Wirtschaft
Schweiz

Credit Suisse: Thiam soll von nichts gewusst haben - warum er angezählt ist

Tidjane Thiam, CEO of Credit Suisse, speaks at the Bloomberg Global Business Forum, Wednesday, Sept. 25, 2019, in New York. (AP Photo/Mark Lennihan)
Tidjane Thiam ist angezählt, trotz Entlastung durch die Untersuchung.Bild: AP Photo/Mark Lennihan/watson
Kommentar

Beschattungs-Affäre: Thiam soll von nichts gewusst haben – warum er dennoch angezählt ist

Tidjane Thiam, CEO der Credit Suisse, will von der Beschattung seines ehemaligen Spitzenbankers Iqbal Khan nichts gewusst haben. Das bestätigt auch ein Untersuchungsbericht. Doch so einfach ist es für Thiam nicht. Der Kommentar.
01.10.2019, 12:0301.10.2019, 19:43
Andreas Möckli / ch media
Mehr «Wirtschaft»

Der Rufschaden für die Grossbank ist enorm. Durch die peinliche Beschattungsaffäre rund um den Ex-CS-Topmanager Iqbal Khan setzte sich die Bank massiver Kritik und zuweilen auch Gespött aus. Präsident Urs Rohner und die übrigen Verwaltungsräte der Grossbank waren unter Druck und mussten rasch handeln.

Das Resultat: Pierre-Olivier Bouée, operativer Chef und die rechte Hand von Konzernchef Tidjane Thiam, muss gehen. Er habe die Überwachung Khans im Alleingang in Auftrag gegeben. Niemand soll etwas davon gewusst haben: Weder Thiam selbst noch die übrige Konzernleitung oder der Verwaltungsrat.

Was heute geschah:

Die in Auftrag gegebene Untersuchung habe keinen einzigen Hinweis hervorgebracht, dass Thiam von der Beschattung etwas wusste. Auch in mehreren Gesprächen habe der Ivorer versichert, nichts gewusst zu haben, versichert Rohner. Dass nun Zweifel an dieser Version aufkommen, ist jedoch verständlich. Bouée war ein langjähriger Weggefährte von Thiam und wechselte jeweils zusammen mit dem Ivorer zum neuen Arbeitgeber, zuletzt vom britischen Versicherer Prudential zur CS.

Unabhängig davon, ob man Thiam glaubt oder nicht, geht dieser beschädigt aus der Affäre. Nur wegen der Beschattungs-Affäre wurde ein hässlicher privater Streit zwischen Thiam und Khan öffentlich. Die «Sonntagszeitung» schrieb von einem «Testosteron-Beben am Zürcher Paradeplatz». Diese Geschichte wird Thiam so schnell nicht los.

Kommt hinzu: Selbst wenn Thiam tatsächlich nichts von der Beschattung wusste, spricht das nicht für ihn. Es ist unverständlich, dass er eine Organisation geschaffen hat, in der er über solch wichtige Entscheide im Dunklen gelassen wird.

Thiam kann sich zwar vorerst halten, die Geschichte lässt ihn jedoch angeschlagen zurück und trübt seine weiteren Karriereaussichten.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die CS-Chefs
1 / 14
Die CS-Chefs
Am Anfang war der Eisenbahn- und Gotthard-Pionier: Am 16. Juli 1856 nimmt die von Alfred Escher gegründete Schweizerische Kreditanstalt (SKA), Vorgängerin der heutigen Credit Suisse, ihre Geschäftstätigkeit auf. Der Politiker und Wirtschaftsführer leitete die SKA als erster Verwaltungsratspräsident von 1856-1877 und von 1880-1882.
quelle: alfred-escher-stiftung / alfred-escher-stiftung
Auf Facebook teilenAuf X teilen
So war es damals mit dem Ersten Geldautomat der Schweiz
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
35 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Graf Zacharias von Zitzewitz
01.10.2019 12:23registriert August 2019
Thiam hat genauso nichts gewusst von der Sache wie Diess/Winterkorn dazumal vom Abgasskandal bei VW oder Ruoff beim Subventionsskandal bei PostAuto.

Für wie dumm halten uns diese Leute eigentlich!?

Gut hat man als CEO aufgrund der riesigen Verantwortung ein so hohes Gehalt. Wäre sonst ja direkt skandalös...
1582
Melden
Zum Kommentar
avatar
Scaros_2
01.10.2019 12:10registriert Juni 2015
Wenn der CEO nicht weiss, was der COO, sprich ein direkt unterstellter, tut, dann ist die Kultur in der Firma ziemlich schlecht.

Mein Chef will zwar auch nich zu 100% wissen was ich den ganzen Tag mache jedoch will er die wichtigsten Punkte stehts wissen und auf dem laufenden sein.
1575
Melden
Zum Kommentar
avatar
Thomas der Aeltere
01.10.2019 13:08registriert September 2019
Für wie dumm hält die CS uns? Solche Entscheidungen werden nicht ohne Wissen des CEOs getroffen.
Aber so wird in den Teppichetagen gespielt. Ich frage mich, ob diese Leute jeweils den Stuss glauben, den sie verbreiten. Und renommierte Anwaltskanzleien spielen mit und kassieren viel Geld für einen Bericht, der auch von einem Sekundarschüler geschrieben werden könnte.
581
Melden
Zum Kommentar
35
«Es steht halt so im Kalender» – wir wollen wissen, warum man Ostern feiert

Hach, Ostern. Das verlängerte Wochenende zum Frühlingsbeginn kommt uns doch stets willkommen und kommt uns vom Winter und der Arbeit Geschundenen sehr entgegen. Aber wisst ihr, warum wir frei haben? Was wird überhaupt gefeiert? Und was war nochmal Gründonnerstag?

Wir haben euch gefragt, das waren eure Antworten:

Zur Story