Schweden hat zwar Grossveranstaltungen abgesagt und setzt auf freiwillige Disziplin in Sachen Abstand halten und Hygiene. Anders als im restlichen Europa wurden Schulen, Restaurants und Geschäfte zu keinem Zeitpunkt geschlossen.
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Die hohen Todeszahlen, die Schweden wegen dem Coronavirus zu verzeichnen hat, sprechen nicht für die lockere Strategie, die die Skandinavier fahren. Mit 54,1 Todesfällen pro 100'000 Einwohnern liegt Schweden deutlich über Nachbar Norwegen (4,7) und auch über der Schweiz (20,0).
Ein Grossteil der Verstorbenen sind ältere Menschen. So konnte das Virus beispielsweise schon Mitte April in einem Drittel aller Altersheime in Stockholm nachgewiesen werden – trotz Besuchsverbot.
Doch inzwischen zeigt die Kurve der täglichen Todesfälle in Schweden deutlich nach unten. In der letzten Woche meldete Schweden im Schnitt knapp 15 Todesfälle am Tag. Ende April waren es durchschnittlich über 100.
Auch die Fallzahlen, die noch vor einem Monat deutlich in die Höhe geschnellt sind, gehen inzwischen zurück. Im Schnitt haben sich die letzten Tage jeweils rund 400 Menschen mit dem neuen Virus infiziert. Ein Teil des Anstieges Anfang Juni lässt sich mit dem erhöhten Testvolumen erklären: Die Schwedische Regierung investierte zusätzlich fast 6 Millionen Kronen (rund 624'000 CHF) ins Testen.
Schweden ist mit 10 Millionen Einwohnern etwas grösser als die Schweiz. Mit durchschnittlich etwa 100 neuen Fällen steht die Schweiz allerdings im direkten Vergleich noch immer deutlich besser da.
Getestet wird zurzeit übrigens ziemlich genau gleich viel in beiden Ländern: Sowohl in der Schweiz als auch in Schweden wird in diesen Tagen rund eine Person pro 1000 Einwohner auf das Coronavirus getestet.
Als möglichen Grund für den Rückgang trotz fehlendem Lockdown nennen Experten oft den beginnenden Sommer: Weniger Menschen sitzen auf engem Raum in geschlossenen Büros. Ausserdem werden Menschen in Alters- und Pflegeheimen immer besser gegen das Virus geschützt. Johan Carlson, Direktor des schwedischen Gesundheitsamtes, sieht auch das «Aufrechterhalten des Social Distancing» als Grund für die rückläufigen Zahlen.
Man kann also von einer Stabilisierung der Lage in Schweden sprechen. Und diese führte unter anderem dazu, dass Deutschland Schweden am 14. Juli von der Liste der Risikoländer strich. So müssen also deutsche Feriengäste nach ihrer Rückkehr aus Schweden nicht mehr in Quarantäne.
In der Schweiz bleibt Schweden vorläufig auf der Risikoliste und die 10-tägige Quarantäne ist Pflicht.
Auch wenn die Zahlen aus Schweden besser aussehen als vor wenigen Wochen, ist zu viel Optimismus nicht angebracht. So warnt beispielsweise die Schwedische Gesundheitsministerin Lena Hallegren letzte Woche: «Die Gefahr ist nicht vorbei» und Schweden bereite sich wie viele andere Länder auf eine zweite Welle vor – eine Situation, die man mit der ursprünglich angestrebten Herdenimmunität eigentlich vermeiden wollte.
Zynische Menschen könnten nun sagen, Schweden hat die Coronakrise dazu genutzt, ihr Sozialwesen zu sanieren.
Kleiner Hinweis: Da stimmt was nicht beim Wechselkurs.
«Die Schwedische Regierung investierte zusätzlich fast 6 Millionen Kronen (rund 624 Millionen CHF) ins Testen.»