Für David Degen läuft eine Frist. Einen Monat hat der ehemalige Fussballer und mittlerweile Mit-Besitzer des FC Basel Zeit, um Geld aufzubringen, um sein Vorkaufsrecht an der FC Basel Holding AG geltend zu machen. Dies hat diese Zeitung gestern als erste bekanntgemacht. Das Vorverkaufsrecht Degens ist vertraglich in seinem Kaufvertrag festgehalten. Dass er nun ein Rennen gegen die Zeit hat, liegt an einer Gegenofferte. Diese ist der Präsident und Inhaber des FC Basel, Bernhard Burgener, offensichtlich bereit, anzunehmen.
Nur: Dies kann er erst tun, wenn Degen seinerseits auf einen Erwerb verzichtet. Denn der ehemalige Fussballer hat nicht nur ein Kaufrecht, um seine aktuellen 10 Prozent an der Holding auf 35 Prozent aufzustocken, sondern auch ein Vorverkaufsrecht, wenn Burgener weitere Teile seines Aktienpaketes verkaufen will. Nun hat zunächst «Bajour» und kurz darauf die «Handelszeitung» an die Öffentlichkeit gebracht, was in der Stadt vielfach erzählt wird: Das Gegenangebot, welches Burgener annehmen möchte, stammt von einer Firma namens Basel Dream & Vision AG (BD&V).
Gegründet wurde die BD&V im vergangenen September von zwei Managern, welche bei der internationalen Treuhänderfirma Intertrust angestellt sind. Eingemietet ist die BD&V seither in einem tristen Bürokomplex in der Basler Steinenvorstadt. Drei Monate nach der Gründung wurde das Kapital von 100'000 auf 196'000 Franken aufgestockt. Die Manager haben keine Spuren hinterlassen, die auf die eigentlichen Eigentümer hinweisen. Das Startkapital brachte eine Intertrust-Tochter auf, die juristische Betreuung lag beim Basler Advokatur-Büro Vischer.
Gut unterrichtete CH-Media-Quellen bestätigen, dass die BD&V dem FCB-Präsidenten jenes Angebot unterbreitete, welches Degen und die ganze Stadt nun beschäftigt. Die beiden Treuhänder hatten auch schon eine Funktion bei der Fosun Management GmbH, bevor sich zeigte, dass deren chinesischen Eigentümer mit den Grasshoppers einen anderen Traditionsklub kauften.
Die Offerte der BD&V war gemäss diesen Quellen jedoch nicht von den Treuhändern unterschrieben, sondern von Halil Emecen und Michael Dieckell. Der Eine war bis 2019 bei der in Basel mittlerweile bestens bekannten britischen Investmentgesellschaft Centricus beschäftigt, der Andere ist seit geraumer Zeit für Burgener tätig.
Die BD&V soll einerseits als Joint-Venture zwischen Centricus und Burgener angelegt sein, andererseits als weitere Holding über der FC Basel Holding AG, die wiederum die Mehrheit an der FC Basel 1893 AG und somit dem Profifussballbetrieb des FCB hält.
Dass mittlerweile doch ein erweiterter Kreis an Personen Kenntnis von den Vorgängen hat, mag daran liegen, dass Degen eifrig nach Geldgebern sucht, um die angeblich 16 Millionen Franken aufzubringen, die gefordert seien, um von seinem Vorverkaufsrecht Gebrauch zu machen. Zeit hat er nun noch 23 Tage. Einiges an Geld scheint bereits zusammengekommen zu sein. Ob es reichen wird, ist aber so unklar, wie die Aussicht, dass es dann effektiv zu einem Abschluss kommen könnte. Möglich wäre aber auch ein Showdown, sollte Degen sein Geld wirklich beschaffen.
Denn dem Vernehmen nach bietet Centricus nicht nur einen Kaufbetrag, sondern darüber hinaus auch die Aussicht auf namhafte Investitionen in den nächsten Jahren. Etwas, was Degen nicht wird bieten können, wenn er schon den Kaufbetrag alleine zusammentreiben muss. Hinzu kommt die Information, welche diese Zeitung aus Spielerkreisen hat. Präsident Bernhard Burgener hat in der Kabine am gestrigen Dienstag erklärt, dass er bereits eine Lösung für die nächsten drei, vier Jahre gefunden habe.
Diese Lösung schliesse mit ein, dass er Mehrheitsaktionär und somit der Chef bleibe. Weder Degen, noch Burgener oder Dieckell waren für eine Stellungnahme zu erreichen. Der FCB wollte sich ebenfalls nicht äussern.