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Trump-Deal: Roche fordert höhere Medikamentenpreise in der Schweiz

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Der Basler Pharmakonzern Roche hat einen Deal mit Donald Trumps Regierung abgeschlossen.Bild: keystone

Nach Deal mit Trump: Roche-Chef fordert höhere Medikamentenpreise in der Schweiz

Roche und Novartis haben einen Deal mit der US-Regierung abgeschlossen. Dieser muss nach Einschätzung der Pharmakonzerne zu deutlich höheren Medikamentenpreisen in der Schweiz führen.
21.12.2025, 05:0721.12.2025, 15:55

Der Chef des Pharmakonzerns Roche-Chef Thomas Schinecker hat in einem Interview Druck bezüglich Preiserhöhung bei neuen Medikamente in der Schweiz gemacht. Der Chef des Pharmakonzerns sprach über drohende Konsequenzen, sollte die Schweiz diese Preise nicht erhöhen.

«Dann wird es wohl leider zu weiteren Verzögerungen bei Einführungen von neuen Medikamenten kommen», sagte Schinecker in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der «SonntagsZeitung». Die Schweiz habe am meisten zu gewinnen und am meisten zu verlieren, sagte der Konzernchef. Allein die Steuereinnahmen der Pharmabranche seien höher als das, was man in der Schweiz für innovative Medikamente ausgebe.

Thomas Schinecker, CEO Roche Group, speaks during the 2024 full-year results media conference of pharmaceutical company Roche in Basel, Switzerland, on Thursday, January 30, 2025. (KEYSTONE/Georgios K ...
Roche-Chef Thomas Schinecker fordert, dass die Schweizer Bevölkerung höhere Medikamentenpreise bezahlt.Bild: keystone

Sollte die Schweiz dem Referenzsystem der USA nicht folgen, und die Preise für neue Medikamente entsprechend nicht erhöhen, wird Roche laut Schinecker weniger in die Spitzenforschung investieren können. Denn der Konzern würde weniger Umsatz erzielen. Folglich würde Roche «weniger Steuern zahlen und weniger Arbeitsplätze» schaffen.

Die Schweiz ist ein Referenzland für US-Medikamentenpreise. Die US-Administration erwarte, dass Länder wie die Schweiz gleichmässiger zur Finanzierung der Innovation neuer Medikamente beitragen, sagte Schinecker. Der Beitrag sei an die Wirtschaftskraft gekoppelt. Der Konzernchef führte aus:

«Wenn ein Land ein Bruttoinlandprodukt (BIP) hat, das pro Kopf 50 Prozent unter jenem der USA liegt, dann wird die US-Regierung in jenem Land den halben Preis als vergleichbar anerkennen.»

Wenn das BIP höher als das der USA sei, werde eine entsprechende Preiserhöhung erwartet.

Schrittweise Preiserhöhung

Therapien, die bereits auf dem Markt sind, würden nicht teurer, sagte der Roche-Chef. Die Referenzländer «würden einen in Relation vergleichbaren Beitrag an den Investitionen leisten, um eine neue Therapie zu entwickeln». Schinecker rechnet damit, dass sich die Preise für solche neuen Therapien schrittweise in den nächsten Jahren ändern werden.

Er geht zudem davon aus, dass die Medikamentenpreise Teil der Zollverhandlungen der Schweiz mit den USA sein werden. Die Vereinigten Staaten wollen demnach, dass die Schweiz ihren Anteil beitrage. «Die USA sehen zum Beispiel Zwangsrabatte in der Schweiz für US-Medikamente als Handelshemmnis gegenüber Innovationen, die aus den USA kommen, und überlegen, eine Untersuchung gegen solche Länder zu starten», ergänzte der Roche-Chef.

Keine höheren Prämien

Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider hatte sich in der «Samstagsrundschau» des Schweizer Radio und Fernsehens offen für Diskussionen rund um ein neues Preismodell gezeigt. «Ein neues Preismodell heisst aber nicht, dass alle Preise steigen», sagte die Vorsteherin des Eidgenössischen Departement des Innern in der Mitte November ausgestrahlten Sendung. Darin sagte sie auch, dass die Schweizerinnen und Schweizer eine Senkung der Medikamentenpreise in den USA nicht mit höheren Krankenkassenprämien bezahlen müssen.

Auf eine Senkung der Medikamentenpreise in den USA einigten sich neun Pharmakonzerne, darunter die Roche-Tochter Genentech und Novartis, vor wenigen Tagen mit der US-Regierung. Im Gegenzug für tiefere Medikamentenpreise und Investitionen in den Vereinigten Staaten sollen sie für drei Jahre von Zöllen befreit werden.

Dass die Preise für neue Medikamente schuld an den gestiegenen Krankenkassenprämien sind, wollte Schinecker im aktuellen Interview nicht gelten lassen. «Für innovative Medikamente gibt die Schweizer Bevölkerung pro Kopf monatlich im Schnitt 37 Franken aus», sagte er. Die Schweiz würde die Probleme der Gesundheitskosten auch dann nicht lösen, wenn sie für solche Medikamente gar nichts mehr bezahlen würde, zeigte er sich überzeugt. (sda/con)

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321 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Random65
21.12.2025 06:01registriert November 2025
Mal unabhängig davon, ob höhere Medikamentenpreise angemessen sind oder nicht: Bei einem Gewinn von ca. 9 Milliarden - und Gewinn ist nach meinem Verständnis nach Ausgaben für Forschung und Entwicklung - ist jede Aussage, dass die Entwicklung neuer Medikamente leiden würde, erst mal dummes Geschwätz.
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Nirantali
21.12.2025 06:08registriert Juli 2020
In der Schweiz werden die Preise anhand der Durchschnittspreise in anderen Ländern (die USA werden da nicht berücksichtigt) und auch anhand der Wirksamkeit festgelegt. Wenn also nicht in allen Ländern der Preis massiv steigt, wird es in der Schweiz keine Änderung geben. Zudem sind die Preise bei uns ohnehin schon viel zu hoch im Vergleich und das nicht nur bei den neusten.
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Schneider Alex
21.12.2025 06:05registriert Februar 2014
Pharma: Zu hohe Margen rechtfertigen keine Preiserhöhungen.

Die hohen Margen der Pharmaindustrie kommen daher, dass ihr Geschäftsmodell der Profitmaximierung dient. Die effektiven Investitionen in Forschung und Entwicklung sind zweitrangig. Bis heute fehlen transparente Zahlen der Industrie selbst. Aktuell sind Pharmakonzerne private Unternehmen, die Profit machen dürfen, aber: Wenn man die Margen in der Pharmaindustrie mit jenen anderen Industrien vergleicht, stehen Pharmaunternehmen sehr gut da, und das auf Kosten des Zugangs zu Medikamenten und des Menschenrechts auf Gesundheit für alle.
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