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Credit Suisse hat «weit über hundert Warnsignale ignoriert»

Credit Suisse hat «weit über hundert Warnsignale ignoriert» – nun reagiert die Politik

16.05.2021, 08:1816.05.2021, 13:11
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Die Manager der Grossbank Credit Suisse haben während Jahren über Verstösse gegen Vorschriften hinweg geschaut. Laut «NZZ am Sonntag» beschäftigt keine andere Bank die Finanzmarktaufsicht derzeit mehr als die Credit Suisse.

In den letzten Jahren habe die Finma fünf Verfahren gegen die Bank durchgeführt, um die Versäumnisse zu beheben. Die jüngsten Fälle beträfen die Milliardenverluste mit den Fonds von Greensill und Archegos. Hinzu kämen Untersuchungen wegen Geldwäscherei und ausspionierte Kaderleute. Ein Report zeige, dass die CS weit über hundert Warnsignale ignoriert habe.

epa05932682 Urs Rohner, president of the board of directors of Switzerland's second biggest bank Credit Suisse (CS), speaks during the start of the general assembly at the Hallenstadion in Zurich ...
Tritt ab: Credit-Suisse-VR-Präsident Urs Rohner.Bild: EPA/KEYSTONE

Über einen besonders krassen Fall aus der Ära von CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner berichtet der «SonntagsBlick». Ein Kundenberater habe die Gelder von Superreichen aus Osteuropa betreut. Der Berater sei ein Star gewesen, der jedes Jahr rund 25 Millionen Franken für die CS erwirtschaftet habe.

Er sei aber auch ein Betrüger gewesen, der das Vermögen seiner Kunden ohne deren Wissen in hochriskante Anlagen gesteckt habe. Er habe Dokumente gefälscht und Geld in die eigene Tasche gewirtschaftet. Trotz Warnungen habe er weiter für die Grossbank tätig sein können. Erst 2015 sei er entlassen worden, nachdem er sich massiv verspekuliert habe.

Die hohen Verluste der Grossbank haben laut «SonntagsZeitung» auch ein politisches Nachspiel. Die Luzerner SP-Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo hat das Thema Credit Suisse auf die Themenliste der Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) des Nationalrats gesetzt. Die WAK-Mitglieder kommen nächste Woche Montag und Dienstag zusammen. Auch ein Vertreter der Finma wird Red und Antwort stehen.

Die zentrale Frage laute, ob und wie die Regulierung der Grossbanken verschärft werden müsse. Der grösste Handlungsbedarf bestehe beim Risiko-Management, das offenkundig eklatante Mängel aufweise. (sda/mlu)

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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SBP
16.05.2021 09:26registriert Mai 2018
Rohner ist der Prototyp „Aalglatter VRP“. Unglaublich, dass der ungeschoren aus all den Skandalen rauskommt und seine kriminell erworbenen Millionen ins Trockene bringen kann. Ein Totalversagen der Aufsichtsorgane und Politik.
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Chrisbe
16.05.2021 08:56registriert Oktober 2019
Super Job, Gratulation! Seit wann hat er das Ruder in Händen? Wie viele Skandale wurden in der Zeit aufgedeckt, wie hoch ist dann erst die Zahl der vertuschten Skandale und Betrügereien?
Mit derarten Leistungen ist das Salär / die Boni absolut gerechtfertigt, wer mag es ihnen nicht von Herzen gönnen.
Gut zu wissen, dass Sie die volle Verantwortung übernehmen werden...
Lee Iacocca's Buch "Nieten in Nadelstteifen" lässt grüssen.
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N. Y. P.
16.05.2021 08:44registriert August 2018
Der Berater sei ein Star gewesen, der jedes Jahr rund 25 Millionen Franken für die CS erwirtschaftet habe.

Er sei aber auch ein Betrüger gewesen, der das Vermögen seiner Kunden ohne deren Wissen in hochriskante Anlagen gesteckt habe.

Ich erkenne hier bürgerliche Politik.

Jeder der Kohle bring oder macht, ist gut für die Schweiz. Falls ein Betrüger mehr Kohle reinbringt, als er er abzügelt, wie beim CS - Angestellten, so ist er unter dem bürgerlichen Schutzschirm.

Oder Ueli, habe ich das richtig zusammengefasst? Ueli?
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Tesla plant Massenentlassung – angeblich trifft es jeden 10. Angestellten
Tesla hat laut Medienberichten vor, im grossen Stil Stellen zu streichen. Weltweit soll die Belegschaft radikal reduziert werden.

Der E-Autohersteller Tesla plant offenbar, weltweit mehr als 10 Prozent aller Stellen zu streichen. Das berichtet das «Handelsblatt» unter Berufung auf ein internes Schreiben des Autobauers. Von dem Abbau sollen insgesamt 14'000 Mitarbeiter betroffen sein. «Das wird uns schlank, innovativ und hungrig für die nächste Wachstumsphase machen», schrieb Tesla-Chef Elon Musk demnach an die Belegschaft.

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