Wenige Stunden nach der Erstausstrahlung ist klar: Die Welt will das sehen. Die Download-Angebote der Netzpiraten gehen in die Abertausenden. «Friends: The Reunion» ist aber auch exakt, was wir jetzt brauchen: Sechs Menschen, die sich sehr, sehr gut kennen, kommen nach langer Zeit endlich wieder einmal alle zusammen und lachen und weinen hundert Minuten lang durch vor lauter Überwältigtsein. Es fühlt sich an, wie das alle erlösende Finale einer zähen, traurigen Serie namens «Das Lied von Corona und Quarantäne».
So, und jetzt haben sich hoffentlich alle verabschiedet, die wirklich keine Spoiler lesen wollen. Denn das Herz dieses Wiedersehens 17 Jahre nach dem Ende der Sitcom besteht aus – zwei Herzen, die nicht nur im Drehbuch füreinander schlugen. Der hoch dramatische erste Kuss zwischen Ross und Rachel unter der Tür ihres Cafés war auch der erste – lang ersehnte – von David Schwimmer und Jennifer Aniston! Ehrlich? Ja!
«In der ersten Staffel», sagt David Schwimmer, «stand ich total auf Jen. Irgendwann standen wir beide heftig aufeinander. Aber es war, als würden zwei Schiffe aneinander vorbeisegeln, jemand von uns war immer gerade in einer Beziehung! Wir haben diese Grenze nie überschritten.» Und Jennifer Aniston weiter: «Wir haben einfach all unsere Bewunderung und Liebe füreinander in Ross und Rachel gegossen.» Ooooohhhh!
Die sechs erzählen, wie es war, innerhalb eines Jahres von ziemlichen No-Names zu Superstars zu werden – mit Ausnahme von Courteney Cox, ein Bruce-Springsteen-Video hatte sie schon in den 80ern berühmt gemacht.
Schwimmer war der erste, der gecastet wurde, er war damals vom Fernsehen frustriert und wollte nur noch Theater spielen. Jennifer Anistons Karriere bestand aus «einem Friedhof voller Pilotfolgen», die nie in die Verlängerung gingen, Matthew Perry drehte eine miserable Science-Fiction-Serie, Matt LeBlanc besass gerade mal neun Dollar, nur Lisa Kudrow hatte eine kleinere Rolle als Ursula Buffay in «Mad About You», die sie auch während «Friends» noch behielt. Jene Ursula also, die in «Friends» Phoebe Buffays Zwillingsschwester wurde.
Und dann gingen ihre Karrieren durch die Decke, «Friends» wurde von der ersten Staffel weg international ausgestrahlt, die sechs wurden zu den damals prominentesten Schauspielerinnen und Schauspielern Amerikas – und niemand ausserhalb ihrer Gruppe verstand, was dies bedeutete. Und da wurde ihnen klar, «dass wir eine Familie sind», sagt Aniston. Also die eine Familie. Die ihnen alle Geborgenheit der Welt gab.
Die Bloopers, die gezeigt werden und von denen sich jeder einzelne in Gelächter auflöst, sind lustig und herzig und herzerweichend, und wie die sechs einander noch immer ganz fest gern haben, und privat quasi deckungsgleich mit ihren Rollen sind (LeBlanc alias Joey gibt dies ganz offen zu), ist es auch.
Wir sehen, wie sich LeBlanc beim Dreh eine Schulter auskugelte, und hören Perry von seinen Angstzuständen erzählen, wenn das Studiopublikum mal nicht auf seine Witze reagierte. «Ich starb, wenn sie nicht lachten.» Dass er gegen die Angst viel zu viele Tabletten konsumierte, wird nicht angesprochen. So wie überhaupt alles Kritische ausgeblendet wird. Etwa, dass es sich bei «Friends» um eine reine weisse, heterosexuelle Mittelstands-Serie handelt.
Die beste Freundin der Menschenrechtsaktivistin Malala Yousafzai sagt in einem Einspieler, Malala sei «Joey mit einer Spur von Phoebe», die südkoreanische Boyband BTS gesteht, nur dank «Friends» Englisch zu können. Eine alleinerziehende Mutter sagt, das Seelenwärmer-Sixpack habe unzählige Leben gerettet, eine junge Frau hat ihrem Freund den gleichen Heiratsantrag gemacht wie Monica ihrem Chandler.
Toll auch der Einspieler, in dem David Beckham seine Lieblingsszene mit dem dramatischen Gespür einer Schlaftablette erzählt. Oder die Modeschau, in der sich Cara Delevingne, Cindy Craword und Justin Bieber in den spektakulärsten Serienkostümen verkleiden (wo bitte ist Monicas Truthahnmaske?).
Corden empfängt die sechs draussen in Los Angeles, vor dem Brunnen aus dem Vorspann und vor etwas Publikum, und da kreischt Kudrow genau so wie Phoebe, als sie von einem Insekt angeflogen wird. Und Schwimmer jammert genau so wie Ross, als er erzählt, wie der kleine Serienaffe auf seiner Schulter mit Maden gefüttert wurde. In den alten Kulissen (was waren die bunt!) fragt er: «War diese Wand immer schon lila?» Und alle Fanherzen schreien: Ja was denn sonst?!
«Friends: The Reunion» gibt es auf Sky Show zu sehen.
Ähm... Nein? Julie? Carol und Susan? Charlie? Ross und Monica sind jüdisch & zB Hanukkah wird auch Thematisiert? Rachel ist anfangs sehr pleite, Joey ist eigentlich immer pleite, Monica kann nur im Appartment wohnen weil sie ien Schlupfloch gefunden hat und eine Zeit lang arbeitslos, Chandler ebenfalls, Phoebe ist auch nicht wirklich reich und lebt die meiste Zeit bei ihrer Grossmutter. Der einzige welcher Geld hat ist eigentlich Ross...