Es geht ein Gespenst um in Europa: In die kaum noch kontrollierbaren Flüchtlingsströme aus Syrien, Libyen und dem Irak mischen sich Dschihadisten, gelangen unerkannt in unsere Mitte und verüben Terroranschläge. Anfang Jahr hatte der italienische Innenminister Angelino Alfano genau dieses Szenario nicht ausschliessen wollen, obgleich es keinerlei Beweise dafür gab, wie er selbst einräumte.
Am Wochenende griff der jugendliche österreichische Aussenminister Sebastian Kurz dasselbe Thema auf und warnte gar vor einem Sicherheitsproblem: «Mein mazedonischer Amtskollege hat mich darauf hingewiesen, dass unter den Flüchtlingen, die sie registrieren, immer wieder rückkehrende Foreign Fighters dabei sind», sagte er.
Ein Facebook-Post zu demselben Thema ist fast 50'000 Mal geteilt worden. Die darin erwähnten «Fakten» sind frei erfunden, doch zeigt das Echo, dass in der Bevölkerung bei dem Gedanken ein gewisses Unbehagen vorhanden ist.
Was also ist dran an dem Horrorszenario? Experten monieren, die Informationen aus Mazedonien nicht überzubewerten, sondern vielmehr in ihrem aktuellen Kontext zu sehen:
Sollte der IS tatsächlich Anschläge im Westen planen – auch dafür gibt es keine handfesten Beweise – stellt sich zunächst die Frage, weshalb er zu diesem Zweck erst Leute nach Europa schleusen muss: Tausende Europäer sind in umgekehrter Richtung nach Syrien gereist, um sich den Terroristen anzuschliessen. Irgendeinen Weg würde der IS wohl finden, diese «Local Assets» in ihrer Heimat zu aktivieren. Zumal sich diese ungleich besser im Westen zurechtfinden, als ein syrischer oder irakischer IS-Kämpfer.
Was dem IS ohne grosses Zutun gelingt, ist Dschihadisten im Westen zu Gewalttaten zu inspirieren, wie die Terroanschläge in Paris und Brüssel gezeigt haben. Diese Leute operierten auf eigene Faust, ohne jemals Kontakt zum IS gehabt zu haben.
In anderer Hinsicht könnte eine Gefahr von einzelnen Flüchtlingen ausgehen, wie Terrorismus-Experte Albert Stahel gegenüber watson darlegt:
Während die Gefahr einer Infiltration nicht ausgeschlossen werden kann, gibt es keinerlei konkrete Hinweise. Experten befürchten, ohne Beweise dergleichen zu behaupten, könnte Ressentiments gegen Flüchtlinge schüren. Eine gewisse Sicherheit würde ein geordneter Aufnahmeprozess bieten, weil dann jeder Flüchtling sorgfältig registriert werden könnte. Dies würde allerdings legale Einreisemöglichkeiten bedingen, etwa über ein Botschaftsasyl, dessen Wiedereinführung der Nationalrat am Mittwoch abgelehnt hat.
Dir gefällt diese Story? Dann like uns doch auf Facebook! Vielen Dank! 💕
So wie es keine Beweise für solche böswilligen Absichten gibt, gibt es auch keine Gegenbeweise.