Mittlerweile ist die Free-Agency in der NHL seit fünf Tagen offen und Pius Suter steht immer noch ohne neuen Vertrag da. Am Montag meldete sich Georges Müllers Agentur mit einem kurzen Update. Die Zukunft des Schweizer NHL-Stürmers sei noch offen. Die bisherigen Angebote hätten die Erwartungen nicht erfüllt. Eine Rückkehr in die Schweiz sei dennoch sehr unwahrscheinlich.
Update on @pius_suter: future is still open. The offers he got so far didn’t meet the expectations. This can change anytime but can also take a while. A return to Switzerland is very very unlikely. #lgrw #nhl #hockey #freeagency
— PRIME SPORTS (@PRIMESPORTSGmbH) July 3, 2023
Bis eine Einigung mit einem NHL-Team erzielt werde, könne es aber noch eine Weile dauern. Suters Lager hatte im Vorfeld der Free Agency angekündigt, der Zürcher werde nicht in Detroit verlängern, weil er auf eine längerfristige Lösung anstrebe. Die Red Wings wollten ihm demnach nur einen Vertrag über ein Jahr anbieten. Man darf erwarten, dass Suter bei einem Vertrag über zwei oder drei Jahre auch zwischen zwei und drei Millionen Dollar pro Saison erhält.
Das ist verständlich, eine gesicherte Zukunft ist für NHL-Spieler und ganz grundsätzlich für Sportler ein hohes Gut. Doch gerade in dieser Transferperiode stellt das auch ein gewisses Risiko dar. Denn viele NHL-Teams sind schon nahe am Salary Cap oder bereits darüber. Sage und schreibe acht Teams (Toronto, Tampa, Vancouver, Vegas, Pittsburgh, Los Angeles, Montreal und Colorado) haben die Salärobergrenze derzeit überschritten. Zwischen den Saisons ist ein Überzug von bis zu zehn Prozent erlaubt. Erst beim Auftakt muss alles wieder innerhalb der maximal 83,5 Millionen für die Saison 2023/23 sein.
For all the free agency talk for, I'm surprised no one is talking about Pius Suter.
— Guru (@Guruelous) June 26, 2023
From his analytics he could be a very good middle 6 Center on a contender. pic.twitter.com/NZ2VnBR5Bn
So sind Suters Optionen schon einmal limitiert. Ein weiterer Grund, warum ein Vertragsabschluss nicht schon zustande kam, ist das Profil des Schweizer Nationalspielers. Als Defensiv- und Unterzahlspezialist ist er zwar wertvoll, aber auf dem Markt tendenziell unterschätzt. Insbesondere am ersten Tag der Free Agency wird den grossen Namen in der Offensive oder der Verteidigung das Geld nachgeworfen und weniger den Spielertypen wie Suter.
Trotzdem dürfte der polyvalente Stürmer (kann als Center und Flügel spielen) noch ein gutes Angebot erhalten. Die Frage ist nur, wo er noch hinpassen könnte. Einige Vorschläge.
Ja, der Stanley-Cup-Sieger von 2022 ist derzeit 200'000 über dem Salary Cap. Doch Captain Gabriel Landeskog wird nach einer Knorpeltransplantation im Knie die ganze nächste Saison ausfallen. So werden die sieben Millionen frei, die er jährlich verdient. In Realität hat Colorado also 6,8 Millionen an Cap Space zur Verfügung.
Ein Teil davon wird an Stürmer Colton Ross gehen, der ebenfalls noch ohne Vertrag ist. Aber theoretisch hätten die Avalanche auch für Pius Suter noch Platz. Die ersten zwei Centerpositionen dürften durch Nathan MacKinnon und Ryan Johansen besetzt werden. Dahinter kämpfen Andrew Cogliano, Jonathan Drouin und Ross Colton um die weiteren Plätze in der Mitte. Konkurrenz, vor der sich Suter nicht fürchten müsste.
Aber der Zürcher könnte ja auch auf den linken Flügel ausweichen, wie er es in seiner Karriere schon oft getan hat. Zumal auf dieser Position eben Landeskog ausfällt. Suter hat in Chicago und in Detroit bewiesen, dass er in der Lage ist, auf hohem Niveau zu skoren, sofern er die Chancen dazu erhält. Sogesehen wäre er ein Upgrade gegenüber Denis Malgin, der vergangene Saison bei Colorado in einer ähnlichen Situation war.
Pius Suter und Connor McDavid? Warum nicht! Natürlich sind die Chancen gering, dass der Schweizer dann tatsächlich auch mit «McJesus» in einer Linie spielen würde. Als Center oder Flügel in der dritten Linie gemeinsam mit Ex-Zuger Ryan McLeod und Warren Foegele könnte er eine extrem starke Zweiwegsturm-Linie bilden. Defensive Stabilität ist bei den offensiv starken Oilers nie falsch.
Die Frage ist, haben die Oilers am Ende tatsächlich genügend freien Cap Space, um sich Suter zu leisten? Denn McLeod und auch der talentierte Offensivverteidiger Evan Bouchard brauchen noch neue Verträge. Gerade letzterer dürfte nicht günstig werden und GM Ken Holland hat nur noch rund 6,3 Millionen zur Verfügung. Soll sich Suter den Oilers anschliessen, müsste wohl noch der eine oder andere Vertrag abgeschoben werden.
