In der Nacht auf Freitag hat die 100. NFL-Saison begonnen – und zwar gleich mit einem Kracher: Die Green Bay Packers traten bei den Chicago Bears an. Die beiden Teams verbindet die älteste Rivalität der NFL-Geschichte, seit 1921 haben die Erzrivalen schon 198 Mal gegeneinander gespielt.
Die NFL hat zum grossen Liga-Jubiläum sogar mit einer Tradition gebrochen, denn üblicherweise gebührt dem Titelverteidiger die Ehre, die neue Saison zu eröffnen. Tom Brady und seine Teamkollegen müssen nun allerdings bis Sonntagabend warten. Dann treffen sie auf Ben Roethlisberger und dessen Pittsburgh Steelers.
Das Eröffnungsspiel zwischen den Packers und den Bears in der Nacht auf Freitag (ab 2.30 Uhr MESZ) zeigt Pro Sieben. Danach übertragen Pro Sieben, Pro Sieben Maxx und ran.de an jedem der 17 Spieltage mindestens drei Saisonspiele (insgesamt 89 Partien) live. Zwei im Free TV, eines im Livestream. Der Streamingdienst DAZN zeigt nach eigenen Angaben alle «Prime-Time-Spiele» – darunter auch Begegnungen am Freitag und am Montag – sowie am Sonntag um 19 Uhr die «NFL RedZone».
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Eigentlich wäre der Trade von Star-Receiver Antonio Brown, der sich bei den Pittsburgh Steelers mit Quarterback Ben Roethlisberger überworfen hatte, für die Oakland Raiders ja ein Grund zum Jubeln gewesen. Doch der Exzentriker sorgte auch in Kalifornien gleich für viel Stunk.
Zunächst zog sich «AB» in der Kältekammer Frostbeulen an den Füssen zu, dann bestreikte er das Trainingscamp, weil er wegen neuen Auflagen der NFL nicht mehr mit seinem angestammten Helm spielen darf. Der Wide Receiver, der in den nächsten drei Jahren 50 Millionen Dollar verdienen wird, drohte gar mit seinem Rücktritt.
Zweimal klagte Brown gegen die NFL und blitzte ab, die Raiders belegten ihn wegen des Streiks mit Bussen über insgesamt 53'950 Dollar. Nun scheint sich aber alles zum Guten zu wenden, wie Browns Agent Drew Rosenhaus bestätigt:
Gestreikt hat auch Ezekiel Elliott. Der Running Back tanzte den Dallas Cowboys auf der Nase herum und schwänzte die gesamte Offseason, um einen besser dotierten Vertrag zu erzwingen. Der 24-Jährige wollte unbedingt mehr verdienen als Todd Gurley von den Los Angeles Rams und der bestbezahlte Running Back der Liga werden.
Die Cowboys gaben schliesslich kurz vor dem Saisonstart nach und liessen Elliott einen mit 90 Millionen Dollar dotierten Sechsjahresvertrag unterschreiben. Ob «Zeke», der im Sommer mit ein paar Trainern und Spielern in Mexiko trainierte, zum Saisonstart schon zum Zug kommt, ist aber noch unsicher.
«Er ist in einer sehr guten Verfassung», sagte Headcoach Jason Garrett: «Er sieht gut aus, aber hat eben lange nicht mit professionellen Footballspielern trainiert. Wir müssen also erstmal schauen, wie er sich jetzt wieder integriert.» Und Elliott? Der hat es nicht eilig wieder zu spielen: «Es ist eine lange Saison. Ich will es also auch nicht übertreiben und eine Verletzung riskieren.»
Done deal ✔️@EzekielElliott signs 6-year contract extension.
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Zwei Wochen vor dem Saisonstart hatte Colts-Quarterback Andrew Luck völlig überraschend seinen Rücktritt erklärt. Der Grund: Immer wieder bremsten den hochtalentierten Spielmacher in den vergangenen Jahren teils schwere Verletzungen aus.
«In den letzten vier Jahren war ich immer in diesem Kreislauf zwischen Verletzung, Schmerz, Reha, Verletzung, Schmerz, Reha. Es war unaufhörlich, unerbittlich, sowohl während der Saison als auch in der Offseason. Ich konnte nicht das Leben leben, dass ich leben wollte – ich habe die Freude am Spiel verloren», erklärte Luck unter Tränen.
So verständlich die Gründe von Luck, so unverständlich die Reaktion einiger Fans: Während eines Preseason-Spiels sickerte die Rücktrittsmeldung noch vor der anberaumten Pressekonferenz durch und der Quarterback wurde beim Gang in die Katakomben gnandenlos ausgebuht.
Am meisten Aufsehen erregte definitiv der Wechsel von Odell Beckham Jr. von den New York Giants zu den Cleveland Browns. Der Star-Receiver wird in seiner neuen Heimat zusammen mit Quarterback Baker Mayfield, dem Nummer-1-Draftpick Overall 2018, für Spektakel in der Offensive sorgen. Noch unberechenbarer wird das einstige Loser-Team, wenn Running Back Kareem Hunt seine Acht-Spiele-Sperre abgesessen hat. Mit weiteren cleveren Moves in der Free Agency stehen die Browns nun bei vielen Experten als sicherer Playoff-Kandidat da.
