Die Aufregung war gross nach dem Spitzenspiel am Sonntag und sie hat sich noch nicht gelegt. Der FC St.Gallen fühlte sich von der Fussballwelt betrogen, weil der VAR einen Penalty von YB in der 97. Minute wiederholen liess und Guillaume Hoarau so auf 3:3 ausgleichen konnte.
In der Ostschweiz stösst besonders sauer auf, dass der FCSG in einer identischen Szene Anfang Saison benachteiligt wurde. Lugano-Goalie Noam Baumann parierte einen Penalty des St.Gallers Cedric Itten und berührte dabei bei der Schussabgabe die Torlinie nicht mehr.
Anders als gestern Lawrence Ati Zigi wurde Baumanns Intervention jedoch nicht als regelwidrig taxiert. Ein klarer Fehler, wie Daniel Wermelinger einräumt. Der Schiedsrichter-Chef des Schweizerischen Fussballverbands verrät gegenüber dem SRF, dass die FIFA nach dem Fehlentscheid bei St.Gallen gegen Lugano interveniert habe: «Wir mussten Stellung nehmen, weshalb wir das VAR-Protokoll nicht umgesetzt haben. In der Folge mussten wir nachjustieren.»
Die Regel, die im Sommer eingeführt worden war, wurde deshalb in der Schweiz ab der 7. Runde konsequent gehandhabt. Laut Wermelinger sei dies den Klubs auch so kommuniziert worden. Zudem gilt: «Es ist so, dass die Torhüter vor jedem Penalty darauf hingewiesen werden, dass sie einen Fuss auf der Linie haben müssen.» Das war bei Zigi der Fall, Schiedsrichter Alain Bieri nahm sich den Goalie zur Brust und erinnerte ihn vor der Ausführung des Penaltys an die Regel.
Drei Zehntelsekunden zu früh bewegte sich der St.Galler Keeper gemäss SRF-Angaben von der Torlinie weg. Von blossem Auge nicht zu sehen, mit der Superzeitlupe in der VAR-Zentrale in Volketswil sehr wohl. Und weil es in diesem Fall nur Schwarz und Weiss, aber keinen Interpretationsspielraum gibt, musste Ref Bieri sich die Videobilder gar nicht selber ansehen. «Das ist ein faktischer Entscheid und diese werden direkt in Volketswil gefällt», so Wermelinger. «Der Schiedsrichter auf dem Platz muss da gar nichts machen.»
Der Chef macht das, was er als Chef machen muss: Er stellt sich hinter seine Mitarbeiter. Beim Penalty habe der VAR gemäss Protokoll alles richtig gemacht, sagte Wermelinger im «Blick», und auch Bieri habe «alles richtig gemacht.»
Er verteidigte zudem die Praxis, Unparteiische aus der Region von einem der beteiligten Klubs einzusetzen. «Das ist für mich eine mühsame Diskussion. Es wäre jetzt auch nicht korrekt, Alain Bieri einen Strick ziehen zu wollen, nur weil er Berner ist.» Es gehe einzig darum, die besten Schiedsrichter der Super League und der Challenge League einzusetzen. «Bei einer Meisterschaft mit zehn Teams in der Super League und zwölf Schiedsrichtern ist es unvermeidlich, dass ein Berner Spiele von YB und Thun macht, ein Basler Spiele von Basel und so weiter.»
Quasi doppelt bestraft.
Ein „fades Gschmäckle“ hinterlässt das Ganze schon...