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Ukraine-Affäre: Der Druck auf Trump wächst – Pompeo will nicht aussagen

epa07871682 US Secretary of State Mike Pompeo speaks at a press conference at the Lotte New York Palace Hotel in New York, New York, USA, 26 September 2019. Secretary of State Pompeo is attending the  ...
US-Aussenminister Mike PompeoBild: EPA

Ukraine-Affäre: Demokraten erhöhen den Druck ++ Pompeo will Aussage verweigern

01.10.2019, 21:5401.10.2019, 21:56
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Pompeo stellt sich quer

Die Demokraten im US-Repräsentantenhaus erhöhen bei den Untersuchungen in der Ukraine-Affäre den Druck. Neben dem persönlichen Anwalt von US-Präsident Donald Trump wollen sie auch das Aussenministerium in die Zange nehmen.

Aussenminister Mike Pompeo hält davon allerdings wenig. Er wirft den Demokraten vor, seine Mitarbeiter drangsalieren zu wollen. Er will darum den Vorladungen für seine Mitarbeiter trotz Strafandrohung nicht Folge leisten.

Wegen schwerer prozeduraler und rechtlicher Mängel der Vorladungen seien die Aussagen zu den vorgegebenen Terminen «nicht machbar», hiess es am Dienstag in einem Schreiben Pompeos an den Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses, den Demokraten Eliot Engel. Die Termine liessen den Betroffenen nicht ausreichend Zeit zur Vorbereitung.

Giuliani wettert

Auch Trumps persönlichen Anwalt Rudy Giuliani wollen die Repräsentanten in die Zange nehmen. In einer sogenannten Subpoena forderten sie ihn unter Strafandrohung bis zum 15. Oktober zur Vorlage von Dokumenten auf.

In dem Schreiben an Giuliani hiess es, man prüfe Anschuldigungen, wonach er dem Präsidenten geholfen haben soll, dessen Amt zu missbrauchen.

Die Anforderung von Giulianis Dokumenten ist Teil der Untersuchungen für ein mögliches Amtsenthebungsverfahren gegen Trump. Trump wird vorgeworfen, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat Ende Juli unter Druck gesetzt zu haben, um Ermittlungen zu erwirken, die seinem demokratischen Rivalen Joe Biden schaden würden.

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Trumps Anwalt Rudy Giuliani.Bild: EPA

Giuliani kritisierte auf Twitter, die Subpoena sei von drei demokratischen Ausschussvorsitzenden unterzeichnet worden, die ihr Urteil in der Sache bereits gefällt hätten. Die Aufforderung werfe Fragen zu ihrer Legitimität und zum Anwaltsgeheimnis auf.

Die demokratischen Ausschussvorsitzenden luden ausserdem drei Geschäftspartner Giulianis vor. Giuliani soll als persönlicher Gesandter Trumps an offiziellen Kanälen vorbei Gespräche mit der Ukraine geführt haben, um Ermittlungen gegen Biden anzustossen.

Trump attackiert Whistleblower

Trump griff am Dienstag wieder den anonymen Hinweisgeber an, der mit seiner Beschwerde an die interne Kontrollbehörde der US-Geheimdienste die Affäre ins Rollen brachte. Der Präsident warf dem Whistleblower erneut vor, dieser habe nur Informationen aus zweiter Hand.

In einer seltenen Mitteilung hatte der Chef der internen Kontrollbehörde, Generalinspekteur Michael Atkinson, das am Montag zurückgewiesen. Er sei nicht zu der Einschätzung gelangt, dass der Hinweisgeber nur unbegründete Behauptungen oder solche aus zweiter Hand wiedergebe.

President Donald Trump and Vice President Mike Pence participate in an Armed Forces welcome ceremony for the new chairman of the Joint Chiefs of Staff, Gen. Mark Milley, Monday, Sept. 30, 2019, at Joi ...
So würde Donald Trump wohl den Whistleblower gerne anschauen.Bild: AP

Trump versucht seit Tagen, den Hinweisgeber und dessen Informationen in Verruf zu bringen. Die Beschwerde des Whistleblowers bezeichnete Trump als «Fake». «Der Whistleblower wusste fast nichts», schrieb der Präsident am Montag. Zuvor hatte Trump den Hinweisgebern in der Ukraine-Affäre mit schweren Konsequenzen gedroht.

