International
Nordkorea

Nordkorea meldet ersten Covid-19-Todesfall – und reagiert scharf

Nordkorea meldet ersten Covid-19-Todesfall – und reagiert scharf

13.05.2022, 06:4913.05.2022, 16:28
Mehr «International»

Nordkorea hat einen ersten Todesfall im Land nach einer Infektion mit dem Coronavirus gemeldet. Seit Ende April seien sechs Menschen mit Fieber gestorben, das sich aus noch ungeklärter Ursache explosionsartig im ganzen Land ausgebreitet habe, berichteten die Staatsmedien am Freitag. Bei einem der Opfer sei die Omikron-Subvariante BA.2 nachgewiesen worden.

In this image made from video broadcasted by North Korea's KRT, North Korean leader Kim Jong Un wears a face mask on state television during a meeting acknowledging the country's first case  ...
Jetzt auch mit Maske: Staatsführer Kim Jong Un.Bild: keystone

Erst am Vortag hatte das abgeschottete und autoritär regierte Land zum ersten Mal offiziell seit dem Beginn der Corona-Pandemie vor mehr als zwei Jahren Infektionen mit dem Krankheitserreger bestätigt. Die unbestimmte Zahl von Fällen trat demnach in Pjöngjang auf.

Mehr als 350'000 Menschen entwickelten den Berichten zufolge innerhalb kurzer Zeit das Fieber unbekannten Ursprungs. Bei über 162'000 von ihnen sei es wieder vollständig abgeklungen. Es würden aber noch fast 188'000 in Quarantäne befindliche Patienten behandelt. Unklar blieb zunächst, wie viele sich tatsächlich mit dem Coronavirus infiziert haben.

«Ernsthaftester Notfall des Staats»

Die Zahlen deuteten nach Meinung von Beobachtern das potenzielle Ausmass des Corona-Ausbruchs in dem Land an. Experten hatten schon länger gewarnt, Nordkorea könne wegen seines unzureichenden Gesundheitssystems nur schwer mit einem grösseren Ausbruch fertig werden. Nordkorea selbst sprach vom «ernsthaftesten Notfall des Staats».

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hatte am Donnerstag einen landesweiten Lockdown angeordnet. Alle Städte und Landkreise sollten streng abgeriegelt werden. Wie die Menschen bei einer Ausgangssperre versorgt werden, galt als unklar. Grosse Teile der Bevölkerung in dem Land mit seinen knapp 26 Millionen Einwohnern sind nach Angaben von UN-Organisationen unterernährt.

Kim habe bei einem Besuch des staatlichen Epidemie-Präventionszentrums bemängelt, es gebe einen «verwundbaren Punkt» im bestehenden Notfall-Präventionssystem, berichteten Staatsmedien. Jede Arbeits- und Produktionsstätte sowie sämtliche Wohneinheiten müssten voneinander isoliert werden, wurde Kim zitiert. Er habe sich zuversichtlich geäussert, dass die zuständigen Stellen die «Quellen der Verbreitung der bösartigen Epidemie» auslöschen könnten.

Die kommunistische Führung hatte die Landesgrenzen wegen der Pandemie schon früh dichtgemacht, was sich auch stark auf den Handel mit China auswirkte. Im Januar dieses Jahres hatte China zunächst die Wiederaufnahme des Frachtverkehrs mit seinem Nachbarland bestätigt. Ende April wurde der grenzüberschreitende Eisengüterverkehr nach neuen Infektionsfällen in der chinesischen Grenzstadt Dandong jedoch wieder ausgesetzt.

Südkorea bietet Lieferung von Corona-Impfstoffen an

Südkorea will dem abgeschotteten Nachbarn bei den Bemühungen helfen, den ersten offiziellen Corona-Ausbruch in den Griff zu bekommen.

Präsident Yoon Suk Yeol biete Nordkorea an, Corona-Impfstoffe und andere medizinische Versorgungsgüter zu liefern, teilte das Präsidialamt in Seoul am Freitag mit.

Ein Sprecher Yoons äusserte seine Hoffnung, über Details der Hilfe mit Nordkorea sprechen zu können. Die Zahl der Corona-Verdachtsfälle in Nordkorea scheint sich demnach wegen eines massiven Ausbruchs explosionsartig zu erhöhen.

Zunächst war unklar, ob Nordkorea um Hilfe gebeten hat und ob beide Länder deswegen schon Kontakt aufgenommen haben.

(sda/dpa)

Weisses Haus: Nordkorea könnte noch im Mai wieder Atomwaffe testen
Nordkorea könnte nach Einschätzung der US-Regierung noch in diesem Monat erstmals seit fast fünf Jahren wieder eine Atomwaffe testen. «Wir haben diese Informationen an unsere Verbündeten und Partner weitergegeben und stimmen uns eng mit ihnen ab», sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Jen Psaki, am Donnerstag in Washington. US-Präsident Joe Biden will noch im Mai nach Südkorea und nach Japan reisen, den beiden wichtigsten Verbündeten Washingtons in der Region.

Zuletzt hatte Nordkorea im September 2017 eine Atomwaffe getestet – es war der sechste solche Test. Biden-Vorgänger Donald Trump hatte mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un erfolglos über eine nukleare Abrüstung verhandelt.

Nordkorea hat seit Beginn dieses Jahren mehrfach Raketen getestet, darunter auch eine Interkontinentalrakete. Erst am Donnerstag feuerte Nordkorea nach Angaben der südkoreanischen Streitkräfte von der Hauptstadtregion Pjöngjang aus drei ballistische Kurzstreckenraketen ins offene Meer ab. Pjöngjang treibt seit Jahren die Entwicklung von atomwaffenfähigen Raketen voran. Das Land ist deswegen harten internationalen Sanktionen unterworfen. (sda/dpa)
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Kim Jong-Un und die Liebe zur Rakete
Video: twitter
Das könnte dich auch noch interessieren:
29 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Bitsundbites
13.05.2022 07:58registriert Juli 2019
Kaum zu glauben. Entweder weil Kim bis heute nicht gezählt hat. Oder weil sein Excel lange hatte zum aufstarten.....
503
Melden
Zum Kommentar
avatar
DARTH OLAF
13.05.2022 08:37registriert August 2018
Neben Eritrea ist NK das einzige Land, das seine Bevölkerung nicht impft - obwohl beide Länder von anderen Staaten gratis Impfdosen bekommen hätten. Aber Kim hat nichtmal genügend Testkapazitäten, somit wird seine Strategie ein reiner Blindflug sein.
410
Melden
Zum Kommentar
avatar
Dr. Acula
13.05.2022 09:24registriert September 2014
Und derweil Kim: Lass uns mal wieder ein wenig Raketen testen... Ablenkung hilft immer.
331
Melden
Zum Kommentar
29
Papst im Oster-Stress: Was auf den 87-Jährigen zukommt – und wie er das durchhalten will
Die Osterfeierlichkeiten sind für das katholische Kirchenoberhaupt die intensivste Woche des ganzen Jahres. Der gesundheitlich angeschlagene Franziskus muss bis an seine Belastungsgrenze gehen.

Für die zehntausend Gläubigen und Touristen auf dem Petersplatz war es ein banger Moment: Papst Franziskus sass während der Palmsonntagsmesse auf seinem Platz vor der Basilika, lauschte dem Verlesen des Evangeliums und als die Textstelle erreicht war, die vom Tod Jesu berichtet, erhob er sich, um seine vorbereitete Predigt zu halten. Aber er blieb zwei oder drei endlos wirkende Minuten lang stumm und wirkte dabei müde und gebrechlich.

Zur Story