International
Russland

Russisches Gulag-Museum zur Schliessung gezwungen

FILE - In this Friday, Oct. 30, 2015 file photo, visitors look at an exposition at the opening of the Gulag history museum in Moscow, Russia. A museum studying the history of Soviet prison camps said  ...
Die russische Regierung hat kein Interesse mehr daran, die Gulag-Vergangenheit der Sowjetunion aufzuarbeiten. Bild: AP/AP

Aufarbeitung unerwünscht: Russisches Gulag-Museum zur Schliessung gezwungen

21.07.2018, 06:3721.07.2018, 08:36

In Russland ist ein Gulag-Museum zur Schliessung gezwungen worden. Der Museumsdirektor hält den Schritt für politisch motiviert, weil die Aufarbeitung von stalinistischen Verbrechen zunehmend unerwünscht ist. Die Behörden erklärten, am Gebäude gebe es bauliche Mängel.

«Wir haben keinen Zugang mehr zum Museum», sagte der Direktor des Museums im westrussischen Joschkar-Ola, Nikolai Araktschejew, der Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Es habe einen Versuch gegeben, die Exponate zu beschlagnahmen. Aus dem örtlichen Kulturministerium hiess es, das Gebäude sei geschlossen worden, weil es eine Gefahr für Besucher sei.

Der Direktor versicherte aber, nur das Dach müsse mal repariert werden. «Sie wollen das Museum zerstören, das eine Quelle der historischen Wahrheit und Freiheit ist», sagte Araktschejew.

One of the Gulag camps is seen in the capital of the Jewish Autonomous Region, Birobidzhan, 8,368 km (5,200 miles) east of Moscow, in this 1954 photo. The board fence, right, off the main street, hide ...
Gefährlich unscheinbar: Ein Gulag-Camp im Osten der damaligen Sowjetunion.Bild: AP

Recherchen zum Gulag-System werden schwieriger

Der frühere Soldat, der mehrere Jahre für die Menschenrechtsorganisation Memorial gearbeitet hat, recherchiert seit Jahren zu den stalinistischen Verbrechen und dem Gulag genannten System der Straf- und Arbeitslager in der Sowjetunion. Araktschejew versucht insbesondere, die Überreste der Opfer aufzuspüren, die in den Wäldern um die Stadt zu hunderten erschossen wurden.

Unter Präsident Wladimir Putin ist die Aufarbeitung der stalinistischen Verbrechen zunehmend unerwünscht und Historiker, die zu dieser Periode forschen, werden immer wieder unter Druck gesetzt. Im Juni berichtete zudem ein Forscher, dass die Behörden Gefängnisunterlagen zum Gulag zerstört hätten. (leo/sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
45 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Macto
21.07.2018 09:19registriert Juni 2018
Solche Dinge machen mich sprachlose. Vergessen wir die Fehler der Vergangenheit, so werden wir diese wiederholen.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
raues Endoplasmatisches Retikulum
21.07.2018 11:33registriert Juli 2017
Bedenklich wie der Whataboutismus hier im Forum lebt. Kleiner Hinweis an die "Aber-der-Westen-und-seine-Verbrechen-Fraktion". Das ist a) nicht das Thema des Artikels, b) werden zb in den USA keine Museen geschlossen, weil sie sich mit der Geschichte der Indigenen Bevölkerung und ihrer Unterwerfung auseinandersetzten.
00
Melden
Zum Kommentar
45
Europas Umwelt ist laut Bericht in keinem guten Zustand – die Schweiz kommt besser weg
Die Schweiz hat ihre Umweltbelastung laut der Europäischen Umweltagentur (EEA) zwischen 2000 und 2022 um ein Drittel pro Kopf reduziert. Dennoch überschreite sie laut dem neuen Bericht der Behörde weiterhin die planetaren Belastungsgrenzen.
Fortschritte gebe es laut Länderprofil bei der Luftqualität, der Biodiversität in den Wäldern und beim Ressourcenmanagement. Gleichzeitig blieben grosse Herausforderungen bestehen: Zwei Drittel der von der inländischen Nachfrage verursachten Umweltschäden fielen im Ausland an, hinzu kämen Klimawandel und Übernutzung von Ressourcen. Als Gegenmassnahmen verwies die EEA auf nationale Gesetze wie das CO2- und das Klima- und Innovationsgesetz sowie auf Programme wie den Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung und Empfehlungen für ressourcenschonende Ernährung.
Zur Story