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Edelweiss – Das ist der Grund, weshalb der Flug in die Arktis abgesagt wurde

Eine Edelweiss-Crew strahlt mit neuen Uniformen bei der Taufe eines A340, dem juengsten Flottenzuwachs der Edelweiss Air, auf den Namen "Melchsee Frutt", auf dem Flughafen Zuerich Kloten, am ...
Mit einem Airbus A340 der Edelweiss Air hätte die Reise an den Nordpol durchgeführt werden sollen. (Archivbild)Bild: KEYSTONE

Nach Kritik von Klimaforschern – Arktis-Flug von Edelweiss abgesagt

Eine deutsche Event-Firma wollte mit der Schweizer Edelweiss Air in die Arktis im kommenden Jahr an den Nordpol fliegen. Doch daraus wird nun nichts. In einem E-Mail an die Kunden sagen die Veranstalter weshalb.
28.11.2018, 22:28
Benjamin Weinmann / ch media
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Ende September machte die deutsche Firma Air Events in einer Branchenmitteilung auf ihr bevorstehendes Angebot aufmerksam: «Flugexpedition zum nördlichsten Punkt der Erde». Im Mai 2019 wollte die Firma mit einem 16-stündigen Charterflug in Richtung Arktis abheben – durchgeführt von der Schweizer Edelweiss Air.

Von Zürich aus sollte ein Airbus A340 über Deutschland, Dänemark und nach einem Tankstopp über Norwegen, die Barentssee, Spitzbergen zum Nordpolarmeer fliegen. Sollte – denn der Flug wurde abgesagt, wie die das Branchenportal Aerotelegraph mit Verweis auf ein Email von Air Events an seine Kunden schreibt.

Man liege «deutlich unter der benötigten Mindestteilnehmerzahl», heisst es in der Nachricht. Nach zehn erfolgreichen Nordpolflügen mit Air Berlin ab Düsseldorf und Berlin sei man überrascht, dass das Konzept eines Nordpolfluges ab Zürich nicht zu funktionieren scheint. Als möglichen Grund nennt die Firma die Klimadebatte.

FILE - In this April 15, 2015, file photo, provided by the United States Geological Survey, a polar bear wearing a GPS video-camera collar lies on a chunk of sea ice in the Beaufort Sea. A tiny Alaska ...
Der Flug an den Hotspot der Klimaerwärmung sorgte bei Klimaforschern für hitzige Gemüter.Bild: AP/USGS

Tatsächlich hatte die Flugankündigung für Kritik gesorgt. Klimaschützer äusserten ihre Bedenken in der «Schweiz am Wochenende», wie das Branchenportal als möglichen Absagegrund anfügt. «Dieses Angebot zielt definitiv in die falsche Richtung, es ist ein No-Go», sagte Georg Klingler, Leiter Klima bei Greenpeace. Wer den Gletscherschwund aus nächster Nähe betrachten wolle, könne dies problemlos in der Schweiz tun. Und Florian Brunner, Projektleiter Fossile Energien und Klima, bei der Schweizerischen Energie-Stiftung, bezeichnete das Angebot als «unnötig». Es widerspreche der aktuell herrschenden Debatte rund um die Umweltschäden der Luftfahrtbranche.

Bis zu 7800 Euro pro Ticket

Air Events verteidigte sich im Gegenzug damit, dass die CO2-Emissionen über die Organisation Myclimate kompensiert worden wären. Zudem würde ein solcher Flug Bewusstsein schaffen über die Treibhauseffekte mithilfe eines populärwissenschaftlichen Bordprogramms: «Die Erderwärmung und die Effekte in der Arktis werden offen angesprochen und detailliert erklärt.»

Gekostet hätte der Flug zwischen 500 und 7800 Euro – je nach Buchungsklasse. Der Veranstalter hatte damit geworben, dass im Mai die Sonne über Spitzbergen nicht untergeht, und man bei gutem Wetter mit «phantastischen Ausblicken» rechnen könne. «Packeisfelder, Risse und riesige, viele Kilometer lange Eisschollen bieten eine völlig unberührte und menschenleere Szenerie.» Für eine «themengerechte Unterhaltung und Vermittlung von Hintergrundinformationen» hätten Polarforscher und Wissenschafter den Flug begleiten sollen.

Doch das Aufeinanderprallen von zwei Sinnbildern der Klimaerwärmung – schmelzender Eisberg und kerosinfressendes Flugzeug – wirkte offensichtlich nicht verkaufsfördernd. (aargauerzeitung.ch)

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5 Kommentare
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Phiilofofi
29.11.2018 01:40registriert März 2018
Sorry abr sollte man nicht den CO2 Ausstoss eindämmen statt ihn zu "kompensieren"?

Kompensieren bedeutet ja bloss: auf gleichem Niveau bleiben und ist dann auch noch eine Frage des Rechnens (und der Auslegung)...

Oder etwa nicht?
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Warum so politisch? Wir müssen ändern, wie wir über 4-Tage-Wochen und Co. reden
Reden wir in der Schweiz über New Work, also neue Formen des Arbeitens, wird die Diskussion sofort politisch. Dabei sollten wir die Wissenschaft einfach in Ruhe dazu forschen und die Unternehmen ihre Wege finden lassen.

Ich stelle mir gerade vor, wie ich vor 50 Jahren meinen Job erledigt hätte. Alleine für diesen Artikel hätte ich mich in ein Archiv begeben müssen. Dann hätte ich mir Notizen gemacht, wäre zurück an meinen Arbeitsplatz und hätte in meine Schreibmaschine getippt. Wäre ein Tippfehler aufgetaucht, wovon ich schwer ausgehe, hätte ich das Blatt entfernen, den Fehler mit Tipp-Ex überstreichen und das Papier wieder einsetzen müssen. (So zumindest stellt man sich das als Gen Y vor.)

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