Im 53. Super Bowl kommt es zu einem Quarterback-Generationen-Duell – allerdings nicht zu dem, auf das viele vor den Conference Finals der NFL-Playoffs gehofft hatten. Statt dem 40-jährigen Drew Brees von den New Orleans Saints und dem 23-jährigen Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs duellieren sich der «GOAT» Tom Brady (41) von den New England Patriots und Jared Goff (24) von den Los Angeles Rams um die «Vince Lombardi Trophy».
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— NFL (@NFL) 21. Januar 2019
February 3, 2019.@Patriots vs. @RamsNFL in Atlanta! #NEvsLAR pic.twitter.com/zNZGxjX34x
Beide Conference-Finals waren an Dramatik kaum zu überbieten und gingen in die Verlängerung. In beiden Partien erwischten die Schiedsrichter nicht ihren besten Tag. Krass benachteiligt wurden die Saints, die von den Referees um die zweite Super-Bowl-Teilnahme seit dem Titelgewinn 2010 gebracht wurden.
Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit steht es zwischen den Saints und den Rams 20:20 und nach einem spektakulären 43-Yard-Pass von Quarterback Brees auf Ted Ginn Jr. steht das Heimteam mit noch 1:58 Minuten auf der Uhr nur 13 Yards vor der Endzone.
Bei 3rd &10 dann die fragliche Szene: Brees wirft einen perfekt getimten Pass zum neuen First Down auf Wide Receiver Tommylee Lewis, der beim Versuch, den Ball zu fangen, aber von Rams-Verteidiger Nickell Robey-Coleman rüde weggecheckt wird.
Die fällige Flagge der Schiedsrichter fliegt trotz der eindeutigen Pass Interference jedoch nicht. Die Saints können in der Folge per Field Goal zwar auf 23:20 vorlegen, doch die Rams haben dank des Schiri-Fehlentscheids noch genügend Zeit für einen Drive. Prompt gleichen sie 19 Sekunden vor Schluss mit einem 48-Yard-Field-Goal von Kicker Greg Zuerlein aus. Es geht in die Verlängerung.
Dort ist den Saints das Glück zunächst hold. Der Münzwurf beschert ihnen den ersten Ballbesitz, mit einem Touchdown könnten Brees und seine Jungs das Spiel vorzeitig beenden. Doch der 40-Jährige wirft unter Druck eine Interception und sein Gegenüber Jared Goff führt die Rams in der Folge bis in Hälfte der Saints.
Schliesslich entscheidet Zuerlein mit seinen starken Nerven das Spiel. Der Kicker bleibt auch bei seinem zweiten Alles-oder-Nichts-Kick eiskalt und versenkt das Field Goal aus 57 Yards souverän zum siegbringenden 26:23-Spielstand.
Für die Rams ist es die erste Super-Bowl-Teilnahme seit der Niederlage gegen die New England Patriots im Jahr 2002. Die Saints hadern nach der dramatischen Niederlage natürlich mit dem Schicksal. «Das ist wirklich übel, das Spiel auf diese Weise zu verlieren. Es wird eine Weile brauchen, bis wir darüber hinwegkommen. Vielleicht kommen wir nie darüber hinweg», erklärt Cheftrainer Sean Payton nach der Partie mit belegter Stimme.
"Just getting off the phone with the league office ... they blew the call."
— ESPN (@espn) 21. Januar 2019
Sean Payton expressed his frustration at the missed pass interference called in his postgame presser. pic.twitter.com/S9RcBV3heP
Auch bei Fans und Experten gehen nach Spielschluss die Emotionen hoch: Die Saints seien um den Super-Bowl-Einzug betrogen worden, sind eigentlich alle einig: Von der «grössten Fehlentscheidung der NFL-Geschichte» ist auf Twitter bald die Rede.
Sofort tauchen auch die wildesten Verschwörungstheorien auf: NFL-Boss Roger Goodell soll alles darangesetzt haben, die Rams mit ihrer wachsenden Fanbase auf dem lukrativen Markt in Los Angeles in den Superbowl zu hieven. Natürlich Quatsch, dennoch ist diese Niederlage für die Saints extrem bitter.
Auch im zweiten Championship Game zwischen den Chiefs und den Patriots sorgen die Schiedsrichter für Kopfschütteln. Im turbulenten Schlussviertel nehmen sie beim Stand von 17:14 für die Patriots erst einen Touchdown der Chiefs nach Videobeweis zurück, weil Star-Receiver Julian Edelman bei einem Punt Return angeblich den Ball nicht berührt haben soll. Allerdings zeigen die TV-Bilder, dass er die Hände ganz knapp am Ball hatte.
Nach der Chiefs-Führung zum 21:17 der nächste Aufreger: Brady und seine Patriots marschieren Richtung Endzone, als Receiver Hogan einen Pass von Brady nur mit einer Hand fängt und danach zu Boden klatscht, ohne die Kontrolle über den Ball zu haben. Trotzdem wird der Pass von den Schiedsrichtern als «complete» gewertet.
Die Schlussphase, in der die Schiedsrichter ihre Arbeit dann korrekt ausführen, ist bei Temperaturen um minus 8 Grad an Spannung dann kaum überbieten: In den letzten 3:35 Minuten wechselt die Führung dreimal. Eine Minute vor dem Ende haben die Patriots beim Stand von 24:28 aus ihrer Sicht viel Glück, als bei einem Fumble von Rob Gronkowski nachträglich, aber korrekt, auf Offside eines Chiefs-Verteidigers entschieden wird.
Im Falle einer Interception hätten die Chiefs die Führung wohl nach Hause schaukeln können. Stattdessen gehen die Patriots mit einem Touchdown 39 Sekunden vor Ende wieder in Führung, bevor Chiefs-Kicker Harrison Butker ein Field Goal aus 39 Yards zum 31:31 verwandelt. Auch hier Verlängerung.
Dort gewinnen die Patriots den Münzwurf und die Chiefs kommen mit ihrem auch diesmal überragenden Quarterback Patrick Mahomes gar nicht mehr an den Ball. Mit Pässen auf Edelman bringt Brady die Patriots in einem 75-Yard-Drive gleich bis kurz vor die gegnerische Endzone. Schliesslich bringt ein 2-Yard-Touchdown von Running Back Rex Burkhead die Entscheidung.
Die New England Patriots haben damit als dritte Franchise zum dritten Mal in Folge den Super Bowl erreicht. Für Brady ist es insgesamt die neunte Teilnahme. Damit hat er mehr Super Bowls erreicht, als alle Klubs der Liga in ihrer Geschichte überhaupt.
«Verlängerung auswärts gegen ein grossartiges Team. Sie hörten nicht auf und wir auch nicht. Wir haben am Ende unser bestes Football gespielt. Ich bin müde, das war ein höllisches Spiel», sagt Brady nach dem Sieg.
Im Super Bowl am 3. Februar in Atlanta treffen die Patriots also auf die Rams. Schon 2002 kämpften die beiden Teams – die Rams waren damals noch in St.Louis beheimatet – um die NFL-Krone. Brady feierte dabei seinen ersten von bislang fünf Meistertiteln. Nach der Enttäuschung des letzten Jahres – die Patriots verloren als klarer Favorit gegen die Philadelphia Eagles mit 33:41 – hofft der «GOAT» nun auf seines sechsten Championship-Ring.