Die Oakland Raiders haben sich im Jahr vor dem Umzug nach Las Vegas mit Antonio Brown, Tyrell Williams und O-Liner Trent Brown ebenfalls gut verstärkt in der Offensive. Nick Foles, Philadelphias Super-Bowl-Quarterback von 2018, kriegt bei den Jacksonville Jaguars die Chance, sich als Starter zu beweisen.
Mit den beiden Linebackern Kwon Alexander und Dee Ford haben die San Francisco 49ers die grössten Löcher in der Defense stopfen können. Die New York Jets haben mit Le'Veon Bell einen der prägenden Running Backs der letzten Jahre verpflichtet. Wie gut der ehemalige Star der Pittsburgh Steelers in Form ist, muss sich aber erst zeigen. Die letzte Saison ging wegen seines Streiks komplett flöten.
Natürlich ist da zuallererst Kyler Murray. Der Quarterback hat für viele Experten das Potenzial zum absoluten Superstar. Bei den Arizona Cardinals trifft er mit Kliff Kingsbury ausserdem auf einen Coach, der ihn schon kennt, seit er 15 ist. In der Preseason lief allerdings noch nicht alles nach Plan.
Gespannt sein darf man auch Quarterback Daniel Jones, der von den New York Giants überraschend an 6. Stelle gezogen wurde. Er hat den Ruf, unter Druck schnell die Nerven zu verlieren. Davon war in der Preseason jedoch nichts zu sehen, dennoch geht er vorerst nur als Backup für Eli Manning in die Saison.
Es ist bewiesen: Die @Giants haben wirklich Eli Mannings Klon gedraftet! 😬😬😬 #GiantsPride #ranNFL pic.twitter.com/6h8yiDXjEa
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Überzeugen konnten in der Vorbereitung auch die beiden Linebacker Devin White (Tampa Bay Buccaneers) und Brian Burns (Carolina Panthers). Beide wurden früh gedraftet und sollen in der Defense für mehr Stabilität sorgen.
Ja. Mit einer überwältigenden Mehrheit von 31 der 32 Teambesitzer wurde für die Erweiterung der Review-Regel gestimmt. Ab der neuen Saison können Head Coaches sowohl bei Offensive als auch Defensive Pass Interference eine «Coaches Challenge» fordern, auch wenn von den Referees keine Flagge geworfen wurde.
Die neue Regel gilt in den ersten 28 Minuten beider Halbzeiten. In den abschliessenden zwei Minuten pro Spielhälfte greift ohnehin die Booth Review. Anlass für diese Änderung ist der Fehlentscheid aus dem Playoff-Spiel zwischen den Los Angeles Rams und den New Orleans Saints im Januar.
Die in der vergangenen Saison eingeführte neue Kickoff-Regelung wurde bestätigt und damit dauerhaft eingeführt. Damit dürfen auch in Zukunft die Spieler nicht bereits vor dem ausgeführten Kickoff loslaufen. Dadurch soll das Risiko für Kopfverletzungen verringert werden. Aus demselben Grund wurden Blindside Blocks endgültig verboten.
Spieler können neu dunkle Visiere an ihre Helme montieren, wenn sie medizinisch nachweisen können, dass ihre Augen ungewöhnlich lichtempfindlich sind. Beim Jubeln dürfen nur noch Spieler mit Rückennummern das Spielfeld betreten. Falls dies Trainer oder Betreuer tun, kriegt das jeweilige Team eine 15-Yard-Strafe wegen unsportlichen Verhaltens aufgebrummt.
Die üblichen Verdächtigen. Als grosser Favorit geht der Titelverteidiger ins Rennen. Die New England Patriots um Star-Quarterback Tom Brady und Trainer Bill Belichick haben sich auf fast allen Positionen leicht verbessert. Nur der zurückgetretene Tight End Rob Gronkowski konnte bislang noch nicht adäquat ersetzt werden. Belichik und Brady werden aber auch sicher dafür noch eine Lösung finden.
Daneben gelten die letztjährigen Halbfinalisten laut den Buchmachern als grösste Herausforderer. Die Kansas City Chiefs haben in Patrick Mahomes einen überragenden Quarterback, die Los Angeles Rams mit Todd Gurley den besten Running Back und die New Orleans Saints um «Oldie» Drew Brees eine der komplettesten Offenses der Liga.
Chancen auf eine Super-Bowl-Teilnahme am 2. Februar 2020 in Miami werden auch den Philadelphia Eagles, den Chicago Bears und den Los Angeles Chargers zugerechnet.
Seit einigen Jahren werden Spiele der Regular Season auch ausserhalb der USA ausgetragen. 2005 trafen die Arizona Cardinals und die San Francisco 49ers erstmals im Aztekenstadion in Mexiko-Stadt aufeinander. Zwei Jahre später fand das erste Spiel auf europäischem Boden statt. Seitdem gibt es jede Saison die sogenannten London Games. In diesem Jahr werden vier Spiele in London ausgetragen. Eine weitere Partie wird in Mexiko stattfinden.