Barr mischt mit

Trump soll einem Medienbericht zufolge ausserdem den australischen Premierminister Scott Morrison gebeten haben, bei Ermittlungen zu helfen, mit denen die Nachforschungen des Sonderermittlers Robert Mueller gegen ihn diskreditiert werden sollten. Mueller hatte untersucht, ob Russland 2016 Trump im US-Wahlkampf geholfen habe. Trump hatte sich gegen Muellers Ermittlungen gewehrt.

epa07873326 (FILE) - US attorney general, William Barr, testifies before House Appropriation subcommittee hearing on Commerce, Justice, Science, and Related Agencies in Washington, DC, USA, 09 April 2 ...
US-Justizminister William Barr.Bild: EPA

In einem Telefonat mit Morrison habe Trump den Australier gebeten, in der Sache mit US-Justizminister William Barr zusammenzuarbeiten, berichtete die «New York Times» am Montag unter Berufung auf zwei nicht namentlich genannte Beamte. Trump und Barr bemühten sich demnach darum, die Ergebnisse der Untersuchung Muellers zu diskreditieren.

Ein Sprecher der australischen Regierung bestätigte auf Anfrage ein Gespräch Trumps mit Morrison. Die australische Regierung sei immer bereit gewesen, dazu beizutragen, «mehr Licht in Angelegenheiten zu bringen», die überprüft würden, sagte er. «Der Premierminister bestätigte diese Bereitschaft noch einmal im Gespräch mit dem (US-)Präsidenten.»

Die «New York Times» berichtete weiter, die Mitschrift des Gesprächs mit Morrison sei - analog zu dem umstrittenen Telefonat Trumps mit Selenskyj - in einem besonders gesicherten System aufbewahrt worden, um die Konversation möglichst geheim zu halten.

Die US-Bundespolizei FBI hatte ihre Ermittlungen zu möglichen Verbindungen zwischen Russland und Trumps Wahlkampagne 2016 nach einem Tipp des australischen Geheimdienstes begonnen. (dac/sda/dpa)

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Trump: Die Beschwerde des Whistleblowers
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Trump: Die Beschwerde des Whistleblowers
US-Präsident Donald Trump hat nach Einschätzung des im Zentrum der Ukraine-Affäre stehenden Geheimdienstmitarbeiters eine «Einmischung» aus dem Ausland bei der Wahl 2020 angestrebt.
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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Butschina
01.10.2019 22:20registriert August 2015
Um Fragen wahrheitsgetreu zu beantworten braucht man eigentlich gar keine Vorbereitungszeit. Wer sich dafür vorbereiten muss, möchte wohl etwas verstecken...
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Scaros_2
01.10.2019 23:00registriert Juni 2015
Also wie die Menschen um Trump herum die Demokratie verhöhnen und allen Kritiker vorwerfen auf "irgendeiner Seite" zu sein ist blanker hohn.

Es ist himmerltraurig was in unserer Zeit hier geschieht vor den Augen so vieler Aufgeklärter Menschen. Es macht einem auch irgendwie Wütend vermutlich.

In Afrika würde vermutlich längst das Militär übernehmen. Die Frage ist was in den USA das Fass überlaufen lässt?
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Steibocktschingg
02.10.2019 01:05registriert Januar 2018
Wenn sie ja nichts zu verbergen haben, warum sagen sie nicht einfach aus und lassen die Demokraten auflaufen?
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Zeigt Mike Johnson jetzt endlich Eier?
Der Speaker des Abgeordnetenhauses riskiert seinen Job, wenn er am Samstag tatsächlich das Hilfspaket für die Ukraine zur Abstimmung bringt.

Der Präsident will es, der Senat will es, und auch eine Mehrheit der Abgeordneten will es, das Hilfspaket für die Ukraine. Bisher jedoch sind die so dringend benötigten Gelder blockiert. Der Grund für diese absurde Situation liegt im amerikanischen Politsystem. Der Führer der Mehrheit in der jeweiligen Kammer kann darüber entscheiden, ob ein Gesetz zur Abstimmung gelangt oder nicht. Das hat weitreichende Konsequenzen.

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