Zwangspause für die Schweizer Sprinterin Sarah Atcho: Die Waadtländerin teilt auf Instagram mit, dass sie an einer Perikarditis leidet, einer Entzündung der Membran, die das Herz bedeckt. Sie stellt einen Zusammenhang zur Auffrischungsimpfung her, die sie kurz zuvor erhalten hatte.
Die 26-jährige Atcho erklärte, dass sie am 27. Dezember, fünf Tage nachdem sie die dritte Dosis des Impfstoffs gegen Covid-19 erhalten hatte, erste Schmerzen in der Brust verspürte. Als die Symptome anhielten, suchte sie einen Kardiologen auf, der eine Perikarditis diagnostizierte. Damit die Entzündung zurückgehen kann, muss Atcho in den nächsten Wochen allzu starke Anstrengungen vermeiden.
Perikarditis ist eine Entzündung des Herzbeutels, bei der es zu einer Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel kommt. Meistens löst eine Virusinfektion oder eine bakterielle Infektion die Krankheit aus. Die Entzündung kann aber auch andere Ursachen haben.
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Die Schweizerische Zulassungsbehörde für Arzneimittel Swissmedic listet Verdachtsfälle von Perikarditis (Entzündung des Herzbeutels) und Myokarditis (Entzündung der Muskelschicht des Herzens) gemeinsam auf.
Bis jetzt sind bei Swissmedic 307 Verdachtsfälle gemeldet worden. 55 Fälle traten beim Impfstoff von Biontech/Pfizer auf, 270 mit jenem von Moderna – davon einer nach der dritten Impfung. 2 Fälle traten nach der Impfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson auf, bei den restlichen 10 Fällen ist der Impfstoff nicht bekannt.
Zur Einordnung: In der Schweiz wurden bis jetzt 5,9 Millionen Menschen vollständig geimpft, 2,9 Millionen haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten.
Deutlich am häufigsten verimpft wurde in der Schweiz das Vakzin von Moderna mit 9,4 Millionen Dosen. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer wurde bislang 5,4 Millionen Mal gespritzt, jener von Johnson & Johnson erst 57'024 Mal.
Ob die Impfstoffe die Reaktionen auslösen, wird international als unklar eingestuft – bei gesamthaft niedriger Melderate.
Es gibt einige Studien, welche die gemeldeten Verdachtsfälle von Perikarditis und Myokarditis ausgewertet haben. Die Daten deuten darauf hin, dass das Risiko einer Herzerkrankung nach der Impfung sehr gering ist. Meist scheinen die Nebenwirkungen einen milden Verlauf zu haben und von selbst wieder abzuklingen. Die Booster-Impfung wurde bei den Studien allerdings nicht berücksichtigt.
In einer grossangelegten Studie kamen britische Wissenschaftler der Universität Oxford zum Schluss, dass das Risiko einer Herzmuskelerkrankung aufgrund einer Sars-CoV-2-Infektion gar höher ist, als nach einer Impfung.
Die Forscher errechneten aus den Daten ein Risiko von zwei bis sechs Myokarditis-Fällen pro Million Menschen nach der ersten Dosis und zehn Myokarditis-Fälle nach der zweiten Dosis. Bei einer Infektion seien 40 Myokarditis-Fälle pro Million Menschen zu erwarten. Ausserdem sei bei den infizierten Personen auch ein erhöhtes Risiko für Perikarditis und Herzrhythmusstörungen beobachtet worden.
Dass eine Coronainfektion Herzerkrankungen auslösen kann, geht auch aus zwei kleineren Untersuchungen aus Deutschland hervor. Kardiologen aus Frankfurt sowie Forscher am Universitätsklinikum Frankfurt kamen bei ihren Untersuchungen zum selben Schluss: Eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 kann das Herz angreifen und womöglich Myokarditis sowie Perikarditis auslösen. In beiden Studien traten Schädigungen am Herz auch bei milden Verläufen auf.
Bislang sind der Swissmedic 11'467 Fälle über unerwünschte Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung gemeldet worden. In den meisten Fällen handelte es sich nicht um schwerwiegende Fälle. Am häufigsten von Nebenwirkungen betroffen waren Frauen oder Personen, die den Impfstoff von Moderna erhielten.
Die Erkrankung ist ein weiterer schwerer Schlag für die Romande, die nach zwei Saisons, die von Verletzungen und einer Depression geprägt waren, wieder ihr bestes Niveau erreichen will. Die Sprinterin dürfe ihren Herzschlag einige Wochen lang nicht erhöhen, damit sich ihr Herz von der Entzündung erholen kann. «Ich tue immer noch alles, was ich mit meinem Trainer tun kann, um meine Muskeln in Bewegung zu halten», schreibt die 26-Jährige auf Instagram. (cst/sda)
Es ist nur meine subjektive Betrachtung, aber am Schluss hat man die Qual der Wahl. Beide Wege sind mit einem gewissen Risiko verbunden. Bei älteren Personen sollte die Sache eigentlich klar sein, bei Jüngeren sieht es in meinen Augen nicht mehr so deutlich aus. Vor allem weil seit einigen Wochen, die so "seltenen" Herzerkrankungen häufiger auftauchen.
Ich wünsche dieser äusserst sympathischen Sportlerin, dass sie bald wieder erfolgreich an Wettkämpfen teilnehmen kann! Ganz gute Besserung liebe Sarah Atcho!
Dieses ständiges zwanghafte Verharmlosen der Impfnebenwirkungen der Medien schürrt nur grösseres Misstrauen.