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Christoph Blocher vergleicht die SVP mit den Juden – die Schweiz ist in Aufruhr: Wochenlang empören sich jüdische Verbände und linke Parteien, derweil Historiker des Langen und Breiten die Absurdität dieses Vergleiches beweisen.
Roger Köppel fährt im Nationalrat Bundesrätin Simonetta Sommaruga unflätig an den Karren – auf allen Onlineportalen schnellen Klickzahlen in die Höhe, derweil die Trolls die Kommentarspalten füllen.
Markus Somm empfiehlt den Unternehmen, kritische Journalisten mit Inseraten-Entzug zu züchtigen – Journalisten und Verleger laufen Sturm, der Verlegerverband muss sich rechtfertigen, was er schliesslich mehr schlecht als recht auch tut.
Blocher, Köppel und Somm sind vieles, aber sie sind nicht dumm. Selbstverständlich weiss Blocher, dass der Holocaust-Vergleich Blödsinn ist. Aber er weiss auch, dass von «Blick» über NZZ und Schawinksi (und ja, auch watson) alle auf diese Provokation einsteigen (müssen) und er somit wochenlang die journalistische Agenda bestimmen kann.
Köppel spielt den Flegel ganz gezielt. Wer das kurze Video seiner Sommaruga-Tirade anschaut, sieht, dass er dabei selbst lachen muss und seine Empörung nur gespielt ist. Und wenn Somm gegen die elementarsten Regeln der Ethik des liberalen Journalismus verstösst, geschieht dies mit Kalkül.
Warum also das Theater? Alle drei haben keine bildungsbürgerlichen Ambitionen mehr. Sie leben nach dem Motto: «Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's ungeniert.» Deshalb lassen sie kein Fettnäpfchen aus und unterlassen keinen Faux-pas. Den Ehrendoktor einer Universität werden sie in diesem Leben eh nicht mehr erhalten.
Ihre Provokationen und Ferkeleien sind jedoch mehr als Jux und Tollerei. Dahinter steckt Methode. Blocher, Köppel und Somm spielen nicht zufällig mit faschistoiden Ideen, sie sind überzeugte und knallharte Neoliberale. Sie wollen den Sozialstaat abschaffen, und zwar jetzt.
Neoliberalismus ist jedoch nicht populär. Die SVP-Wähler in der Büezerschaft wollen weniger Konkurrenz aus dem Ausland und mehr Strassen, aber keine tieferen Vermögenssteuern. Bauern, die SVP wählen, wollen mehr Bundessubventionen und einen garantierten Milchpreis, nicht mehr Wettbewerb.
Das wissen auch Blocher, Köppel und Somm. Beim letzten Mal ist es schief gelaufen. Als Blocher und Merz in den Bundesrat gewählt wurden, war eine neoliberale Wende ebenfalls das Ziel. Doch damals war Blocher zu wenig konsensfähig und Merz zu wenig gescheit. Die Übung scheiterte.
Daraus hat man gelernt. Die Bundesräte werden nun von der Partei an die Kandare genommen, und die bürgerlichen Parteien sind diesmal viel besser aufgestellt. Die SVP kann sich bei ihrem Angriff auf den Sozialstaat auf die FDP und die CVP verlassen. Nicht aber auf das Stimmvolk. Wenn man die Unternehmenssteuerreform III mit ihren gewaltigen Steuergeschenken an die Finanzoligarchie durchdrücken will, muss man Nebenkriegsschauplätze auftun und jede Menge Nebelpetarden schmeissen, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu absorbieren.
Darauf verstehen sich die drei Krawallbrüder bestens. Der vierte, Christoph Mörgeli, wurde nur wegen eines wahltechnischen Betriebsunfalles vorübergehend aus dem Verkehr gezogen.
Das Trio kann sich darauf verlassen, dass seine Rechnung jedes Mal aufgeht: Die Kameras halten drauf, die Linken und Intellektuellen jaulen auf, zart besaitete Politikerinnen wie Bundesrätin Sommaruga verziehen sich in die Schmollecke – und die SVP-Trolls feiern ihr Narrenfest.