Zwei 15-jährige Jugendliche werden am 18. August tot in einer Wohnung am Zollikerberg aufgefunden. Die Zürcher Staatsanwaltschaft schliesst ein Gewaltdelikt aus. Es gibt Hinweise darauf, dass ein Mischkonsum verschiedener Drogen zum Tod der Jugendlichen geführt haben könnte. Noch ist die Todesursache aber nicht offiziell bestätigt.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Jugendliche an einer Überdosis sterben. Im Frühling 2020 vermeldete der Kanton Luzern zwei Todesfälle: Ein 20-Jähriger legt sich zu Hause ins Bett und wacht nicht wieder auf. Vier Tage darauf stirbt eine 18-Jährige. Beide nahmen sie unterschiedliche Substanzen ein, die in ihrer Kombination eine tödliche Wirkung entfalteten. Das zeigte das toxikologische Gutachten, wie zentralplus berichtete.
Handelt es sich dabei um tragische Einzelschicksale oder hat die Schweizer Jugend ein Drogenproblem? watson hat bei diversen Expertinnen und Experten nachgefragt.
«Solche Meldungen sind sicher beunruhigend. Es ist aber sehr schwierig, zu beurteilen, ob es sich hier um einen Trend oder tragische Einzelfälle handelt. Wir haben aktuell noch zu wenig Informationen zum Drogenkonsum von Minderjährigen. Wir werden uns in nächster Zeit mit Fachleuten diesbezüglich unterhalten. Zudem wäre auch eine nationale Studie hilfreich, um die Situation besser einzuschätzen.»
«Im Jahr 2018 gaben relativ wenige der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler an, in ihrem bisherigen Leben andere psychoaktive Substanzen als Alkohol, herkömmliche Zigaretten (und weitere nikotinhaltige Produkte) und illegalen Cannabis sowie CBD konsumiert zu haben. Das zeigt die Studie Health Behaviour in School-aged Children.
Medikamente, eingenommen mit der Absicht, psychoaktive Effekte zu erleben, waren die häufigste angegebene Substanzgruppe; rund 4 Prozent der 15-Jährigen haben schon einmal mit dieser Absicht Medikamente genommen. Der Gebrauch von Kokain, Ecstasy, halluzinogenen Pilzen, Amphetaminen, LSD oder Heroin sowie von Anabolika wurde jeweils nur von vereinzelten 15-jährigen Schülerinnen und Schülern angegeben.
Die Wahrscheinlichkeit, psychoaktive Substanzen zu konsumieren, hängt nebst strukturellen Massnahmen wie Zugang, Preis oder Jugendschutz unter anderem mit individuellen Risikofaktoren und solchen im sozialen Umfeld zusammen. Ein offener Dialog mit den Kindern bleibt wichtig, um riskanten Verhaltensweisen vorzubeugen, darin sind sich Präventionsfachleute einig.»
«In den letzten fünf Jahren befand sich der Konsum von Betäubungsmitteln durch Jugendliche stets auf vergleichsweise hohem Niveau. Von 2015 bis 2019 war er sicher auch leicht ansteigend.
Zum einen wird Marihuana mit Medikamenten und Amphetaminen oder Kokain gemischt. Neuerdings spielt auch der Mischkonsum mit Alkohol wieder eine grössere Rolle.
Betreffend Missbrauch von Medikamenten waren in Basel-Landschaft letztes und vorletztes Jahr vereinzelt sehr junge Konsumenten feststellbar. In der Regel konsumieren die Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 aber die Betäubungsmittel. Eher selten sind sie jünger als 13 Jahre.»
«Die Anzahl Verurteilungen wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz gingen in den letzten vier Jahren kontinuierlich zurück. Ob Jugendliche immer jünger werden, können wir nicht sagen, da wir keine Statistik zum Alter der Jugendlichen führen.
Ziel des Jugendstrafrechts ist der Schutz und die Erziehung des Jugendlichen. Diesem Gedanken folgend richtet sich unser Fokus bei der täglichen Arbeit insbesondere auch auf sehr junge Drogenkonsumenten, da ein regelmässiger, früher Konsum von Betäubungsmitteln ein möglicher gesundheitlicher Risikofaktor ist und auf problematische Lebensumstände hinweisen kann.»
Nach dem Tod zweier Jugendlicher in Luzern hat die Grünen-Politikerin Rahel Estermann bei der Luzerner Regierung einen Vorstoss eingereicht. Darin will sie wissen, ob in den letzten Monaten eine Zunahme des Drogenkonsums festgestellt wurde – und ob der Kanton eine breite Informationskampagne in Betracht zieht.
«Ich glaube, es ist tatsächlich ein Problem. Das Ziel ist nicht, eine drogenfreie Gesellschaft zu schaffen, das wäre eine Illusion und vermutlich auch gar nicht wünschbar. Kaffee und Bier sind Genussmittel und gehören zu einem gewissen Teil zu unserem Leben. Auch ist es klar und irgendwie normal, dass Jugendliche ausprobieren, Grenzen suchen und sie vielleicht auch mal überschreiten. Wenn aber gleich mehrfach junge Menschen an einer Überdosis sterben, dann ist das schon ein Zeichen, das sehr nachdenklich stimmt. Die Todesfälle sind ja nur die sichtbare Spitze des Eisbergs in dem Sinne, dass die Zahl der Konsumierenden vermutlich viel grösser ist.
Es ist mir wichtig, dass die Prävention auf die neuen Suchtmittel reagiert und über sie informiert. Und dass wir offen darüber reden, weshalb junge Menschen das Verlangen haben, für Schule und Beruf gleichzeitig leistungssteigernde wie beruhigende Mittel zu konsumieren. Wir verlangen heute sehr viel von jungen Menschen, sie übernehmen viel Verantwortung. Vielleicht ist es für manche zu viel?»
Ich weiss nicht, wie heute die schulische Aufklärung in Sachen Drogen aussieht, damals war sie komplett inexistent. Zum Glück hatten wir eine Leherin, die uns über Drogen recht gut aufgeklärt hat. So konnte ich schon damals beurteilen, was ich vielleicht mal probiere und von was ich ganz sicher die Finger lassen werde. Das ist zwar keine Garantie dass nichts passiert, aber trotzdem wichtig.