Dreamcast. Alleine bei diesem Namen flackern ganz viele Erinnerungen auf. Wie die Zeit vergeht. Jetzt feiert diese wunderschöne Spielkonsole bereits ihren 20. Geburtstag. Richtig erfolgreich war sie leider nie, aber dafür gab es ganz viele unvergessliche Momente mit Segas letzter Konsole …
Gegen Ende 1998 kam der Dreamcast in Japan auf den Markt und machte besonders die Technikfreunde glücklich. Das Ding war onlinefähig, hatte den neusten 3D-Chip unter der Haube und verfügte über ein neumodisches GD-Laufwerk. Man fühlte sich im Gamer-Himmel, als man die ersten Testberichte in den damaligen Magazinen las. Dieses edle Stück Technik musste einfach gekauft werden.
Dann war da noch diese kleine VMU (Visual Memory Unit), auf der man Spielstände speichern und direkt in den Controller schieben konnte. Das Ding sah wie ein kleiner Game Boy aus und hatte sogar Minispiele versteckt. Verspielter ging es kaum.
Technisch war der Dreamcast dem Konkurrenten Playstation 2 überlegen. Aber wie wir alle wissen, kommt es in der Gameindustrie nicht immer auf die inneren Werte drauf an …
Aber auch die äusseren Werte überzeugten. Der Dreamcast sah einfach nur wunderschön aus. Eine glatte, weissliche Oberfläche paarte sich mit diesem schlichten, schnörkellosen Design, wie es nur die Japaner draufhatten. Die 128-Bit-Kiste war einfach verdammt sexy!
Da störte es auch nicht, dass beim Controller das Kabel vorne herauskam, statt wie üblich nach hinten hinauszugehen. Diese klitzekleine fehlerhafte Designentscheidung verzieh man sehr schnell, als man sich den ersten Spielen widmete ...
Der Dreamcast hatte diese perfekte Mixtur zwischen Hightech und Verspieltheit, die zum damaligen Zeitpunkt die japanische Spielkultur perfekt wiedergab.
Das Musikspiel «Space Channel 5» war genauso abgefahren und kurios wie «Samba De Amigo» oder die Skater-Gaudi «Jet Set Radio» im eigenwilligen Cel-Shading-Look.
Aber es ging noch kurioser: In «Seaman» musste man irgendwie Dinge tun, die man sein Leben lang nicht mehr aus dem Kopf bekam. Manche Spiele möchte man halt auch einfach nur vergessen ...
Der absolute Wahnsinn war damals «Sega Bass Fishing» mit dem Angel-Controller. Das war zu diesem Zeitpunkt schlicht revolutionär und verdeutlichte, wie die Japaner es verstanden, abgefahrene Ideen umzusetzen.
Auch wenn grosse Dritthersteller der Konsole den Rücken zukehrten, musste der Dreamcast eigentlich unter keiner allzu grossen Durststrecke leiden. «Crazy Taxi» oder «Virtua Tennis» und sein Nachfolger waren grosse Spassgranaten, die vor allem mit einer sehr guten Steuerung von sich überzeugten. Noch bis heute ist die Tennisversoftung bei vielen zuoberst in der Favoritenliste anzutreffen.
Und dann war da auch dieses «Phantasy Star Online», das man online spielen durfte. Online! Das konnte man damals wirklich kaum glauben, aber es funktionierte. Na ja, nicht immer. Aber wenn man dann mal in der Onlinewelt ankam, war dieses erhabene Gefühl unbezahlbar.
Selbstverständlich bekam auch das Sega-Maskottchen Sonic ein ordentliches 3D-Spiel spendiert. Auch wenn er erst Wochen nach dem Launch herumrennen durfte, war «Sonic Adventure» für damalige Verhältnisse ein optisches und vor allem schnelles Highlight.
Auch in Sachen knackiger Action wurde so einiges geboten: Das Prügelspiel «Soul Calibur» wurde zu einem der beliebtesten Dreamcast-Titel. «Headhunter» bot ein verdammt spannendes Abenteuer mit taktischen Schiessereien. Und wer auf ganz intensive Daueraction stand, holte sich den Vertikal-Shooter «Ikaruga» ins Jugendzimmer, der so richtig schön für Schweissausbrüche sorgte.
Überraschenderweise bekam der Dreamcast auch zu Beginn ein exklusives «Resident Evil»-Abenteuer spendiert. «Resident Evil Code: Veronica» war ein unglaublich spannender Horror-Trip, der mit einer klugen Geschichte, überraschenden Wendungen und toll inszenierten Action- und Zwischensequenzen der Konkurrenz den Mittelfinger zeigte. Und dieses Intro ...
Und dann war da noch dieses famose «Shenmue», das uns zu jenem Zeitpunkt gezeigt hatte, zu was Videospiele jenseits von Baller- und Hüpfspielen sonst noch in der Lage waren. Damals haben wir uns stundenlang vor dem flimmernden Röhrenfernseher versammelt und machten die Nächte durch. «Shenmue» war nicht nur ein Videospiel, sondern eine Offenbarung.
Ja, der Dreamcast war technisch stärker als die Konkurrenz, doch er verkaufte sich zu schlecht, bekam zu wenig Unterstützung durch Dritthersteller, die lieber die Konkurrenz bedienten, und Sega musste schliesslich den Produktionsstecker ziehen und verabschiedete sich 2001 komplett vom Hardware-Markt.
Aber bei fast keiner anderen Spielkonsole erschienen in so kurzer Zeit so viele gute Spiele, die vor allem gezeigt haben, zu was die Designerinnen und Designer in Japan fähig sind, wenn sie volle Unterstützung bekommen und sich auf einer digitalen Spielwiese so richtig austoben dürfen.
Wir werden den Dreamcast nie vergessen. Happy Birthday!
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Crazy taxi! Kult! Kenne immernoch alle wege!
Shenmue; selten so was schönes gesehen danach...
Ach dreamcast...