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Den Texanern kann man vieles nachsagen, aber sicher nicht, dass sie grüne Idealisten sind. Was für sie zählt, ist der Preis, den sie für die Energie bezahlen müssen – und deshalb setzen sie neuerdings auf Windkraft. Im windigen Texas ist der Strom aus dieser Quelle so billig geworden, dass er zwischen neun Uhr abends und sechs Uhr morgens gratis ist. Auf diese Weise versuchen die Stromunternehmen, im harten Wettbewerb ihre Kunden bei der Stange zu halten.
Las Vegas ist nicht wirklich das Paradebeispiel einer nachhaltigen Modellstadt. Doch in den Quartieren des Spielerparadieses in der Wüste von Nevada wird die Energieversorgung auf den Kopf gestellt. Mehr als 7000 Häuser sind inzwischen mit Solarpanels ausgerüstet und produzieren ihre eigene Energie, die sie auch ins Stromnetz einspeisen können. Es werden täglich mehr.
Im Energiebereich spielt sich eine stille Revolution ab, vor allem im Bereich der Sonnenenergie. Noch vor kurzem waren es Idealisten, die sich Solarpanels aufs Dach montieren liessen, heute sind es kühl kalkulierende Normalos. Es sind Menschen, die realisiert haben, dass sie auf diese Weise bis zu 25 Prozent auf ihrer Stromrechnung einsparen können.
So wie es im IT-Bereich das sogenannte Moor’sche Gesetz gibt – die Anzahl der Transistoren auf einem Chip verdoppeln sich rund alle zwei Jahre – gibt es in der Solarenergie das Swanson’sche Gesetz, genannt nach Richard Swanson, dem Gründer von Sun Power, dem grössten amerikanischen Solarunternehmen. Es besagt, dass jede neue Solarpanel-Generation 20 Prozent billiger ist als die vorangegangene.
Diese Entwicklung lässt sich seit 1985 beobachten. Damals befand sich der Preis für Solarstrom noch in astronomischen Höhen und niemand konnte sich vorstellen, dass diese Energieform jemals massentauglich würde. Heute hat sich die Situation fundamental geändert. Der Grund heisst China. Die Chinesen sind im grossen Stil ins Geschäft mit Solarzellen eingestiegen. 2004 lag die Produktion noch bei 50 Megawatt, 2012 ist sie auf 23'000 Megawatt geklettert.
Wenn die Chinesen nicht in ihrer eigenen Dreckluft ersticken wollen, dann müssen sie auf Sonnenenergie setzen, und sie tun es auch im grossen Stil. Nach einer kurzen, aber heftigen Marktkorrektur nimmt der Export von chinesischen Solarzellen wieder Fahrt auf. Die Preise fallen weiter. «Der Geist ist aus der Flasche», schreibt die «Financial Times». «Selbst ohne Subventionen ist Sonnenenergie wettbewerbsfähig geworden mit der fossilen Energie.»
Nichts zeigt den Wandel in der nachhaltigen Energieszene besser auf als Solyndra. Die Firma war einst ein Musterbetrieb und erklärter Liebling von US-Präsident Barack Obama. Sie wurde – begleitet von Häme und Schadenfreude von Klimaerwärmungsleugnern und konservativen Republikanern – ein frühes Opfer der chinesischen Solaroffensive und ging Pleite.
Heute arbeiten in den ehemaligen Hallen von Solyndra die Angestellten von Solar City. Dieses Unternehmen wurde von Lyndon Rive gegründet, einem Cousin von Elon Musk. Der legendäre CEO von Tesla und SpaceX ist der grösste Investor von Solar City und gleichzeitig Verwaltungsratspräsident. Nichts repräsentiert den neuen Geist der Energierevolution besser als Solar City: Ingenieurs-Genie paart sich mit Unternehmergeist und hat Erfolg.
Die fossile Energie hingegen muss einen Rückschlag nach dem anderen verkraften. Der VW-Skandal hat den Traum von einem sauberen Dieselmotor endgültig als Illusion enttarnt. Exxon muss sich neuerdings vor einem Gericht verantworten, weil es angeblich schon lange bekannte wissenschaftliche Fakten über den Zusammenhang von CO2 und Treibhauseffekt unterschlagen hat. Präsident Barack Obama hat derweil endgültig beschlossen, die Pipline XL Keystone nicht zu erlauben, sehr zur Erleichterung des neu gewählten kanadischen Premierministers Justin Trudeau.
Die Zeichen an der Wand sind überdeutlich geworden. Thomas Sauter-Servaes von der ZHAW School of Engineering bringt es in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» auf den Punkt: «Das fossile Zeitalter muss zu Ende gehen, wenn unsere Lebensgrundlage erhalten bleiben soll.»