Herzmuskelentzündung: Deshalb kriegen unter 30-Jährige nur noch Pfizer/Biontech geimpft
Seit Anfang Dezember empfehlen die Eidgenössische Impfkommission und das Bundesamt für Gesundheit allen unter 30-jährigen Personen nur noch die Impfung von Biontech/Pfizer. Zwei Monate davor hatten Schweden und Finnland denselben Entscheid gefällt. Damals hiess es, dies sei eine Vorsichtsmassnahme, basierend auf Studien verschiedener Länder, die ein höheres Risiko für Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) bei jüngeren, vor allem männlichen Personen nach der Moderna-Impfung festgestellt hatten.
Lediglich doppelt so hohes Risiko
Inzwischen sind neue Studien zum Risiko der Herzmuskelentzündungen nach mRNA-Impfungen herausgekommen: Dass die Impfung das Risiko einer Herzmuskelentzündung erhöht, ist inzwischen unbestritten, laut einer israelischen Studie ist es bei Geimpften über 16 Jahre innerhalb von 20 Tagen nach der Impfung aber lediglich doppelt so hoch wie normalerweise.
Doch eine Herzmuskelentzündung ist nach einer Coronainfektion immer noch viermal wahrscheinlicher, als nach der Impfung - mit 11 Fällen auf 100'000 Personen statt 2.7 Fällen bei geimpften Personen, wie das deutsche Science Media Center berechnet hat.
Die Impfung darf nicht das höhere Risiko sein
Nicht so deutlich ist der Risiko-Unterschied, wenn nur unter 40-Jährige betrachtet werden. Londoner Forscher haben die Myokarditis-Fälle in der jüngeren Bevölkerung verglichen: Innerhalb von 28 Tagen nach einer Coronainfektion trat pro 100'000 Personen ein zusätzlicher Fall auf, als gewöhnlich in dieser Altersgruppe in anderen Jahren zu erwarten gewesen wäre.
Nach der ersten und zweiten Dosis von Biontech/Pfizer zusammen traten bei Geimpften hingegen nur 0.5 zusätzliche Herzmuskelentzündungen auf, als normalerweise zu erwarten gewesen wäre. Aber: Beim mRNA-Impfstoff von Moderna war das Myokardie-Risiko mit 2.3 Fällen pro 100'000 Personen höher als nach einer Coronainfektion.
Hier kippt also das Risiko-Nutzen-Verhältnis bei der Moderna-Impfung - allerdings nur für dieses einzelne Symptom der Herzmuskelentzündung und nicht beim gesamten Nutzen. Auch eine Studie aus Dänemark bestätigt den Befund.
Auch die Schweizer Heilmittelbehörde Swissmedic beobachtet die Herzmuskelentzündungen seit mehreren Monaten: 307 Verdachtsfälle gibt es bisher, das wäre knapp eine Herzmuskelentzündung auf 24'000 zweimal geimpfte Personen.
Swissmedic passt die Aussage auf der Website an
Auf der Website schreibt Swissmedic ebenfalls, dass bei der Moderna-Impfung das Risiko etwas höher als bei jener von Pfizer/Biontech sei. Genau wird das nicht ausgewiesen, Swissmedic schreibt dazu nur: «... wobei das Risiko für beide Impfstoffe deutlich geringer ist als für eine Myokarditis bei einer Covid-19-Erkrankung.»
Diese Studie sei bekannt, sagt Swissmedic Mediensprecher Lukas Jaggi: «Swissmedic evaluiert sie aktuell und wird insbesondere auch die Daten vertieft prüfen, sobald die Studie offiziell freigegeben ist. Wir sind daran, den Text zu ergänzen.» Dann würde darauf hingewiesen, dass je nach Impfstoff, Alter und Geschlecht das Risiko einer Myokarditis gegenüber einer Infektion erhöht sein könnte.
Meistens sind Männer betroffen
Die Entzündung des Herzmuskels tritt meist nach der zweiten Impfung auf, am häufigsten am vierten Tag danach und vermutlich spätestens nach zwei Wochen. In 75 Prozent der Fälle sind Männer betroffen, das mittlere Alter beträgt 37 Jahre. In der Schweiz sind bisher keine Todesfälle registriert worden.
Selbst bei schwereren Fällen ist die Behandlungsdauer meist kurz: In einer US-Studie mit 139 unter 20-jährigen Patienten mit Myokarditis nach einer mRNA-Impfung konnten diese das Spital im Durchschnitt nach zwei Tagen wieder verlassen. Jeder fünfte wurde auf der Intensivstation behandelt, aber niemand musste beatmet werden. (saw/aargauerzeitung.ch)