Schweiz
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SBB: Teenager kassieren Busse fürs Einsteigen in die 1. Klasse

Teenager müssen Zuschlag fürs Einsteigen in die 1. Klasse zahlen

Vier 15-jährige Mädchen wurden von Kontrolleurinnen der Zentralbahn gebüsst, weil sie in einen 1.-Klasse-Wagen eingestiegen sind.
13.01.2025, 17:3614.01.2025, 10:51

Vier Teenagerinnen wollten nach der Schule in einen regionalen Zug in Luzern einsteigen. Wie es zu Stosszeiten öfter vorkommt, wurde der Eingang des 2.-Klasse-Wagens von anderen Passagieren überrannt, weshalb sie zur nächsten Tür auswichen. Dabei handelte es sich allerdings um den Eingang zum 1.-Klasse-Abteil, wie das SRF berichtet.

Die Aktion erscheint zunächst logisch, vor allem, wenn man nur im Eingangsbereich des Wagens stehen bleibt. Jedoch ist Vorsicht geboten: Bereits das Einsteigen in einen 1.-Klasse-Wagen ist verboten, wenn man nur ein Ticket für die 2. Klasse besitzt. Nachdem die Mädchen in den für sie verbotenen Bereich eingestiegen waren, wurden sie von zwei Kontrolleurinnen der Zentralbahn erwischt. Jede von ihnen muss einen Zuschlag von 75 Franken zahlen.

Die Mutter einer der 15-Jährigen findet die Strafe unverhältnismässig und beschwert sich bei den SBB. Die lassen aber nicht locker und antworten, dass es strengstens verboten sei, sich mit einem 2.-Klasse-Billett in der 1. Klasse aufzuhalten. Das Verbot gelte ebenso für «Gänge, Vorräume und Einstiegsbereiche der Wagen», wie die SBB von SRF zitiert werden.

Dabei galten im Jahr 2016 noch andere Regeln: Die SBB äusserten sich damals gegenüber watson, dass sich Passagiere mit einem 2.-Klasse-Billett auch im Eingangsbereich eines 1.-Klasse-Wagens aufhalten dürften – zumindest in regionalen Zügen.

Die SBB können sich daran nicht mehr erinnern, wie SRF schreibt. Auf Anfrage des Konsumentenmagazins Espresso heisst es lediglich, das Archiv reiche nicht bis ins Jahr 2016 zurück.

Die Luzerner Zentralbahn findet zwar ebenso, dass das Personal richtig gehandelt habe – der Zuschlag wurde jedoch um die Hälfte reduziert.

Lehrernetzwerk Schweiz will bezahlen

Nun äussert sich das Lehrernetzwerk Schweiz (LNCH) zum Vorfall und kritisiert die SBB scharf:

«Sie hatten sich während einer überfüllten Zugfahrt wenige Minuten im Vorraum eines 1.-Klasse-Wagens aufgehalten, weil die 2. Klasse hoffnungslos überfüllt war. Zwei SBB-Kontrolleurinnen kannten kein Pardon und sanktionierten die Teenager. Das Vorgehen findet das LNCH unverhältnismässig. Wir sind deshalb bereit, diese Bussen zu bezahlen.»

Die SBB zeigen laut LNCH «immer wieder einmal einen verfehlten Umgang mit Kindern und Teenagern und zeigen, dass sie gegenüber Schülerinnen und Schülern jedes Augenmass verloren haben». Die Eltern sollen sich beim Lehrernetzwerk melden, damit es den Zuschlag übernehmen könne: «Bei uns sind Teenager 1. Klasse. Daher übernehmen wir die vier Bussen der Mädchen aus dem Kanton Luzern und bitten die Eltern, sich bei uns zu melden.»

(hkl)

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379 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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slnstrm
13.01.2025 17:56registriert August 2023
Strengstens Verboten? Die SBB wandelt sich immer mehr zum Regime, falls dass der orginale Wortlaut war. 🤣
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Amseilruntertaucher
13.01.2025 17:55registriert August 2021
Absolute Fehlbesetzung. Wer so handelt, hat jedes Augenmass verloren und sollte sich einen neuen Job suchen.
Es scheint aber für die SBB kein Problem zu sein, heimreisende Gruppen aus dem Tessin ab Arth-Goldau bis Lenzburg im Gang stehen zu lassen, trotz Reservation, Der Zug war total überfüllt. Was ist bloss los in unseren Staatsbetrieben? McKinsey Mentalität!
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Urs der Bär
13.01.2025 18:00registriert Oktober 2022
Die Frage wäre brauchen wir überhaupt 1. und 2. Klasse. Wenn ja, dann möchte ich als Besitzer eines 1. Klasse Tickets auch exklusiven Zugang in die 1. Klasse und kein „geläuf“ durch die 1. Klasse.
Grundsätzlich finde ich die Busse als kleinkariert.
Lösungsansatz; zwei Minuten nach Abfahrt des Zuges muss man sich in der, nach gelöstem Ticket, korrekten Klasse befinden.
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