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Fussball: Darum macht die Nati keine Werbung für die Impfkampagne des BAG

Die Spieler der Schweizer Nationalmannschaft werden nach ihrem Ausscheiden im Viertelfinal der Fussball Europameisterschaft 2020 am Flughafen in Zuerich empfangen, aufgenommen am Samstag, 3. Juli 2021 ...
Kevin Mabu, Ruben Vargas und Denis Zakaria – Posterboys für den Schweizer Fussball, aber nicht für die Impfkampagne des BAG.Bild: keystone

Die Nati wird nicht fürs Impfen werben – das steckt dahinter

Um die Impfkampagne weiter anzukurbeln, wollte das BAG die Schweizer Fussball-Nati als Botschafter gewinnen. Doch der Fussballverband winkte ab – Kampagnen seien exklusiv den Sponsoring-Partnern vorbehalten. Ein Hintertürchen gibt es aber trotzdem.
30.08.2021, 11:1130.08.2021, 12:15
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Die Impfkampagne des Bundesamts für Gesundheit (BAG) nimmt trotz steigender Fallzahlen und der möglichen Ausweitung der Zertifikatspflicht einfach nicht so richtig Fahrt auf. Aktuell sind in der Schweiz 51,7 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft – damit liegt die Impfquote so tief wie in keinem anderen Land in Süd- und Westeuropa.

Um der stockenden Impfkampagne etwas Schub zu verleihen, wollte das BAG gemäss der «SonntagsZeitung» die Schweizer Fussball-Nati dafür einspannen. Die Idee dahinter ist klar: Wenn sich die populären Nati-Stars Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka und Yann Sommer für die Impfung aussprechen würden, hätte das Signalwirkung. Bei Migrantinnen und Migranten wie auch bei den Skeptikern auf dem Land, so die Hoffnung des BAG.

Bereits vor der EM im Juni soll es eine erste Kontaktaufnahme gegeben haben, in der vergangenen Woche wurden weitere Gespräche geführt. Allerdings ohne Erfolg: «Kampagnen mit der Nationalmannschaft sind exklusiv unseren Sponsoringpartnern vorbehalten», erklärte Medienchef Adrian Arnold der «SonntagsZeitung». Wenn das BAG mit der Nationalmannschaft zusammenarbeiten wolle, könne es Sponsoringpartner werden.

Vor allem für den zweiten Teil der Aussage gab es heftige Kritik. «Wie offenbar im Fussball üblich geht es auch der Nati ums Geld», kritisierte Armin Müller, Mitglied der Chefredaktion des «Tages-Anzeigers», in einem Kommentar. In den Kommentarspalten und auf Social Media bliesen viele User ins gleiche Horn.

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Arnold sah sich gezwungen, sich für seine Aussage zu rechtfertigen. Seine Aussage sei von vielen fehlinterpretiert worden, erklärte er gegenüber dem «Blick». «Uns geht und ging es nie darum, mit einer Impfkampagne des Bundes Geld zu verdienen. Das möchten wir klarstellen und in aller Deutlichkeit betonen.»

Der SFV habe schlicht nicht die Rechte an den einzelnen Spielern, um sie für Kampagnen ausserhalb der offiziellen Nati-Partner einzusetzen. «Deshalb sind uns für eine solche Kampagne des Bundes die Hände gebunden.»

Switzerland's defender Manuel Akanji, speaks to journalists next to Adrian Arnold, left, head for the communication of the federation SFV during the Euro 2020 soccer tournament at the Tre Fontane ...
SFV-Medienchef Adrian Arnold bei der EM 2020 in Rom im Einsatz.Bild: keystone

Gegenüber der «SonntagsZeitung» erklärte Arnold, dass es aber doch noch einen Weg gebe, einzelne Nati-Stars für die Impfkampagne einzuspannen. «Es besteht für das BAG die Möglichkeit, einzelne Nationalspieler als Privatpersonen als Impfbotschafter zu gewinnen.» Diese Anfragen würden dann allerdings nicht über den Verband laufen, sondern direkt über die Managements der Spieler.

Letztlich sei es aber eine persönliche Angelegenheit jedes einzelnen Spielers, ob er an einer solchen Kampagne teilnehmen will oder nicht. Zahlen über die Impfquote in der Nati gibt es aktuell nicht. Vor der EM erklärte Teamarzt Martin Maleck allerdings, dass 90 Prozent der Delegation der Nati entweder geimpft (eine oder zwei Dosen; Anm. d. Red.) seien oder aufgrund einer Infektion noch genügend Antikörper hätten, um gegen eine erneute Ansteckung geschützt zu sein.

Trotz der Absage für die Kampagne will sich der SFV nicht gänzlich aus der Impfthematik raushalten. Nächste Woche wird der Schweizer Fussballverband zumindest eine Impfempfehlung an die rund 1500 Vereine der Schweiz verschicken. Damit erreicht der SFV «direkt oder indirekt» weit über eine halbe Million Schweizer, so Arnold: «Wir wollen dazu beitragen, das Virus zu stoppen. Wir haben ein Interesse daran, dass der Spielbetrieb in allen Ligen und Regionen unseres Landes aufrechterhalten bleibt.» (pre)

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101 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Special K
30.08.2021 11:38registriert August 2016
Vielleicht sollte sich der Verband daran erinnern, wie die Spieler beim Testen bevorzugt wurden, damit sie spielen konnten. Und auch daran, wieviel Geld die Vereine von der öffentlichen Hand für Ertragsausfälle erhalten haben.

Es kann mir niemand erzählen, dass man nicht eine Ausnahme hätte machen können. Ich glaube auch nicht, dass die Sponsoren etwas dagegen gehabt hätten.

Immer schön die Hand aufmachen, wenn es Geld abzugreifen gibt, aber selber ja nichts beitragen, das nicht unbedingt sein muss.
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Magnum
30.08.2021 11:24registriert Februar 2015
Keine Kooperation ohne Batzeli: bitzeli billig vom SFV.

An dieser Stelle sollten die Fussballfunktionäre uU mal wieder daran erinnert werden, dass die Folgekosten von Polizeieinsätzen rund um diesen Sport und seine Matches nicht zu 100% von den Vereinen getragen werden. Wenn man schon so strikte Prinzipien vertritt wie der SFV, sollten diese mE in beide Richtungen gelten.

Mein Fazit: Chance vergeben, sackschwach, gelbe Karte wegen Unsportlichkeit!
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aye
30.08.2021 12:23registriert Februar 2014
«Kampagnen mit der Nationalmannschaft sind exklusiv [den] Sponsoringpartnern vorbehalten. Wenn das BAG mit der Nationalmannschaft zusammenarbeiten wolle, könne es Sponsoringpartner werden. Der SFV habe schlicht nicht die Rechte an den einzelnen Spielern, um sie für Kampagnen ausserhalb der offiziellen Nati-Partner einzusetzen.»

Dann offeriert man dem Bund eben einen Sponsoringvertrag zum Symbolpreis oder verrechnet die Steuergelder welche z.B. für die Sicherheit bei Fussballspielen oder die Corona-Entschädigungen ausgegeben wurden.
Wenn sie wirklich wollten gäbe es bestimmt eine Lösung.
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