Der Krieg in der Ukraine hat in Europa die grösste Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Andere Migrationsströme erhalten dadurch weniger Aufmerksamkeit, versiegt sind sie nicht. Im Gegenteil. Sie nehmen zu.
Das macht sich auch in der Schweiz bemerkbar: Im September wurden laut dem Staatssekretariat für Migration (SEM) in der Schweiz so viele Asylanträge eingereicht wie seit der Flüchtlingskrise 2015 nicht mehr.
Nicht einberechnet sind Schutzsuchende aus der Ukraine. Ihnen steht der Schutzstatus S zu, weswegen sie keinen Asylantrag stellen müssen und separat gezählt werden.
Egal, woher sie kommen, ob aus der Ukraine oder anderswo, die Anzahl der Menschen, die in die Schweiz migrieren, nimmt zu. Und das bringt die Bundesasylzentren an den Anschlag.
Wie das SEM am Dienstag in einem Schreiben mitteilte, kommt es in Asylzentren in der West- und Nordwestschweiz zu Engpässen – nicht nur bei den Betten, sondern auch bei der Betreuung. Auch in anderen Landesteilen seien sie stark ausgelastet.
Obwohl in allen Regionen zusätzliche Betten und Unterkünfte bereitgestellt und neue Mitarbeitende rekrutiert worden seien, bleibe die Situation «sehr angespannt».
Eine Übersicht in 5 Punkten:
Die Pandemie hat die Wirtschaft vielerorts geschwächt. Und jetzt führt der Krieg in der Ukraine zu steigenden Preisen. Das verschärft die Situation zusätzlich – auch in den traditionellen Herkunfts- und Transitländern von Asylsuchenden.
Der Abwanderungsdruck in diesen Ländern steigt, sowohl bei Staatsangehörigen als auch bei Migrantinnen und Migranten, die sich dort schon länger aufhalten – wie zum Beispiel afghanische Staatsangehörige im Iran und in der Türkei.
Seit die pandemiebedingten Reisebeschränkungen aufgehoben wurden, ist Reisen wieder einfacher geworden. Auch liberale Visabestimmungen erleichtern die Reise nach Europa. So ist es für Staatsangehörige Indiens, Tunesiens, Burundis und Kubas möglich, ohne Visum nach Serbien zu gelangen. Sie haben hingegen kaum Chancen auf Asyl.
Auf Drängen der EU und der Schweiz will Serbien seine Visapolitik jetzt an jene des Schengenraums angleichen. Ende Jahr soll es so weit sein.
Die meisten Asylsuchenden haben einen afghanischen, algerischen, eritreischen, syrischen oder türkischen Pass. Von den im September eingereichten 2681 Asylgesuchen stammten 640 von Frauen und 2041 von Männern.
Ob und wie lange sie sich davor in einem Transitland wie der Türkei aufgehalten haben, ist nicht dokumentiert. Viele von ihnen wollen aber weiter nach Frankreich und Grossbritannien.
Die meisten Migrantinnen und Migranten bewegen sich über die Balkanroute Richtung Zentral- und Nordeuropa. Sie haben Europa auf verschiedenen Wegen erreicht:
Gemäss Zahlen der UNHCR sind 2022 bisher etwa gleich viele Menschen von der Türkei über das Mittelmeer nach Italien gelangt wie auf dem Land- und Seeweg von der Türkei nach Griechenland.
Die Bundesasylzentren sind derzeit stark ausgelastet. Darum unterstützt die Armee den Bund bei der Unterbringung der Asylsuchenden.
20 Objekte sind so schweizweit in Betrieb genommen worden. Mehrzweckhallen in Bure JU, Thun und Chamblon VD sind zu Asylzentren umfunktioniert worden. Bald soll das auch in Emmen LU und Schönbühl BE passieren.
Auch die Kantone müssen helfen. Normalerweise bleiben Geflüchtete 140 Tage in den Asylzentren des Bundes. Weil sie dort derzeit keinen Platz mehr finden, werden sie ab diesem Donnerstag frühzeitig an die Kantone überwiesen. Die Massnahme ist im Asylgesetz für Notfälle vorgesehen.
Für die Kantone bedeutet dies, dass sie vorübergehend bis zu 1000 Asylsuchende pro Woche aufnehmen müssen. Das sind doppelt so viele wie sonst.
Das SEM rechnet bis Ende des Jahres mit insgesamt 22'000 Asylanträgen. Stand jetzt sind es 15'681. Davon ausgenommen sind die 66'620 Schutzanträge von Ukrainerinnen und Ukrainern, die seit Kriegsausbruch bewilligt wurden.
Zum Vergleich: 2015 wurden 39'523 Asylgesuche eingereicht. Zählt man die bisherigen Asylgesuche und Schutzanträge zusammen, sind schon jetzt doppelt so viele Menschen in die Schweiz migriert wie 2015.
Insgesamt sind von 22 Kindern 18 Nationen vertreten.
Um Kinder sinnvoll integrieren zu können, wäre ein Verhältnis 80/20 (Deutsch Muttersprache / Fremdsprachen) das Maximum.
Um zu merken, dass unter diesen Umständen der Lernfortschritt massiv leidet, muss man keine Fachperson sein.
Redet mal mit einer befreundeten Lehrpersonen, welche ausserhalb der guten (städtischen) Wohngebiete unterrichtet.
So kann es echt nicht weitergehen.