Eigentlich hätte das Alba Festival auf dem Zürcher Hardturmareal dieses Wochenende stattfinden sollen. 20'000 Besucher und Besucherinnen hätte dann, am grössten albanischen Festival Europas, auf das Festivalgelände strömen sollen. Doch der Zürcher Regierungsrat zieht den Veranstaltern kurzfristig den Stecker: Die Bewilligung wurde gestern überraschend aufgehoben.
Dann reagiert das Alba-Festival-OK. Sie künden auf ihrer Homepage rechtliche Schritte gegen den Regierungsentscheid an:
Doch daraus wird nichts. Denn wie die Zürcher Staatskanzlei mitteilt, hat das Verwaltungsgericht am Freitagmorgen entschieden, die Beschwerde der Alba-Organisatoren abzulehnen. Somit wird das Festival definitiv nicht stattfinden.
Die albanische Community habe sich bei dem Festival von ihrer besten Seite zeigen wollen, sagte der Veranstalter von der Medien. Die Veranstaltung sei als 3G-Anlass geplant gewesen, also nur für geimpfte, genesene oder getestete Personen. Dies sei in verschiedenen Sprachen erklärt worden und auch der kantonale Impfbus sei beim Festival vorgesehen gewesen.
Durch die Absage hätten sich die Veranstalter klar diskriminiert gefühlt. Der albanischstämmige Zürcher FDP-Gemeinderat Përparim Avdili kann die Absage aus epidemiologischer Sicht zwar nachvollziehen, findet den Verweis auf die albanische Community aber «skandalös», wie er bei der Medienkonferenz sagte. Es handle sich um die Stigmatisierung einer Bevölkerungsgruppe. Das sei inakzeptabel.
Wie hoch der entstandene Schaden für die Veranstalter ist, können diese noch nicht sagen. Es seien 200 bis 250 Personen an der Vorbereitung und der Durchführung beteiligt. Eine Versicherung für den Ausfall gebe es nicht. Ein Schadenersatz durch den Kanton solle jetzt geprüft werden. Ein juristisches Verfahren laufe.
«Die Belastung des Gesundheitswesens im Allgemeinen und der Intensivpflegestationen im Besonderen hat zugenommen und nähert sich der kritischen Grenze», begründete der Regierungsrat ihren Entscheid. Eine Grossveranstaltung wie das Alba-Festival führe zu einer zusätzlichen Belastung der Spitäler, heisst es in der Medienmitteilung weiter. Denn erfahrungsgemäss gebe es an grossen Festivals immer einige Notfallpatienten zu versorgen. Diese Zusatzbelastung der Spitäler soll mit der Absage der Grossveranstaltung vermieden werden.
Hierbei verweist der Regierungsrat auch noch auf den Kanton Thurgau und die Stadt Frauenfeld, welche der Ersatz-Veranstaltung für das Openair Frauenfeld ebenfalls die Bewilligung entzogen haben. Das Mini-Open-Air Frauenfeldli hätte vom 14. bis 18. September stattfinden sollen.
Ein weiteres schlagendes Argument sieht der Regierungsrat in der betroffenen Community, an die sich das Festival primär richtet: «Erkenntnisse aus dem Contact Tracing des Kantons Zürich wie auch das Update der Covid-Science-Task-Force zeigen, dass sich Ferienrückkehrer aus dem Balkan überdurchschnittlich oft mit Covid-19 infiziert haben.»
Entsprechend hätten auf den Intensivpflegestationen überdurchschnittlich viele Patientinnen und Patienten einen Bezug zum Balkan. Es ist bekannt, dass es sich bei der grossen Mehrheit auf Intensivstationen um ungeimpfte Personen handelt. Aus diesem Grund schliesst der Regierungsrat, dass die Impfquote in dieser Bevölkerungsgruppe zu tief sei, um eine solche Grossveranstaltung verantworten zu können.
Er empfinde es als seine Fürsorgepflicht, so der Regierungsrat weiter, dem aktuell erhöhten Ansteckungsrisiko in dieser Bevölkerungsgruppe entgegen zu wirken und diese zu schützen.
Festivalbesuchende hatten sich unter anderem auf die albanischen Mega-Stars Dhurata Dora, Evana Gjata oder Dardan gefreut.
Elvana Gjata @ alba Festival #albafestival #zurich #elvanagjata pic.twitter.com/QAvvrs6Vte
— alba Festival (@albafestival) August 2, 2021
(saw)
Einfach unverständlich, vor allem wenn man bedenkt, dass andere Festivalbetreiber mit deutlich mehr Einsicht auf die Absage ihrer Festivals reagiert haben.