Nicolò Quaggiotto Verträge mit überrissenen Löhnen angeboten haben. Der neue Sportchef Nicola Bignotti plant nun ohne das Trio und streicht dieses aus dem Kader. Zwar konnten die bewährten Teamstützen Torhüter Guatelli und Flügelstürmer Regazzoni gehalten, und vor allem die Defensive der Tessiner mit Urtic und Kaufmann gut verstärkt werden. Dennoch bleibt wohl nur der Ligaerhalt als machbares Saisonziel.