Viele Canucks-Fans hoffen auf Suter als neuen Center für ihre dritte Linie. Dort wäre er ein Upgrade gegenüber Teodors Blugers. Und auch in Vancouver könnte der Schweizer natürlich in anderen Linien einspringen, sollte es zu Verletzungen kommen.
Auch in Vancouver stellt sich aber die Frage nach dem Geld. Stand jetzt sind die Canucks 3,2 Millionen über Salary Cap. Doch mit den Langzeitverletzungen von Tucker Poolman (2,5 Mio.) und Tanner Pearson (3,25 Mio.) wird auch hier Anfang Saison noch etwas Geld freigeschaufelt. So wären die Mittel vorhanden, sich die Dienste von Suter zu sichern. Und in Vancouver scheuten sie noch nie davon zurück, die Obergrenze auszureizen – ob es Sinn ergibt oder nicht.
Aus unserer Sicht natürlich die Adresse. Nach Nico Hischier, Timo Meier, Jonas Siegenthaler und Akira Schmid noch ein fünfter Schweizer bei den Devils klingt natürlich sehr verlockend. Doch es gibt einige Fragezeichen.
Etwa beim allfälligen Platz im Kader. Mit der Verpflichtung von Tyler Toffoli ist die Top-6 bei den Devils gesetzt, mit Nico Hischier, Timo Meier, Dawson Mercer, Jack Hughes, Jesper Bratt und eben Toffoli. Auch die dritte Linie hat mit Erik Haula und Ondrej Palat schon zwei Fixpunkte und vermutlich dürfte dort Flügelhoffnung Alexander Holtz noch einen Platz erhalten. Für Suter käme also eher ein Platz auf dem Flügel der vierten Linie in Frage – ob er das will?
Und auch das Geld könnte zum Problem werden. Aktuell hat New Jersey zwar noch rund fünf Millionen an Cap Space zur Verfügung. Doch sie müssen auch noch Verteidiger Kevin Bahl einen neuen Vertrag geben. Und möglicherweise möchte sich General Manager Tom Fitzgerald auf der Goalieposition noch verstärken. Dann bleibt nicht mehr viel für Suter übrig.
Noch immer ist offen, was Patrice Bergeron macht. Tritt er zurück? Oder hängt der 37-jährige Mittelstürmer nochmals ein Jahr an? So oder so könnten die Bruins Verstärkung auf der Centerposition gebrauchen. Suter könnte in Boston als Center die dritte Linie anführen oder auch mal in die zweite Linie als Flügel aufrücken, sofern nötig.
Und das Geld? Aktuell haben die Bruins noch 6,2 Millionen zur Verfügung und Goalie Jeremy Swayman braucht noch einen neuen Vertrag. Als nominelle Nummer 2 dürfte er aber kaum gleich viel Geld wie Kollege Linus Ullmark (5 Mio.) erhalten. So hätte es für Suter durchaus noch Platz.
Das Team von Roman Josi befindet sich im Umbruch und hat neben dem Captain auch durch Kevin Fiala, Yannick Weber und Nino Niederreiter schon Erfahrung mit Schweizer Spielern gemacht. Einen Platz im Kader dürfte sich Suter hier einfach erspielen. Und auch das Geld ist kein Problem – der neue GM Barry Trotz kann noch mit fast acht Millionen walten.
Doch den Predators stehen wohl einige eher magere Jahre voraus. Da drängt sich die Frage auf, ob Pius Suter das auf sich nehmen will. Allerdings hat Trotz auch betont, dass er Spieler will, die den jüngeren Akteuren im Team eine gute Arbeitsmoral und Führungsarbeit vorzeigen wollen. Das passt das Profil des Zürchers durchaus.
Eine Rückkehr zu Chicago? Bei den Blackhawks hatte Suter einst seine NHL-Karriere begonnen und auch seine bislang beste Saison in Nordamerika. Dennoch entschied sich GM Stan Bowman damals den Vertrag mit dem Schweizer nicht mehr zu verlängern. Doch Bowman ist nun weg und überhaupt hat sich bei den Blackhawks einiges verändert.
Der erst 35-jährige Kyle Davidson führt nun die Geschichte und hat ebenfalls einen Umbruch eingeleitet. Patrick Kane und Jonathan Toews sind weg, dafür kommen Supertalent Bedard und Taylor Hall. Doch auch dahinter brauch die Mannschaft ein Gerüst und auch da wäre Suter aufgrund seiner Flexibilität eine interessante Option. Er könnte in der zweiten oder dritten Linie stürmen, im Unterzahlspiel harte Minuten stemmen und auch im Powerplay aushelfen.
Die Senators sind angeführt vom deutschen Tim Stützle ein aufstrebendes junges Team. Doch es fehlt ihnen etwas an Kaderbreite. Da könnte Suter eine gute Lösung sein. Entweder er stürmt in der zweiten Linie an der Seite von Josh Norris und Drake Batherson – denn es scheint unwahrscheinlich, dass Alex DeBrincat weiter in der kanadischen Hauptstadt bleibt. Oder der Zürcher sorgt in der dritten Linie für die gewohnte defensive Stabilität.
Das Geld ist bei den Senators kein Problem. Die meisten Spieler stehen für die nächste Saison bereits unter Vertrag und dennoch hat GM Pierre Dorion noch über neun Millionen zur Verfügung.