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Wegwerf-Plastiksäcke in der Schweiz bald passé – obwohl es kein Verbot geben wird

Wegwerf-Plastiksäcke in der Schweiz bald passé – obwohl es kein Verbot geben wird

24.05.2016, 18:2525.05.2016, 07:19
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Gehören bald der Vergangenheit an: Wegwerf-Plastiksäcke.
Gehören bald der Vergangenheit an: Wegwerf-Plastiksäcke.
Bild: KEYSTONE

Wegwerf-Plastiksäcke sollen in der Schweiz doch nicht verboten werden. Die Branche hat offenbar angekündigt, freiwillig auf sie zu verzichten. Die Umweltkommission des Nationalrates (UREK) setzt deshalb auf eine Lösung ohne Verbot.

Die Kommission hat sich mit 13 zu 11 Stimmen dafür ausgesprochen, eine Motion für ein Verbot abzuschreiben, wie die Parlamentsdienste am Dienstag mitteilten.

Die Mehrheit der Kommission geht laut der Mitteilung davon aus, dass eine Branchenvereinbarung abgeschlossen wird, mit der die Menge der Wegwerf-Plastiksäcke reduziert werden kann. Die Minderheit möchte am geplanten Verbot festhalten. Sie befürchtet, die Abschreibung würde eine Branchenvereinbarung gefährden.

Die Kommission habe Vertreter der Detailhandelsverbände angehört, sagte Präsident Stefan Müller-Altermatt (CVP/SO) auf Anfrage. Diese hätten eine Branchenlösung in Aussicht gestellt.

Keine Plastiksäcke mehr an der Kasse

Zur Debatte stehen die weissen Säckchen, die an den Kassen der Detailhändler gratis abgegeben werden. Gemäss der angekündigten Branchenlösung sollen an den Kassen normaler Detailhandelsfilialen künftig keine solchen Säcke mehr zur Verfügung stehen.

Nur noch Convenient-Shops – etwa an Bahnhöfen – sollen die Plastiksäcke anbieten. Damit würden nach Angaben der Detailhändler 80 Prozent der Säcke verschwinden, sagte Müller-Altermatt. Nicht betroffen wären die kleinen Plastiksäcke für Gemüse, Früchte und Backwaren.

Parlament verlangte ein Verbot

Eigentlich hat das Parlament ein Verbot verlangt. National- und Ständerat beauftragten den Bundesrat im Jahr 2012, Wegwerf-Plastiksäcke zu verbieten. Sie stimmten einer Motion von Dominique de Buman (CVP/FR) zu.

Zur Umsetzung zog das Bundesamt für Umwelt (BAFU) zunächst eine Verordnung in Betracht. Vorgesehen war, dass Konsumenten künftig für alle Säcke bezahlen müssen. Die Gratisabgabe von Plastiksäcken sollte grundsätzlich verboten werden.

Zunächst keine Einigung

Vergangenen Sommer kam das BAFU zum Schluss, dass die Motion nur mit einer Gesetzesänderung umgesetzt werden kann. Gespräche mit den Akteuren seien zu keinem Ergebnis gekommen, stellte das Bundesamt damals weiter fest. Zur nun angekündigten Branchenlösung wollte sich das BAFU am Dienstag nicht äussern.

Der Bundesrat hatte sich ursprünglich gegen die Motion de Bumans ausgesprochen. Der ökologische Nutzen eines Verbots sei in der Schweiz klein, argumentierte er. (sda)

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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Flunderchen
24.05.2016 19:09registriert Mai 2016
Finde ich gut, man braucht auch nicht wie Müller 5 Rappen pro Sack verlangen, macht es wie Fressnapf, die benutzen einen abbaubaren "Kompostsack", welcher in der Umwelt verrottet.
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atomschlaf
25.05.2016 00:41registriert Juli 2015
Konsumentenfeindlicher und unökologischer Blödsinn!
Wenn die Säcklein ordentlich entsorgt werden und in der KVA landen stellen sie ohnehin kein nennenswertes Umweltproblem dar.
Stattdessen ist man künftig gezwungen wegen jeder Kleinigkeit Papiersäcke zu kaufen. Diese sind aber bei einmaliger oder seltener Nutzung ökologisch sogar schlechter als die Plastiksäcklein.

Heute nutze ich die Papiersäcke x-fach bis sie auseinanderfallen. Künftig werde ich wohl noch gute Säcke entsorgen müssen, weil ich so viele gar nicht brauchen kann...
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Howard271
24.05.2016 21:16registriert Oktober 2014
Eigentlich ja sinnvoll, aber trotzdem sollte es noch eine andere Möglichkeit als die viel zu grossen Papiersäcke geben. Ich gehe oft auch spontan nach dem Arbeiten noch etwas einkaufen und habe dann nicht immer einen Stoff- oder Papiersack dabei.
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