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Emma Amour: Ich + ich + Tattoo-Dirk à Paris

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montage: watson / material: shutterstock
Emma Amour

Ich + Ich + Tattoo-Dirk à Paris

Nachdem mir der Himmel über Zürich mal wieder zu klein wird, setze ich mich in den Zug nach Paris. In der Stadt der Liebe treffe ich ganz unverhofft auf eine kurze Amour fou.
30.04.2019, 10:5501.05.2019, 03:27
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Ich habe lange nicht gewusst, ob ich alleine verreisen erbärmlich und asozial finde, oder ob alleine verreisen wahnsinnig cool und selbstbewusst ist. Bis ich es versucht habe. Mein erster Trip mit mir selber führte mich nach London. Das war nach meiner vorletzten Trennung.

Zu dieser Zeit war Prinz Harry noch Single. Und ich voller Hoffnung. Es gab kein Happy End (Hoi Meghan!). Aber hey, die Stadt ist schön. Auch wenn's die ganze Zeit Cats and Dogs regnete.

Nun gut.

Letztens jedenfalls entschied ich sehr spontan, mir ein paar Tage Paris mit mir selber zu schenken. Ich war schon sehr lange nicht mehr in der Stadt der Liebe. Das letzte Mal mit einem Typen, von dem ich dachte, dass ich ihn heiraten will. Wir reisten frisch verknallt an und sehr ernüchtert wieder ab.

Das ist nun zehn Jahre her.

Paris und ich haben definitiv eine zweite Chance verdient. Davon, dass es mir im Zug schon kotzübel wird, lasse ich mich nicht beirren. Und auch der Fakt, dass um mich herum nur Verliebte ihrem Liebestrip entgegen knutschen, kann mir die Laune nicht verderben.

Ich will den Kellner, der Kellner will mich aber nicht!

In Paris angekommen, spaziere ich zuerst einmal der Seine entlang. Sieht in Filmen immer sehr romantisch aus. Dann zieht es mich ins Marais-Quartier. Herzig. Aber nicht mega aufregend. Also weiter nach Montmartre. Biz Rotlicht, biz Kunst, biz Moules-Frites.

Ich setzte mich in ein Lokal und bestelle Wein. Der Kellner in seinem weissen Hemd und der schwarzen, perfekt sitzenden Hose hat es mir angetan. Ich ihm offenbar nicht. Auf meine Avancen reagiert er nicht.

Quel malheur.

Es ist Samstag kurz nach 21 Uhr, als ich auf Dirk treffe. Dirk kommt aus München. Er ist mit ein paar Kumpels für ein Polter-Wochenende da. Dirk ist sehr tätowiert. Und Dirk hat einen Nasenring. Vielleicht ist Dirk ein Rocker. Heute und hier finde ich das heiss. Sorry, Grosi.

Voulez-vous coucher avec moi?

Wir sind in einer Bar. Dirk hasst Paris. Und Polterevents hasst er auch. Mich amüsiert's. Die anderen Männer seiner Truppe haben schon sehr gut einen sitzen. Dirk und ich beobachten das Gebalze des Testosteronhaufens aus der Ferne.

Derweil erfahre ich, dass Dirk eine Töffwerkstatt besitzt. Und dass er in einer Garage lebt. Seine Mitbewohnerin ist eine Bulldogge. Dirk könnte von meinem Leben nicht weiter weg sein. Vielleicht ist es genau das, was mich anzieht.

Es ist eins vor Mitternacht, als die Männer weiterziehen müssen. Sie haben eine Lounge in einem Club reserviert. Dirk will, dass ich mitkomme. Das geht aber gegen die Polter-Regeln. Dirk schreibt mir seine Nummer auf einen Untersetzer aus Karton.

Im Hotel angekommen, geht mir dieser tätowierte Kerl einfach nicht aus dem Kopf. Und weil sein Paris-Trip schon morgen Mittag endet, setze ich alles auf eine Karte.

«Dirk, mein Paris-Abenteuer wäre perfekt, wenn du mich an eine Pariser Wand drücken und mir unters T-Shirt greifen würdest, während du mich frenchküsst.»

Ich lege das Handy weg, setze mich auf den Balkon, zünde eine Zigi an und warte. Und warte. Und warte. Und warte.

20 Minuten später schicke ich mein Hotel und meine Zimmernummer hinterher. You only live once, sagen die Kids heute. Und haben recht.

Dann zünde ich eine weitere Zigi an und warte. Und warte. Und warte.

Nix.

Ich schmink mich ab, putze mir die Zähne, streife mein sehr bequemes und ausgewaschenes Pyjama über, schmiere mir eine Nachtmaske ins Gesicht und lege mich hin.

Besser als «One Night in Paris»

Es ist das Poltern an der Türe, das mich aus dem Tiefschlaf reisst. «Emma, hallo!?» – es ist Dirk. Ich überlege kurz, mich tot zu stellen. Entscheide mich aber dagegen. You only live once. Also mach ich die Türe auf und lache.

Ich verschwinde kurz ins Bad, um mir die weisse Paste aus dem Gesicht zu waschen. Dirk hat es sich schon auf dem Bett gemütlich gemacht.

Was jetzt kommt, stellt alles in den Schatten, das Paris Hilton in «One Night in Paris» erlebt hat.

Am Horizont geht langsam die Sonne auf, als Dirk geht. «C’était fantastique!», sage ich. Wir lachen und küssen uns ein letztes Mal.

Dirks Tattoos, sein Nasenring und seine sehr abgefuckte Lederjacke sind vielleicht nichts für den Familientisch. Die Erinnerung aber, die ist definitiv etwas für meine Ewigkeit.

Oder eben: You only live once. Also wahrscheinlich. Oder leider. Vielleicht ist das aber auch ganz gut so. Was weiss ich.

Ah, Moment, doch, eines weiss ich: Paris, ich komme wieder! Und dann nehme ich mir Zeit für Museen und deine Geschichte. Versprochen.

Au revoir,

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Emma Amour ist ...
... Stadtmensch, Single, Anfang 30 – und watsons Bloggerin, die nicht nur unverfroren aus ihrem Liebesleben berichtet, sondern sich auch deiner Fragen annimmt. Und keine Sorge, so wie auch Emma, wirst auch du mit deinen Frage anonym bleiben. Madame Amour ist es nämlich sehr wichtig, auch weiterhin undercover in Trainerhosen schnell zum Inder über die Strasse hoppeln zu können.
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Das bin nicht ich, aber so würde ich als Illustration aussehen. Öppe.bild: watson
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126 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Watchdog2
30.04.2019 11:04registriert Dezember 2014
Na, ja...
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José Santacruz Londoño
30.04.2019 11:21registriert März 2018
Bist du eigentlich Nymphomanin?
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Potzblitz36
30.04.2019 14:12registriert Februar 2017
Hoffentlich hat Madame Amour die Zigi danach nicht auf dem Dach der Notre-Dame geraucht...
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