Oskar Freysinger hatte nur eine Bitte, als er als Diskussionsgast für die Sendung «Talk Täglich» auf Tele Züri eingeladen wurde: er wolle das Gespräch mit einigen Zeilen eines Gedichts aus seinem neuen Buch «Die dunkle Seite des Lichts» eröffnen.
«Doch wie komm' ich als Maus aus diesem Nest heraus? Da nehm' ich mir, ich Tor, die grösste Schlange vor. Bald streckt das Biest mich nieder, sein Gift lähmt meine Glieder. Ich zittere und erbebe, aber ich überlebe. Die Wahrheit, die ich seh', tut wie der Biss sehr weh. Doch braucht es dieses Weh, damit ich neu entsteh», rezitiert der Walliser aus seinem Werk und bringt seinen Leidensweg als gescheiterter SVP-Politiker damit auf den Punkt.
Bereits nach seinem grössten Sieg, der Wahl in die Walliser Regierung, haben seine Ängste begonnen. Er habe damals gleich gewusst, dass sich seine politischen Feinde dafür rächen werden, dass er der FDP den Sitz nach gut 80 Jahren Verteidigung weggeschnappt hatte. «Alle negativen Energien haben sich gegen mich gebündelt», klagt Freysinger und ergänzt: «Ich habe dies vier Jahre lang jeden Morgen bezahlt, bis sie mich zuletzt zermürbt haben.»
Doch Freysinger geht während des Gesprächs mit Markus Gilli nicht nur mit seinen Politgegnern hart ins Gericht. Auch mit den Medien rechnet er ab. Er sei für die Medien stets ein «ertragreiches Element, das man ausschöpfen kann» gewesen. Der SVP-Politiker kritisiert: «Ein Mensch, der es heute wagt, das zu sagen, was er wirklich denkt, geht automatisch unter.» Die Medien hätten aus einem kleinen Sandkorn wie etwa der Reichsflagge in seinem Haus ein Monster gemacht und ihn damit erdrückt. Paradoxerweise habe er lange mit diesem Monster getanzt, doch am Ende sei er daran fast zugrunde gegangen. (luk)